A
aabär, - ä, - i, - s; aper, schneefrei; äs ischt aabär und d Huädäreiffä schtoossunt schee; es ist schneefrei und die Krokusse schiessen kräftig aus dem Boden.
aabrä, aabräti, ggaabrä(t); V; aper werden, schmelzen (bei Schnee); äs ischt lang ggangu bis ggaabrät het; es hat lange gedauert bis es aper geworden ist.
Ääbri, Ääbrinä; N; w; schneefreier Boden, schneefreie Stelle; mu gseet schoo ubärall d Ääbrinä; man sieht schon überall die schneefreien Stellen.
Aabufiischtri; N; w; Abenddämmerung; d Aabufiischtri chund jetz afu fruä; die Abenddämmerung bricht jetzt bereits früh herein.
Aabusitz, Aabusitza; N; m; Abendhock, als ein geselliges Beisammensein am Abend, früher oft verknüpft mit vorausgehendem Rosenkranzgebet oder Gemeinschaftsarbeit. Gelegentlich stattete man sich auch Besuche ab und nicht selten wurde Karten gespielt, ghengärtut und Boozugschichtä värzellt oder verbotenerweise sogar musiziert und getanzt. Vgl. Buch Einheimische erzählen von E. Jordan (1985), S. 79 – 82; hina gää wär umaal z Aabusitz; heute Abend gehen wir mal zum Abendhock.
aabusitzu, aabusitzti, ggaabusitzt; V; einen Abendhock abhalten, bei einem Abendsitz sein; wiär sii ga aabusitzu; wir sind zum Abendhock gegangen.
Aadra, Aadrä; N; w; 1. Ader; äs gid Aadrä und Weenä; es gibt Adern und Venen; in Zwischpäärgu gits Goldaadrä; in Zwischbergen gibt es Goldadern; 2. Begabung, Talent; daa hets appa un Aadra vam Vattär; da hat er wohl eine Begabung vom Vater.
aaltä, aaltäti, ggaaltä(t); V; älter werden, altern; där Benggär het ggaaltät; Benjamin ist älter geworden.
aaltvätt(ä)risch, - ä, - i, - us; altmodisch; äär hed us aaltvättrischus Gwand anggçhäbä; er hat ein altmodisches Kleid angehabt.
Aaltvoordru; N; Mz; Ahnen; där Aaltvoordru, der Ahne; d Aaltvoordra, die Ahnin; un Aaltvoordrä, ein Ahne; un Aaltvoordri, eine Ahnin; miini Aaltvoordru sind va Zwischpäärgu; meine Ahnen stammen aus Zwischbergen. Heute werden meistens die Bezeichnungen Aanu oder Voraanu bevorzugt.
äämdu, äämduti, ggäämdu(t); emden, Emd einbringen, einbringen des zweiten Heuschnitts; ich äämduti sobaald ds Wättär bessrät; ich würde emden sobald das Wetter bessert.
Äämper, Äämper od. Äämperi; N; s; Erdbeere; d Äämper sind hiir schoo riipfi; die Erdbeeren sind heuer schon reif.
Äämrich, Äämricha; N; m; Aprikose; äär hed nisch Äämricha va Wälschland prungu; er hat uns Aprikosen von Italien gebracht.
Aamu(n)t; N; s; Ez; Emd; wes naam Hewwu schee räggnut, de gits vill Aamunt; wenn es nach dem Heuen ergiebig regnet, dann gibt es viel Emd. Heute macht sich zunehmend eine Verkürzung auf Aamu bemerkbar.
Ääräscht; N; m; Ez; Ernst, Ernsthaftigkeit; äs ischt mär vollä Ääräscht; es ist mir voller Ernst.
Äärbis, Äärbissä(r); N; s; Erbse; hiitu z Mittág gits Äärbissä; heute zum Mittagessen gibt es Erbsen. Heute werden meistens die neueren Versionen Äärpsa, Äärpsä oder Äärpsli, Äärpslini verwendet.
Aarfluta, Aarflutä; N; w; Verkleinerungsform: Aarfluggji, Aarfluggjini; ein Arm voll; ich hä mu un Aarfluta Holz prungu; ich habe ihm einen Arm voll Holz gebracht.
Äärggina, Äärggina; N; w; Wald-Zwenke, Zwenkenkraut; als Hirggjini hei wär eppä oi Äärggina zwischunt di Tuimä gschpannt und därnaa dármig gipfiffu; als Hirten haben wir manchmal auch Zwenkenkraut zwischen die Daumen gespannt und anschliessend damit gepfiffen; duozumaal het mun d Äärggina giderrt und in di Bissaggjä gschtopft; damals hat man die Äärggina gedörrt und in die Bettsäcke (als Matratzen) gestopft.
Aari, Aarini; N; s; Steinadler, Raubvogel. Siehe dazu unter dem Begriff Giiri!
Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 38.
Äärpebu, Äärpebu od. Äärdbebu, Äärdbebu; N; s; Erdbeben; heid är ds Äärpebu oi gschpirt? habt ihr das Erdbeben auch verspürt?
Aars, Äärs; N; m; Gesäss, Hintern, Hinterteil (nur beim Menschen); ich tätschu cha du Aars; ich drehe euch meinen Hintern zu und klopfe darauf (als Zeichen meiner Abneigung). Die mittlere und jüngere Generation von heute kennt die Differenzierung zwischen dum Aars und dum Aarsch nicht mehr. Heute wird der Stinkefinger (ohne Worte) gezeigt. Synonyme: Hindra, Tossu.
Aarsch, Äärsch; N; m; Hintern, Hinterteil (bei Tieren), bei Gebrauch für den Menschen hat das Wort eine vulgäre Bedeutung; äär hed mu u Schuä in Aarsch ggä; er hat ihm einen Tritt in den Hintern versetzt. Synonyme: Fittlu od. Fittlo.
Aarschloch, Aarschlechär; N; s; 1. After, Darmausgang (vulgär); ich hä ds Aarschloch nit biwegt; ich habe nicht gefurzt; 2. Arschloch, Dummkopf; Aarschloch sellti mu z gçheinum sägä; Dummkopf sollte man zu niemandem sagen.
aarsil(l)u, aarsil(l)uti, ggaarsil(l)u(t); V; Gesäss schwenken, Hintern schwenken; wiä das Techtärli aarsilut, dä Botschu gçhijunt fascht d Oigu vircha; wie dieses Mädchen seinen Hintern schwenkt, den Jungen fallen beinahe die Augen aus dem Kopf!
Aaru, Aarma; N; m; Arm; miär tuät där Aaru wee; mir tut der Arm weh.
äärz od. äärdu; erz, sehr gross, riesen gross; dascht un äärz tummi Gschicht; das ist eine sehr dumme Geschichte; un äärdu liäbä Botsch; ein sehr lieber Bube.
Aatu; N; m; Ez; Atem; i gschpiru diinu Aatu; ich spüre deinen Atem.
ab Tätsch chu; vom Fleck kommen; dui chuscht nid ab Tätsch; du kommst nicht vom Fleck.
ábä, ábäti, ggábät od. ábggnu; V; abnehmen, verringern, kleiner werden; di Taga tiänd ábä; die Tage werden kürzer.
äba, äwa, japa; ach nein, ach was; äba, in dem Suuwwättär chumi wär appa nit; ach nein, bei dem Sauwetter kommen wir wohl nicht; japa, värgiss das! ach nein, vergiss das!
abär umúm; wieder einmal; äär ischt abär umúm gsuffnä; er ist wieder einmal besoffen.
áb(ä)redu, áb(ä)reduti od. reduti áb, ábgg(ä)red(u)t; V; verabreden, vereinbaren, abmachen; das hei wär ábggäredt; das haben wir abgemacht. Varianten: ábärredu, ábärreduti od. reduti áb, ábggärred(u)t.
Ábärellu; N; m; April (Monatsbezeichnung); där Ábärellu ischt u luinischä Maanut; der April ist ein launischer Monat. Heute wird Abríll bevorzugt.
Abärgloibu; N; m; Aberglaube; Abärgloibu hets allpot scho ggä und gits oi no hiitu; Aberglaube hat es immer schon gegeben und gibt es (verkappt) auch noch heute.
ábbaalzu, ábbaalz(u)ti od. baalz(u)ti áb, ábgibaalzut; V; abrechnen, abstreifen des Heus, welches lose hervorsteht (z. B. bei Heubürde oder Heustock); we mu ds Hew uisggmeissut und giburdinut het, het mu z letscht mid umu Rächu d loosu Hälini abgibaalzut; wenn man das Heu vom Heustock abgemeisselt und zu Bürden gebunden hat, hat man zuletzt mit einem Rechen die losen Halme abgestreift.
ábbiätu, ábbiätuti od. biätuti áb, ábgibottu; V; Einspruch erheben, Stillstand gebieten; schii het mu ábgibottu; sie hat Einspruch erhoben.
ábbutzu, ábbutzti od. butzti áb, ábgibutzt; V; 1. abwischen, abputzen; hescht du Tisch abgibutzt? hast du den Tisch abgewischt? 2. hart abweisen, rigoros abfertigen; daa hensch mi gçheerig abgibutzt; da haben sie mich hart abgewiesen.
ábchanzlu, ábchanzluti od. chanzluti ab, ábgchanzlut; V; tadeln, anfahren, attackieren (von oben herab mit Worten); hescht gçheert, wiä deer iisch abgchanzlut het? hast du gehört, wie der uns getadelt hat?
ábçhäschu, ábçhäschuti od. çhäschuti áb, ábgçhäschut od. ábchnäschu, ábchnäschuti od. chnäschuti ab, ábgchnäschut; V; abnagen; äär het ds Fleisch bis uf d Chnoçhä abgçhäschut; er hat das Fleisch bis auf die Knochen abgenagt.
ábçheischtu, ábçheischtuti od. çheischtuti ab, ábgçheischtu(t); Kartoffeln entkeimen; wiär sii d Häärdepfil ga abçheischtu; wir sind die Kartoffeln entkeimen gegangen. Siehe dazu auch çheischtä!
ábçhiälu, ábçhiälti od. çhiälti ab, ábgçhiält; V (transitiv); abkühlen; d Milch muäs mu naam Mälchu abçhiälu; die Milch muss man nach dem Melken abkühlen. Siehe dazu auch çhiälu!
Abçhirzuta, Abçhirzutä; Abkürzung; deer pçhennd alli Abçhirzutä; der kennt alle Abkürzungen. Heute verwendet man eher Abçhirzig, Abçhirzigä.
ábchnepfu, ábchnepfti od. chnepfti ab, ábgchnepft od. ábchnipfu, ábchnipf(u)ti od. chnipfti ab, ábgchnipft; V; abknöpfen, wegschnappen, auf listige Weise wegnehmen; das hets mu megu ábgchnepfu; das hat er ihm wegzuschnappen vermocht.
ábchratzu, ábchratzti od. chratzti ab, ábgchratzt; V; 1. abkratzen, etwas entfernen; hescht ds Iisch van dä Schiibu abgchratzt? hast du das Eis von den Scheiben abgekratzt? 2. sterben (vulgär); wenn deer umaal abchratzt, de gäänd nä de d Oigu no uif; wenn der mal stirbt, dann gehen ihnen dann die Augen noch auf.
ábchuälä, ábchuäläti od. chuäläti ab, ábgchuälä(t); V (intransitiv); abkühlen, kühl werden; äs het schee abgchuälät; es hat stark abgekühlt. Siehe dazu auch chuälä!
ábfaru, ábfarti od. farti ab, ábgfaru, far ab; V; verschwinden; far mär ab! verschwinde mir!
ábgäänund, - ä, - i, - s; abnehmend; im ábgäänundu Maanunt sellä mu d Wassärleitä nid machu; bei abnehmendem Mond solle man die Wasserleiten nicht erstellen bzw. ausbessern (Bauernregel).
ábgçhiju, ábgçhiiti od. gçhiiti áb, ábgçhiit; V; hinabfallen, hinabstürzen; iisch sind zwee Tuitini där d Felinä abgçhiit; uns sind zwei Schafe die Felsabgründe hinabgestürzt.
ábggärucht, - ä, - i, - s; schlimm, hinterlistig, unaufrichtig; äs ischt us ábggäruchts Pirschtli; es ist ein hinterlistiges Bürschchen.
Abggäruchti; N; w; Ez; Unaufrichtigkeit, Hinterlist; dascht bari Abggäruchti; das ist pure Hinterlist.
ábggwennu, ábggwennti od. gwennti áb, ábgiggwennt; V; entwöhnen, abgewöhnen; das cha mu schich ábggwennu; das kann man sich abgewöhnen.
ábggwetzt, - ä, - i, - s; abgenutzt, abgeschliffen, abgestumpft; dischi Bigçhischteina sind ábggwetzti vam Drubärloiffu; diese Natursteinpflasterung ist abgeschliffen vom Drüberlaufen.
ábgibutzt, - ä, - i, - s; skrupellos, kaltschnäuzig, unbarmherzig; äs ischt hald us ábgibutzts Gschpeischt; er/es ist halt ein skrupelloser Miesling.
ábgschlacht, - ä, - i, - s od. ábgschlagnä, - ni, - us; unaufrichtig, niederträchtig; dascht un ábgschlachtä Peisang; das ist ein unaufrichtiger Flegel.
ábgschliffu, ábgschliffnä, ábgschliffni, ábgschliffus od. ábgschlupft, - ä, - i, - s; schlau, durchtrieben, schlitzohrig, gerissen, hinterlistig, mit allen Wassern gewaschen; mit dem abgschliffnu Pirschtli muäscht uifpassä; bei diesem gerissenen Bürschchen musst du aufpassen; dascht un abschlupftä Kärli; das ist ein durchtriebener Kerl.
ábgschtannu, - s; abgestanden, ungeniessbar, verbraucht; ábgschtannus Wassär soll mu nimmä triichu; abgestandenes Wasser soll man nicht mehr trinken.
Abguscht od. Abgu; N; m; Ez; Beigeschmack bei Speisen oder Getränken; deer Wii hed un kurjoosä Abguscht; jener Wein hat einen sonderbaren Beigeschmack.
áblaffu, áblaff(u)ti od. laffti áb, ábgglaffu; V; auf Kosten anderer trinken; deer tuäd liäbär áblaffu wa zalu; der trinkt lieber auf Kosten anderer, als dass er bezahlen würde.
áblipfu, áblipf(u)ti od. lipf(u)ti ab, ábgglipft; V; abheben; hescht mär du Hafu abum Fiir ábgglipft? hast du mir den Hafen vom Feuerherd abgehoben?
áblotzä, áblotz(ä)ti od. lotzti ab, ábgglotzä(t); V; abschauen, kopieren, abschreiben; äär het mu allds ábgglotzät; er hat ihm alles abgeschrieben.
ábluggsu, ábluggsti od. luggsti áb, ábggluggs(u)t; V; listig wegnehmen, wegschnappen; welum hescht das umúm ábggluggst? wem hast du das wieder weggenommen?
ábmääju, ábmääti od. määti áb, ábggmäät; V; das letzte Stück Wiese mähen; wiär hei gad ábggmäät; wir haben gerade das letzte Stück Wiese abgemäht.
abmaartru (schi -), abmaartruti, abggmaartrut; V; sich martern, sich abkämpfen, sich sehr abmühen; äär het schi wäärli abggmaartrut; er hat sich wirklich abgemüht.
ábmärtu, ábmärtuti od. märtuti áb, ábggmärtut; V; feilschen (um den Kaufpreis zu senken); ich hä mus gçheerig megu ábggmärtu; ich habe es geschafft, ihm den Kaufpreis markant zu senken.
ábmiäku (schi -), ábmiäk(u)ti od. miäk(u)ti áb, ábggmiäk(u)t; V; sich abmühen, sich bemühen; schii tuät schi du gans Tag ábmiäku; sie müht sich den ganzen Tag ab.
ábmoorggsu, ábmoorggsuti bzw. moorggsuti áb, ábggmoorggsut od. ábmoorzggu, ábmoorzgguti bzw. moorzgguti áb, ábggmoorzggut; V; schonungslos herumpfuschen, unprofessionell hantieren; äs het d Schpiina usoo ábggmoorggsut, dasch jetz rinnt; er hat den Wasserhahn derart zugedreht, dass er jetzt rinnt. Varianten: moorggsu, moorzggu.
ábmurggsu, ábmurggsuti od. murggsuti áb, ábggmurggs(u)t; V; abklemmen, etwas unterbinden, zum Schweigen bringen, mundtot machen; äär het scha flugsch abggmurggsut, dasch niggs me het çhennu sägä; er hat sie sofort zum Schweigen gebracht, dass sie nichts mehr hat sagen können.
ábniidlu, ábniidluti od. niidluti áb, ábggniidlu(t); V; 1. abrahmen, entrahmen; iischi Schtiina geit ga d Milch ábniidlu; unsere Christine geht die Milch entrahmen; 2. das Beste vorwegnehmen; äär tuät gääru ubärall ábniidlu; er nimmt gerne überall das Beste vorweg.
Abschaalti, Abschaaltinä; N; w; Abzweigvorrichtung bei Wasserleite (meist ein Holzschieber); ds Haisi ischt ga d Abschaalti pscheibu; Hänschen ist die Abzweigvorrichtung der Wasserleite verschliessen gegangen.
ábschaffu, ábschaffti od. schaffti áb, ábgschafft; V; 1. abschaffen, aufheben, nicht mehr durchführen; denu Bruich het mu ábgschafft; jenen Brauch hat man abgeschafft; 2. abrechnen, begleichen; wiär hei midunánd no nid ábgschafft; wir haben mit einander noch nicht abgerechnet.
ábschiichlich, - ä, - i, - s; abscheulich, abstossend, hässlich; un ábschiichliçhi Affrúnta hei wär gçhäbä; ein abscheuliches Ereignis haben wir gehabt. Heute wird eher ábschiilich verwendet.
Abschiichu; N; s; Ez; Abscheu, Ekel; schii hed us äríchtigs Abschiichu vor Schlangjä; sie empfindet starke Abscheu vor Schlangen.
ábschlaa, ábschl(i)èngji od. schl(i)èngji áb, ábgschlagu; V; abschlagen, abstellen, unterbrechen; gang abu ga ds Wassär ábschlaa! geh und stell doch das Wässerwasser ab! i schlèngji ds Wassär ab; ich würde das Wässerwasser abstellen. Heute eher: ich schlääti ds Wassär ab.
ábschreegu, ábschreeguti od. schreeguti áb, ábgschreegut; V; abschrägen, schräg abschneiden; tuä mär á du Wegg us bitzji mee abschreegu! schräge mir doch den Keil ein wenig mehr ab!
ábschrenzu, ábschrenzti od. schrenzti áb, ábgschrenzt; V; abreissen; warfär hescht denu Zädul ábgschrenzt? warum hast du jenen Zettel abgerissen? Heute wird eher abschränzu verwendet.
ábschtaa, ábscht(i)èngji od. scht(i)èngji áb, ábgschtannu; V; abstehen, zu lange aufbewahren; u Suppa, wa z lang ábschteit chunt suiri; eine Suppe, die zu lange herumsteht (absteht) wird sauer.
ábschtroipfu, ábschtroipf(u)ti od. schtroipf(u)ti áb, ábgschtroipft; V; abrupfen, abreissen, pflücken; waa hescht dii Meijä ábgschtroipft? wo hast du diese Bergblumen gepflückt?
ábschwaartu, ábschwaartuti od. schwaartuti áb, ábgschwaartu(t); V; 1. enthäuten, Rinde vom Holz entfernen; Schpäck muäs mu zeerscht ábschwaartu, bivor mu nu värwurschtut; Speck muss man zuerst enthäuten, bevor man ihn zu Wurst verarbeitet; Zuilattä soll mu ábschwaartu, de pliibunsch bessär; Zaunstangen soll man entrinden, dann bleiben sie besser erhalten; 2. jemanden schlagen, arg verprügeln; zeerscht heinsch nu gçheerig ábgschwaartu und duo heinsch nu la gaa; zuerst hat man ihn tüchtig verprügelt und dann hat man ihn laufen lassen.
Abtag, Abtaga; N; m; Abwasserkanal; hiitu schtiichund usoo d Abtaga, äs chunt gwiss chun ga leidä; heute stinken die Abwasserkanäle dermassen, es wird sicher schlechtes Wetter geben.
Abtritt, Abtritta; N; m; Abort, Toilette; ds Mari muäss gschwind uf dun Abtritt, äs het du Schguisär; Marie muss schnell auf die Toilette, sie hat Durchfall; Synonyme: Heimlichkeit, Gabine, Schiissa (letzteres eher vulgär).
ábtschaarggu, ábtschaargguti od. tschaargguti áb, ábgitschaarggut; V; auslatschen, austreten, abnutzen (bei Schuhen); dii Schuä hescht de jetz gnuäg abgitschaarggut; diese Schuhe hast du dann jetzt genug ausgelatscht. Variante: tschaarggu.
abu od. á; gleich, eben, doch; tuä abu us bitzji pressíèru! beeile dich doch ein wenig! tuä mär á ds Liècht umprennu! zünde mir doch das Licht an!
äbu; eben, halt; ich chumu äbu nit; ich komme eben nicht.
Äbunaalti, Äbunaaltini; N; s; Jahrgänger; wiär zwee sii Äbunaaltini; wir zwei sind Jahrgänger.
abunándrä (schlaa); auseinander (schlagen), entzwei (schlagen); denu Schtei mièssi wär abunándrä schlaa; jenen Stein müssen wir in Stücke schlagen.
äbund, - ä, - i, - s; eben, flach (bei Gelände, Boden); hiä iss schwäär un äbundä Bodun z finnu; hier ist es schwer einen ebenen Boden zu finden; us äbunds Bodi lenggt fär z hirmä; ein ebenes Weideplätzchen genügt um zu rasten.
äbundúbär; eben (horizontal) hinüber, ohne Steigung hinüber; där Wägg geid äbundúbär; der Weg führt horizontal hinüber.
ábuntwennu, abuntwennti, abuntwennt; V; abgewöhnen; das mièssi wär mu ábuntwennu; das müssen wir ihm abgewöhnen. Variante: untwennu.
ábwaartä, ábwaartäti od. waartäti áb, ábggwaartä(t); V; abwarten, verwöhnen, sich kümmern; äär hed ra ubärall ábggwaartät; er hat sich überall um sie gekümmert.
ábwetzu, ábwetz(u)ti od. wetz(u)ti áb, ábggwetzt; V; abnutzen, abreiben, abstumpfen (im Gegensatz zu wetzu); was ischt cha das fär us abggwetzuts Biäli; was ist doch das für ein abgestumpftes Beil.
ábwirggu, ábwirgguti od. wirgguti áb, ábggwirggu(t); V; abwürgen, unterdrücken, abklemmen; das muäscht mu soford ábwirggu; das musst du ihm sofort abklemmen.
ábwurggu, ábwurgguti od. wurgguti áb, ábggwurggut; V; unwillig hinunterwürgen, mühsam verschlucken; trochunds Broot ábwurggu ischt míäsam; trockenes Brot hinunterwürgen ist mühsam.
ábzwacku, ábzwack(u)ti od. zwack(u)ti áb, ábgizwackt; V; abzwacken, abzweigen, abschneiden, abluchsen; das hescht mär abu megu abgizwacku; das hast du mir wieder abzuluchsen vermocht.
ácha; herüber; chum abu ácha! komm doch herüber!
Achär, Achra; N, m; Verkleinerungsform: Achärli, Achärlini; Acker; uf dän Alpju hets frièjär Achra ggä, wa Weizu ischt gwaggsu; auf Alpjen (Ortsname) hat es früher Äcker gegeben, wo Weizen gewachsen ist. Dies manifestiert sich auch im Ortsnamen Weizachra. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 282.
ächär; angelehnt, eine Spalte weit offen (leicht offen, nicht ganz geschlossen bei Fenster oder Türe); lach abu ds Pfeischtär us bitzji ächär! lasse doch das Fenster eine Spalte weit offen!
ächru, ächruti, ggächrut; V; Fenster oder Türe eine Spalte weit öffnen; äär het ds Pfeischtär bloossärli ggächrut; er hat das Fenster eine winzige Spalte weit geöffnet.
áçheeru, áçheerti od. çheerti á, á(ng)gçheert; V; einweisen; wiär hei ds Vee anggçheert und duä sindsch de va sälbu ggangu; wir haben das Vieh auf den Weg gewiesen und anschliessend sind sie von alleine gegangen.
Açhis; N; s; Ez; Milchessig, saure Käsemilch (als Zigerscheidemittel verwendet); Açhis entsteht, wenn man Sirwolta (Flüssigkeitsausscheidung des Zigers) im Açhisfass länger stehen lässt und durch Oxidation sauer werden lässt. Früher wurde manchmal auch durch Zugabe von wenig Eçhis (Essigsäure) nachgeholfen; ds Açhis het mun gwondli in umu Açhisfass uifbiwaart; den Milchessig hat man gewöhnlich in einem Daubenfass aufbewahrt.
Açhisfass, Açhisfässär; N; s; Verkleinerungsform: Açhisfassji, Açhisfassjini; Daubenfass (gross) zum Aufbewahren von Açhis (für saure Käsemilch od. Milchessig); us zärlächnäs Açhisfass chascht nimmä bruichu; ein undichtes Daubenfass kannst du nicht mehr gebrauchen.
áchotzu, áchotzti od. chotzti á, á(ng)gchotzt; V; ankotzen, ekeln, widerstehen; schii het mär ánggchotzt; sie hat mir angekotzt; äs chotzt mi á, daa z pliibu; es widersteht mir, dort zu bleiben.
ächt od. ächtig; wohl; was meind är ächtig? was meint er wohl?
áchu, áçhäämi od. çhäämi á, áchu; V; 1. ankommen; där Briäf ischt z schpaat áchu; der Brief ist zu spät angekommen; 2. berühren; ich hä mu kuim çhennu áchu; ich konnte ihn kaum berühren; 3. Anklang finden; dascht guäd áchu; das hat guten Anklang gefunden;
4. überkommen, übermannen, beschleichen, Lust bekommen auf etwas; äscht sus gat ds Jodlu áchu; er hat gerade Lust auf das Jodeln bekommen.
Affrúnta; N; w od. Affrúnt; N; m; Beleidigung, Zumutung, Skandal; äs ischt un Affrúnta gsi, mit dem zämu z sii; es ist eine Zumutung gewesen, mit jenem zusammen zu sein.
áfiiru, áfiiruti od. fiiruti á, á(ng)gfiiru(t); V; Feuer machen, Feuer entfachen, Feuer anzünden; tuä abu áfiiru! entzünde doch das Feuer!
Aftärtitschji, Aftärtitschjini; N; s; Nachspeise, Nachtisch, kleiner Imbiss vor dem zu Bette gehen; d Muätär het nisch ds Aftärtitschji prungu; die Mutter hat uns die Nachspeise gebracht.
afu; jetzt, nun, gleich, schon, bereits; ich bin afu us bitzji eednär heimggangu; ich bin bereits ein wenig früher heimgegangen.
agji, adji; adieu! auf Wiedersehen! lebe wohl! agji in är bussig! auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal!
Agretsch, Agretscha; N; m; Verkleinerungsform: Agretschji, Agretschjini; schmächtige Person; das sind allds numu Agretscha; das sind alles nur schmächtige Personen.
Agretschoi(g), Agretschoigu; N; s; Hühnerauge; mit dum Wättär schteits appa nit zum Beschtu, miis Agretschoig laad mär abär gçhei Ruä; mit dem Wetter steht es vermutlich nicht zum Besten, mein Hühnerauge lässt mir wieder keine Ruhe.
Agschi, Agschini; N; s; Axt; iischä Vattär het d Agschini no sälbu gschliffu; unser Vater hat die Äxte noch selber geschliffen.
ägschpräss; extra, absichtlich, trotz, speziell, eigens; das häni ägschpräss fär dich gmacht; das habe ich eigens für dich gemacht. Heute wird ägstra bevorzugt verwendet.
Agsla, Agslä; N; w; Achsel, Schulter; äär ischt mit dum Seili ubär där Agslu chu; er ist mit dem Seil über der Achsel angelangt.
Agsulholzji, Agsulholzjini; N; s; Holzstück, das sich bequem auf der Schulter tragen lässt; hiitu hescht us flotts Agsulholzji heimgitreit; heute hast du ein schönes Holzstück heimtragen.
áhä, áhengji od. hengji á, á(ng)gçhäbä; V; 1. anhaltend bitten, betteln, drängen; we mu imm no us bitzji mee áhengji, so çhäämi är; wenn man ihn noch ein bisschen mehr drängen würde, so käme er; 2. anhaben, tragen; schii hed u hipschä Rock anggçhäbä; sie hat einen schönen Rock angehabt. Variante: ángghäbä. Im Konjunktiv wird heute eher áhätti verwendet.
áhäärig, - ä, - i, - s; aufsässig, aufdringlich; äär ischt ra áhäärigä chu; er ist ihr aufdringlich geworden.
áhoiru, áhoir(u)ti od. hoir(u)ti á, á(ng)ghoiru; V; anschreien; schii heind unándrä zuä ángghoiru; sie haben einander ständig angeschrien.
Aichballa, Aichballä; N; w; Butterballen; iischum Hirggji ischt d Aichballa gitroolu; unserem Hirtenbub ist der Butterballen den Hang abgerollt.
Aichçhibji, Aichçhibjini; N; s; hölzernes Stossbutterfass zur Herstellung von Anken (Butter); d Aichçhibjini heinsch vor dä Aichfassjinu gibruicht; die Stossbutterfässer hat man vor den Drehbutterfässern benutzt.
Aichmilch; N; w; Ez; Buttermilch; un Ggutz chaalti Aichmilch, dascht appas Guätsch; eine kleine Menge kalte Buttermilch, das ist etwas besonders Gutes.
Aichu (í)siädu; Einkochen von Anken (Butter), unter Zugabe von Roggenbrotschnitten, was übermässiges Schäumen vermindern soll; als Nebenprodukt setzt sich bräunliches Gsigg auf dem Boden ab, die darüberliegende klare Butterschmelze wird in einen sauberen Kübel abdekantiert, wo sie dann erstarrt und haltbar gemacht wird; wiär hei dun Aichu ínggsottu; wir haben den Anken eingekocht.
Aichu íschlaa; Anken einschlagen (Butter konservieren, d. h. die tägliche Produktion gut auswaschen, in Metalleimer hineinkneten und mit frischem Wasser überdecken); wiär hei dun Aichu ínggschlagu und därnaa värchoift; wir haben den Anken in einem Metalleimer haltbar gemacht und anschliessend verkauft.
Aichu(m)broot, Aichu(m)brooti; N; s; Ankenbrot, Roggenbrot in Butter gekocht, was beim Aichusiädu als Nebenprodukt anfällt; fär us Aichumbroot sii wiär wiit ggangu; um ein Ankenbrot zu erhalten sind wir weit gelaufen. Siehe dazu auch unter Aichu siädu und Gsigg!
aichu, aichuti, ggaichu(t); V; Anken bzw. Butter produzieren; wiär hei hiitu nid mengun ggaichu; wir sind heute nicht in der Lage gewesen Butter herzustellen.
Aichu; N; m; Ez; Anken, Butter; frièjär hed mu dun Aichu, wa mu hed wellu värchoiffu gwondli zeerscht ínggschlagu; früher hat man den Anken, den man verkaufen wollte gewöhnlich zuerst eingeschlagen (haltbar gemacht). Die Bezeichnung Aichu wird heute meistens durch Buttär ersetzt.
Aich(u)fass, Aich(u)fässär; N; s; Verkleinerungsform: Aichfassji, Aichfassjini; N; s; hölzernes Drehbutterfass bzw. Butterschleuder (mit Kurbel, von Hand oder mit Wasser angetrieben) zur Herstellung von Butter; d Aichfassjini sind modeernär gsi wa d Aichçhibjini; die Drehbutterfässer sind moderner als die Stossbutterfässer gewesen.
Aichuschnitta, Aichuschnittä; N; w; Butterbrotscheibe; gimmär un Aichuschnitta! gib mir eine Butterbrotscheibe!
ál(l)aa, ál(l)iengi od. lengi á, á(ng)glaa; V; 1. anlassen, in Betrieb nehmen; äär het d Maschiina ángglaa; er hat die Maschine in Betrieb genommen; i liengi ds gliich Gwand á (heute eher: ich lääti ds gliich Gwand á); ich würde die gleiche Bekleidung anlassen;
2. zur Rede stellen; ich hä scha ángglaa; ich habe sie zur Rede gestellt; 3. sich einstellen, sich entwickeln; äs het schi guäd ángglaa; er/es hat sich gut eingestellt bzw. entwickelt.
Allärheiligu; N; Mz; Allerheiligentag (1. November), Gedenktag aller bekannten und unbekannten Heiligen; wes vor Allärheiligu ubär ds Wassär schniit, de het där Wintär eis Bei ab; wenn es vor Allerheiligen so viel schneit, dass die Bäche zugedeckt werden, dann ist der Winter schon halb durch (Wetterspruch).
Allärseelu; N; Mz; Allerseelentag (2. November), am Tag nach dem Hochfest von Allerheiligen wird das Gedächnis der Verstorbenen begangen, wobei die Gräber auf dem Friedhof geschmückt und kleine Kerzen bzw. Grablichter angezündet werden; z Allärseelu cha mu un Aplass gwinnu; an Allerseelen kann man (gemäss der katholischen Lehre) einen Ablass gewinnen.
al(l)égär; gut gelaunt, frisch, vital, munter (das italienische Fremdwort wurde früher oft benutzt); schii sind alli allégär gsii und und hent hipsch gsungu; sie sind alle gut gelaunt gewesen und haben schön gesungen.
ál(l)eggu, ál(l)eiti od. leiti á; á(ng)gleit; V; 1. Kleid anziehen; leitischt umaal us wullis Unnärliibji á, so tièngjischt di nit zuä ärçheltu; würdest du mal ein wolliges Unterleibchen anziehen, so würdest du dich nicht ständig erkälten; 2. Mist (mit Gabel) auf Wiese verteilen und zerkleinern; hiitu hei wär du gans Tag Buu ánggleit; heute haben wir während des ganzen Tages Mist auf der Wiese verteilt.
Ál(l)egguta, Ál(l)eggutä od. Ál(l)eggig, Ál(l)eggigä; N; w; Bekleidungsart, ungewöhnliche Kleideraufmachung; was het dii fär un Állegguta! was hat die für eine Kleideraufmachung! dischi Álleggig gfalld mär wäärli nit; diese Bekleidungsart gefällt mir wirklich nicht.
ál(l)eigu, ál(l)eiguti od. leiguti á, á(ng)glogu; V; anlügen; hescht mi umúm angglogu? hast du mich wieder angelogen?
Allmei, Allmeinä; N; w; Allmende, Gemeinbesitz, bestehend aus Weiden, Wälder und Alpen; vam eerschtu Braachu wäg hed mu ds grooss Vee uf d Allmei terffu triibu; vom ersten Juni an hat man das Grossvieh auf die Allmende treiben dürfen.
ál(l)oiffu, ál(l)oiffti od. loiffti á, á(ng)gluffu; V; kondensieren, beschlagen; di Pfeischtär sind ánggluffu; die Fensterscheiben sind beschlagen geworden.
allpot; ständig, dauernd, immer wieder; schii hed mi allpot gipschouwwt, abär ich hä scha nit pçhennt; sie hat mich ständig angeschaut, aber ich habe sie nicht gekannt.
alltschärlei, alltschi; allerlei; wiär hei alltschärlei zämuramisíärt; wir haben allerlei zusammengerafft.
älluw, - ä, - i, - s; gelbbraun, fahlgelb; miinä Vattär het gääru älluwi Tuitini gchoift; mein Vater hat gerne gelbbraune Schafe gekauft.
allwäärd, - ä, - i, - s; unartig, launisch; wes sus gad áchunnt, de iss us allwäärds Niri; wenn es ihn gerade überkommt, dann ist er ein unartiger Tölpel.
allziig; stets, immer wieder, dauernd, fortwährend; das fremd Manndji hed mär allziig wellu Gääld gä, abär ich hä mus nid ábggnu; jener fremde Mann hat mir dauernd Geld geben wollen, aber ich habe es ihm nicht abgenommen.
alpu, alp(u)ti, ggalpu(t); V; Vieh auf der Alpe sömmern; iischä Ettär Jóhann hed uf Figinu ggalput; unser Onkel Johann hat auf Figinu (Ortsname der Alp) das Vieh gesömmert. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 262.
Alpumanngji, Alpumanngjini od. Alpumandji, Alpumandjini; N; s; Alpenmännlein, Verkleinerungsform vom wilden Alpenmann, der oft auch als grüner, ungepflegter Mann beschrieben wird. Gemäss früher weit verbreitetem Aberglaube des Volkes war diese Figur besonders gefürchtet wegen Entführung von Kindern oder Vieh; iischi Muama het vill gibättut und uf allä Wägu ds Chriiz gmacht, fär dasch emäl dits Alpumanngji mächti gvärtriibu; unsere Tante hat viel gebetet und auf allen Wegen das Kreuzzeichen gemacht, damit sie das Alpenmännlein zu verbannen vermöge. Vgl. E. Jordan, Einheimische erzählen (1985), S. 122.
Altaardiänär, Altaardiänär(a) od. Aaltärdiänär, Aaltärdiänär(a); N; m; Ministrant; duäzumaal heint d Altaardiänär no ds Konfíteor uissuwennig miässu çhennu; früher mussten die Ministranten noch das lateinische Glaubensbekenntnis (Confiteor) auswendig beherrschen. Die Bezeichnung Altaardiänär wird heute meistens nicht mehr verwendet, heute benutzt man dafür das Wort Mässdiänär.
altärggé; anders als, ungewöhnlich, ausserordentlich (italienisches Fremdwort, das von älteren Personen oft verwendet wird); z Duäm hed mun de no altärggé çhennu märtu; in Domodossola hat man dann noch anders als hier (besser) feilschen und handeln können.
Alúsa, Alúsä; N; w; Ahle; çhenntischt mär abu d Álusa áchagä, ich mangluti us Loch z machu; könntest du mir gleich die Ahle herüberreichen, ich sollte ein Loch stanzen.
ambärdíäru, ambärdíärti, ambärdíärt od. am(m)ärdíäru, am(m)ärdíärti, am(m)ärdíärt; V; belästigen, plagen, necken; dui ambärdíärscht mi umúm; du belästigst mich wieder.
á(m)bengju, á(m)bengjuti od. bengjuti á, á(nn)gibengjut; V; anschlagen, anknallen; schii hend mit dä Schuonu an ds Tiri ánngibengjut; sie haben mit den Schuhen an die Türe geknallt.
á(m)bränntä, á(m)bränntäti od. bränntäti á, á(nn)gibränntät; V; 1. anbrennen (an Pfanne); di Pulénta het mär gçheerig ánngibränntät; die Polenta ist mir tüchtig angebrannt; 2. hinausschieben, verzögern, aufschieben; dii laad niggs lang la ambränntä; die schiebt nichts lange auf; 3. für Übel nehmen, ein Dorn im Auge sein, ein Ärgernis sein; das het mär schoo lang ánngibränntät; das ist mir schon lange ein Dorn im Auge.
á(m)briäju, á(m)briäti od. briäti á, á(nn)gibriät; V; anbrühen, mit kochendem Wasser übergiessen; duozumaal het mun d Wäsch im Buichhuis ánngibriät; dazumal hat man die Wäsche im Wäschehaus angebrüht. Siehe dazu auch briäju!
améntumggúntu; schlussendlich, letztlich; améntumggúntu sii wär mus do no gsi; schlussendlich haben wir es doch noch geschafft; wiär hei de amentumgguntu oi no appas z sägä; wir haben dann schlussendlich auch noch etwas zu sagen.
á(m)machu, á(m)määçhi od. määçhi á, á(ng)gmacht; V; mischen, anrühren, zubereiten; äär hed um Bäruta Pflaschtär ánggmacht; er hat einen Stosskarren voll Mörtel angerührt. Die alte Konjunktivform määçhi á wird heute nur mehr selten verwendet, heute wird meistens die neuere Form machti á benutzt.
ámuätu, ámuätuti, ánggmuätut; V; zumuten; dem hescht z vill anggmuätut; dem hast du zu viel zugemutet.
anärbiätu (schi -), anärbiätuti, anärbottu; V; anbieten, Angebot machen; äs het schich ánärbottu; er/es hat sich anerboten.
Ändrä, Ändri; N; Mann / Frau ennet (nördlich) des Simplonpasses; duozumaal het mu mit dä Ändru weenigär z tuän gçhäbä wädär mit dä Wältschu; dazumal hat man mit den Leuten nördlich des Simplonpasses (geschäftlich) weniger zu tun gehabt als mit den Italienern.
á(n)drääju, á(n)drääti od. drääti á; á(nn)gidräät; V; 1. andrehen, anschrauben, anziehen; tuä d Schtruibä nit z vill andrääju! drehe die Schrauben nicht zu stark an! 2. aufschwatzen, aufdrängen; was hescht mär daa megu anngidrääju? was hast du mir da aufzuschwatzen vermocht?
Andrees; N: Andreas (Männername); Verkleinerungsform: Andreessji; iischärs Andreessji will nid waggsu; unser kleiner Andreas will nicht wachsen.
andruschi; des anderen; i wellti ni eischi no andruschi; ich möchte weder des einen noch des andern haben. Siehe auch unter eischi!
á(ng)gheitrut, - ä, - i, - s; beschwipst, leicht betrunken; hína bischt us bitzji ánggheitruts; heute Abend bist du ein wenig beschwipst.
á(ng)glägu; gelegen sein bzw. kommen, ein Bedürfnis sein, stimmig sein; dascht mär jetz ángglägu, das är chumät; das ist mir jetzt dienlich, dass ihr kommt; das chund mär gad ángglägu, dich z gsee; das kommt mir gerade entgegen, dich zu sehen. Variante: glägu sii.
á(ng)gschir(r)u, á(ng)gschir(r)uti od. gschir(r)uti á, á(nn)gigschir(r)ut; V; anschirren, einem Zugtier das Geschirr anziehen; äär tuät gat ds äRoss ánggschiru; er schirrt gerade das Pferd an.
ännär, ändrä, ändru, ändri, annärs; weiter drüben, weiter entfernt liegend; wiär gää hiitu in d ännär Weid ga ds Vee hiètu; wir gehen heute in die weiter entferntere Weide das Vieh hüten.
á(nn)gä, á(nn)gääbi od. gääbi á, á(n)ggä; V; 1. angeben, anzeigen, melden, belehren, bluffen, prahlen; tuä nid usoo ánngä! gib nicht so an! 2. sich erinnern; ich mag mi ánngä; ich mag mich erinnern; auch: ich mag mi gä; ich vermag mich zu erinnern.
á(nn)gaa, á(nn)g(i)èngi od. g(i)èngi á, á(n)ggangu; V; 1. angehen, betreffen, tangieren; das geit dich niggs á; das geht dich nichts an; we mich das nid anngíèngi, de schwigti; wenn mich das nicht betreffen würde, dann würde ich schweigen. 2. es darauf ankommen lassen, es bleiben lassen, es gut sein lassen, es dabei belassen, darauf verzichten, davon absehen, abgegolten sein, nichts einwenden (als Kompromiss); lää wärs la ánngaa (heute eher: lää wärs la ágaa); lassen wir es gut sein.
á(nn)gattigu, á(nn)gattiguti od. gattiguti á, á(nn)gigattigut; V; in die Wege leiten, an die Hand nehmen, beginnen, zuwege bringen, unternehmen; hescht no niggs megu ánngigattigu? hast du noch nichts zu unternehmen vermocht?
á(nn)gennglich, - ä, - i, - s; ansteckend; där Mops ischt un ánngenngliçhi Chrangçheit; der Mumps ist eine ansteckende Krankheit.
á(nn)graamu, á(nn)graam(u)ti od. ğraam(u)ti á, á(nn)gigraam(u)t; V; anschmiegen, aufsässig werden; schii sind unándrä ánngigraamt; sie haben sich aneinandergeschmiegt.
á(nn)gundlu, á(nn)gundluti, gundluti á, á(nn)gigundlut od. á(n)gguntlu, á(n)gguntluti, gguntluti á, á(nn)gigguntlut; V; kleiner Zugkeil (mit Ring) ins Holz einschlagen; wiär hei di Titschjini ánngigundlut und umbríchagschreckt; wir haben die Holzstücke mit einem Zugkeil beschlagen und heruntergezogen.
ännuna; jenseits, drüben; schii ischt ännuna; sie ist drüben.
anoort tuä; am richtigen Ort versorgen; tuä mär abu ds Gschirr anoort! versorge mir doch das Geschirr!
Ántheis, Ántheissa; N; m; Bittprozession; mooru gää wär z Ántheis; morgen gehen wir zur Bittprozession.
á(n)träägu (schi -), á(n)treiti od. treiti á, á(nn)gitreit; V; sich anerbieten, sich bereit erklären, sich zur Verfügung stellen; d Muama het schi ánngitreit, dum Mämmi chun ga z lotzä; die Tante hat sich anerboten, dem Säugling aufzupassen.
ántru, ántruti, ggántru(t); V; spöttisch nachahmen, nachäffen, äs tuäd mi pschtändig antru; er äfft mich ständig nach.
á(n)tutschu, á(n)tutschuti od. tutschuti á, á(nn)gitutsch(u)t; V; anprallen, anstossen, anfahren; weni diär jetz ántutschuti, gääbis u Suwwärii; wenn ich dir jetzt anprallen würde, gäbe es eine Sauerei.
Anzállnisch od. Zallnisch; N; s; Ez; Lohn, Vergeltung, Abgeltung; als Zallnisch hei wär Choscht und Loschii pärchú; als Lohn haben wir Kost und Logie erhalten.
á(n)zintu, á(n)zintuti od. zintuti á, á(nn)gizíntu(t); V; anzünden, entfachen; wiär hei ds Fiir ánngizíntut; wir haben das Feuer angezündet.
apaarti; besonders; äs hed nid apaarti vill gschniit; es hat nicht besonders viel geschneit.
apaartig, - ä, - i, - s; ausserordentlich, eigenartig, sonderbar, extra, speziell; das ischt un apaartigä Huät; das ist ein spezieller Hut.
Apaartigs; N; s; Sonderbares, Spezielles; wiär hei nid Apaartigsch z sägä; wir haben nichts Sonderbares mitzuteilen; das ischt appas Apaartigsch; das ist etwas Spezielles.
apáll; hebelartig (zugleich einer vorne und einer hinten, gegenüber); wiär hei mit dum Zapii apáll unnär di Buura gigriffu; wir haben mit der Sapine hebelartig unter den Baumstamm gegriffen (um ihn zu bewegen).
Äpni, Äpninä; N; w; Ebene, ebener Platz, Talebene; hiä in där Äpni geits sääftär z loiffu; hier in der Ebene fällt es leichter zu laufen.
appa; etwa, wahrscheinlich; dascht appa nid waar; das ist wahrscheinlich nicht wahr.
appas od. eppis; etwas; die wohl ältere Form appas wird heute nur mehr selten verwendet, heute wird meist eppis bevorzugt; iischi Muama värzelld nisch appas van duozumaal; unsere Tante erzählt uns etwas von dazumal; das choschtut de eppis; das kostet dann etwas. Heute wird meist eppis verwendet.
apseluite; absolut, eindeutig, unbedingt, ganz und gar; das gfalld mär apseluite nit; das gefällt mir absolut nicht.
äraarnä, äraarnäti, äraarnä(t); V; büssen, abgelten; das mièssi wär appa no äraarnä; das müssen wir wahrscheinlich noch büssen; was där Chopf värgisst, mièssunt di Bei äraarnä; was der Kopf vergisst, müssen die Beine büssen.
áraatu, áraatuti od. raatuti á, á(n)gg(ä)raatu bzw. árraatu, árraatuti od. raatuti á, ánggärraatu; V; anraten, empfehlen; ich wellti där árraatu, das nit z machu; ich würde dir anraten, das nicht zu tun; schii hend mär ánggäraatu; sie haben mir angeraten. Das starke Rollen des ‚r‘ ist heute nur mehr sehr selten zu hören.
áranzu, áranz(u)ti od. ranz(u)ti á, á(n)gg(ä)ranzt bzw. árranzu, árranz(u)ti od. ranz(u)ti á, ánggärranzt; V; grob anreden, anpöbeln, zur Rede stellen; dii hed mi pfellig fräch ánggäranzt; die hat mich ziemlich frech angepöbelt. Das starke Rollen des ‚r‘ ist heute nur mehr sehr selten zu hören.
ärbäsmu, ärbäsmuti, ärbäsmut; V; stürzen, straucheln; wani hä wellu loiffu, hets mi leschtärli ärbäsmut; als ich laufen wollte, bin ich fürchterlich gestürzt.
ärbeitu, ärbeituti, ggärbeitut; V; erwarten, abwarten; weni allds wellti ärbeitu, so hengji wär no niggs ärreicht; wenn ich alles abwarten wollte, so hätten wir noch nichts erreicht; wiär hei sus nimmä megu ggärbeitu; wir haben es nicht mehr abzuwarten vermocht. Siehe auch unter beitu!
ärbellu, ärbell(u)ti, ärbellt; V; zittern, erschüttern; ds gans Hiischi hed ärbellt; das ganze Haus hat gezittert; d Loiba ärbellt schampar; die Terrasse zittert heftig.
ärbleiçhä, ärbleiçh(ä)ti, ärbleiçh(ä)t; V; erblassen, blass werden; schii ischt gad usoo ärbleiçhät; sie ist gerade so erblasst.
ärbrääwu (schi -), ärbrääw(u)ti, ärbrääw(u)t; V; sich bewegen, entwickeln, entfalten, vorankommen; ds Chruit tuät schi hiir nid ärbrääwu; das Gras wächst dieses Jahr nicht.
ärbrächu (schi -), ärbrichti, ärbrochu; V; sich einen Bauchdeckenbruch oder Leistenbruch zuziehen; äär het schi ärbrochu; er hat sich einen Bauchdeckenbruch zugezogen.
ärçheeru, ärçheer(u)ti, ärçheert; V; bekehren, umwenden, zurechtweisen; gang mär abu ds Neeschi ga ärçheeru! geh und wende mir doch die Ziege zurück! in där Rekruituschuäl megunsch no mengu ggärçheeru; in der Rekrutenschule wird noch mancher zurechtgewiesen.
ärçheltu, ärçheltuti, ärçheltut; V; erkälten; ich hä mi schee ärçheltut; ich habe mich stark erkältet. Variante: värçheltu.
ärchlipfu, ärchlipfti, ärchlipft; V; erschrecken; jetz hescht mi ärchlipft; jetzt hast du mich erschreckt!
ärchú, ärçhäämi, ärchú; V; konsternieren, bestürzen, enttäuschen, für Übel nehmen; äs hed mi ärchú; ich bin enttäuscht worden.
ärchuälä, ärchuäläti, ärchuälät; V; abkühlen, kühl werden, kälter werden; äs mag hiitu nit ggärchuälä; es vermag heute nicht abzukühlen.
ärdólä, ärdóläti, ärdólät; V; (er)dulden, akzeptieren; megid är sus nit ggärdólä? vermögt ihr es nicht zu dulden.
áreisu, áreis(u)ti od. reis(u)ti á, á(n)ggäreist bzw. árreisu, árreis(u)ti, ánggärreist; V; 1. flicken, reparieren; us Hiischi árreisu git vill Aarbeit; ein Haus reparieren gibt viel Arbeit; 2. aufhetzen; schii hent mär ds Hintschi ánggäreist; sie haben mir den Hund aufgehetzt; 3. anreisen; ich reisu mit där Poscht á; ich reise mit dem Postauto heran. Das starke Rollen des ‚r‘ ist heute nur mehr sehr selten zu hören.
ärfallu, ärfallti, ärfallu; V (intransitiv); abstürzen, hinunterfallen; pas uif, dass nit geischt ga ärfallu! pass auf, dass du nicht abstürzest.
ärfellu, ärfellti, ärfellt; V (transitiv); jemanden oder etwas hinunterkippen, entsorgen, beenden; wiär gää du Fasnacht ga ärfellu; wir gehen die Fastnacht beenden (mit Glockengeläute ausläuten); ds Pfuäl sellti mu nimmä in di Gçhitta ga ärfellu; den Kehricht sollte man nicht mehr in der Felsspalte entsorgen.
ärfuilä, ärfuil(ä)ti, ärfuilät; V; faul werden, verfaulen; iisch sind d Epfja ärfuilät; uns sind die Äpfel verfault.
ärgä (schi -), ärgääbi, ärgä; V; 1. sich ergeben, aufgeben, davon ablassen; ich hä mi ärgä; ich habe aufgegeben; 2. ergiebig sein; das ärgíd no pfellig; das ist noch ziemlich ergiebig;
3. sich erinnern; magscht di no an du Ettär Johann ärgä? vermagst du dich noch an Onkel Johann zu erinnern? jäjaa, ich mag mi no gä! ja, ja, ich kann mich noch erinnern!
ärgaa, ärg(í)èngi, ärgángu; V; verganden, eingehen, verloren gehen; we mu d Wäga nimmä bruicht, de ärgäänsch; wenn man die Wege nicht mehr benützt, dann gehen sie ein; in dä neeschtu Jaaru ärgäänd uschuppu Briich; in den nächsten Jahren gehen viele Bräuche verloren. Heute wird eher ärgääti verwendet.
ärgaaltä, ärgaaltäti, ärgaaltät; V (intransitiv); nachlassen der Milchproduktion bei Kuh oder Ziege; d Çhiä tiänd lanngsam ärgaaltä; die Kühe geben allmählich weniger Milch.
ärgattru, ärgattruti, ärgattrut; V; ergattern, erstehen, erobern, aneignen, in Besitz nehmen; waa hescht das Gguiti ärgattrut? wo hast du dieses Messer ergattert?
ärgeltu, ärgeltuti, ärgeltut; V (transitiv); drosseln der Milchproduktion (durch nicht mehr Ausmelken des Tieres); dii Çhiä, wa no nid ärgaaltät sind, mièssi wär jetz ärgeltu; die Kühe, welche noch nicht galt geworden sind, müssen wir jetzt trocken stellen. Siehe auch unter maalu!
ärgetzu, ärgetz(u)ti, ärgetzt od. ärjetzu, ärjetz(u)ti, ärjetzt; V; genug haben von etwas, einstellen, aufhören, überdrüssig werden; hescht di no nid ärjetzt? hast du noch nicht genug bekommen? Siehe dazu auch pjäntíäru!
ärgoischtru, ärgoischtruti, ärgoischtru(t) od. ärgoischtilu, ärgoischtiluti, ärgoischtilu(t); V; aufrütteln, aufwecken, durcheinanderbringen, verwirren, beunruhigen; das hed mi gçheerig ärgoischtrut; das hat mich gewaltig durcheinandergebracht.
ärgollju, ärgolljuti, ärgollju(t); V; durchschütteln, aufrühren, mischen einer Flüssigkeit; Mämmini selti mu nid ärgollju; Säuglinge sollte man nicht durchschütteln; wennt d Niidla z vill ärgolljuscht gits de Aichu; wenn du die Neidel zu viel schüttelst gibt es dann Anken (Butter).
ärgruänä, ärgruänäti, ärgruänät; V; ergrünen, grün werden (Vegetation); hiir mags appa nit so fruä ggärgruänä; dieses Jahr wird die Vegetation wohl nicht so früh ergrünen.
ärgúslu, ärgúsluti, ärgúslut; V; stressen, stochern, zwickern, elektrisieren; das het mi jetz gçheerig ärgúslut; das hat mich jetzt tüchtig gestresst.
ärhánä, ärhánäti, ärhánät; V; nachlassen, mutlos werden, aufgeben; lachs numu la gaa, äs ärhánät de schoo no; lass ihn nur ziehen, er gibt dann schon noch auf.
ärheichu, ärheichti, ärheicht; V; erhängen; där aarum Tropf het schi ärheicht; der bedauernswerte Typ hat sich erhängt.
ärhírmä, ärhírmäti, ggärhírmä(t); V; kurz ausruhen; ich hä nid megu ggärhírmä; ich habe nicht auszuruhen vermocht. Siehe dazu auch unter hirmä!
ärhoiru, ärhoir(u)ti, ärhoir(u)t; V; sich verständigen durch lautes Zurufen; wägum Ğrampóll hänis nid megu ggärhoiru; wegen dem Polterlärm habe ich ihn nicht zu rufen vermocht.
ärjetzu, ärjetz(u)ti, ärjetzt od. ärgetzu, ärgetz(u)ti, ärgetzt; V; genug haben von etwas, einstellen, aufhören, überdrüssig werden. Siehe dazu auch unter ärgetzu!
ärlächnä, ärlächnäti, ärlächnät; V; leck werden, wasserdurchlässig werden (bei Holzgefässen, wenn sie eintrocknen); fill abu maal di Bochta mid Wassär, sucht ärlächnätsch! fülle doch mal den Bottich mit Wasser, sonst trocknet er aus und wird wasserdurchlässig! Variante: zärlächnä, zärlächnäti, zärlächnät.
ärlädru, ärlädruti, ärlädru(t); V; zur Erschöpfung ermüden, zermürben, schwer stürzen; das magnisch nit ggärlädru; das vermag uns nicht zu zermürben.
ärlädrut, - ä, - i, - s; erschöpft; wiär sii ganz ärlädruti gsi; wir sind ganz erschöpft gewesen.
ärlascht, - ä, - i, - s; ausgelöscht, erlöscht (Licht); ds Liècht ischt ärlaschts; das Licht ist ausgelöscht.
ärleschu, ärleschti, ärlescht; V; erlöschen; wennd mär ds Liècht ärleschtit, de hätti jetz Ruä; wenn du mir das Licht erlöschen würdest, dann hätte ich jetzt Ruhe.
ärlicku, ärlickti, ärlickt; V; erblicken, begreifen, herausfinden, merken; schii het sus ärlickt; sie hat es begriffen.
ärliiru, ärliir(u)ti, ärliir(u)t; V; umwerfen, umfallen; in deer Ğletti ärliiruts eis gääru; bei dieser Glätte fällt man leicht zu Boden.
ärliwwä, ärliww(ä)ti, ärliwwät; V; ausruhen; wiär hei no nid megu ggärliwwä; wir haben noch nicht auszuruhen vermocht.
ärmíäku (schi -), ärmiäk(u)ti, ärmiäkt; V; ermüden, abmühen; dii Aarbeit ärmièkud eis schampar; jene Arbeit ermüdet einen sehr; schii tuät schi ärmiäku; sie müht sich ab.
ärmottu, ärmottuti, ärmottut; V; bewegen, sich rühren; äär tuät schi nid ärmottu; er rührt sich nicht.
ärmuggsu (schi -), ärmuggs(u)ti, ärmuggst; V; mucksen, sich bemerkbar machen durch leises Geräuch oder schwache Bewegung; äs het schi nid ärmuggst; er hat sich nicht bemerkbar gemacht.
ärniächträ, ärniächträti, ärniächträt; V; ernüchtern, nüchtern werden; bischt no nid ärniächträt? bist du noch nicht nüchtern geworden?
ärniässu, ärniässti, ärnossu; V; niesen; äär het schi luid ärnossu; er hat laut geniest.
Arnika; N; w; Ez; Arnika, Berg-Wohlverleih (Blume), wird zur Herstellung von Arnikuschnaps verwendet (Blüten in Schnaps eingelegt), das Hausmittel wird zum Einreiben bei Gliederschmerzen verwendet; iischi Muätär ischt ga Arnika läsu; unsere Mutter ist Arnika sammeln gegangen.
ärschaalt, - nä, - ni, - s; Muskelkater haben, verkrampft sein (Muskelschmerzen); ich bi hiitu schee ärschaalts wägu geschtär; ich habe heute starken Muskelkater wegen gestern.
ärschnuifä, ärschnuif(ä)ti, ärschnuifät; V; verschnaufen, innehalten und Atem holen, aufatmen, zur Ruhe kommen, ausruhen; wennd umaal us bitzji ärschnuiftit, de määgischt därnaa bessär; wenn du mal ein wenig verschnaufen würdest, dann wärst du danach besser bei Kräften.
ärschtellu (schi -), ärschtellti, ärschtellt; V; innehalten, kurz anhalten, verharren; äs het schi kuim ärschtellt; er hat kaum innegehalten.
ärschwicku, ärschwickti, ärschwickt; V; äusserst kurz erblicken und wieder schnell aus den Augen verlieren; ich hä scha numu bloos ärschwickt; ich habe sie nur ganz kurz erblickt.
Siehe dazu auch värschwicku!
ärsuirä, ärsuir(ä)ti, ärsuirät; V; versauern, sauer werden; där Wii ischt nisch ärsuirät; der Wein ist uns sauer geworden.
ärtädrä, ärtädräti, ärtädrät; V; erschrecken, erschrocken hochfahren, zusammenzucken; das Purschggi ischt gçheerig ärtädrät! jenes Kerlchen ist ziemlich erschrocken!
ärteipu, ärteip(u)ti, ärteipt; V; jemanden böse machen, beleidigen, erzürnen; ärteipät sus nit! beleidigt es nicht! sägäd mu niggs, suscht ärteipid ärs umúm! sagt ihm nichts, sonst beleidigt ihr ihn wieder!
ärtíschlu, ärtíschluti, ärtíschlut; V; bewusstlos schlagen; wennd usoo wiitärkalfáktruscht, ärtíschluscht no eis; wenn du so weiterhantierst, schlägst du noch jemanden bewusstlos. Siehe dazu auch tischlu!
ärtoibä, ärtoib(ä)ti, ärtoibät; V; ertäuben, ausrasten, aufbrausen, toben, überschäumen, durchdrehen, durchbrechen (z. B. bei Pferd); we deer ärtoibäti, de wei wär aarum dra! wenn der ausrasten würde, dann wären wir arm dran.
ärtosä, ärtosäti, ärtosät; V; einnicken, dösen; ich bi churz ärtosät; ich bin kurz eingenickt. Variante: tosä.
ärträffu, ärtriffti, ärtroffu; V; Glück haben, das Richtige treffen; das häni jetz no guäd ärtroffu, dasi dich hiä gsee; da habe ich jetzt noch Glück gehabt, dass ich dich hier sehe; dascht z ärträffu; je nachdem ob man Glück hat.
ärúächtunti! hör auf! ergib dich! jetz ärúachtunti de! jetzt hör dann auf!
ärwäärffu, ärwirfti, ärwoorffu; V; verwerfen, eine Fehlgeburt haben (bei Tier); iischärs älluw Neeschi hed ärwoorffu; unser gelbbraunes Schaf hat eine Fehlgeburt gehabt.
ärweiçhä, ärweichti, ärweiçhät; V; schwach werden, kraftlos werden, weich werden, nachlassen, nachgeben; wennt daa ärweiçhäscht, de hescht värlooru; wenn du da nachgibst, dann hast du verloren.
ärwér(r)u, ärwér(r)ti, ärwér(r)t; V; erschweren, hemmen, Schwierigkeiten oder Komplikationen erzeugen, schlecht heilen; das ärwért schi jetz! das bereitet jetzt Schwierigkeiten oder das heilt jetzt schlecht!
ärwoorgät, - ä, - i, - s; verdorben (bei Fleisch); ärwoorgäts Fleisch cha mu nimmä ässu; verdorbenes Fleisch kann man nicht mehr essen.
ärwúnnu, ärwúnnus; taufeucht (bei Emd oder Heu); ds Aamund ischt ärwúnnus, mu cha sus nimmä ínntuä; das Emd ist taufeucht, man kann es nicht mehr in die Scheune einbringen.
ärzicku (schi -), ärzickti, ärzickt; V; sich rühren, sich zucken; äs het schi niggs ärzickt; es hat sich nichts gerührt.
áschaffu, áschaff(u)ti od. schaffti á, á(ng)gschafft; V; kaufen, besorgen; schii het schich un niwwi Pfanna ánggschafft; sie hat sich eine neue Pfanne besorgt.
áschlaa, áschl(í)èngji od. schl(í)èngji á, á(ng)gschlagu; V; 1. anschlagen, anstossen, touchieren; schii isch mär mim Ellbodu ánggschlagu; sie hat mich mit dem Ellbogen touchiert; 2. wiär sii ga ds Wassär áschlaa; wir sind gegangen um das Wasser der Wasserleite zuzuführen; 3. zunehmen an Gewicht, dick werden; ich cha ässu so vill wièni will, äs schlaad mär nid á; ich kann essen so viel wie ich möchte, ich nehme nicht zu; 4. durch Anschlag veröffentlichen; schii heraatunt baald, schii hent schi im Chaschtu schoo ánggschlagu; sie heiraten bald, man hat es im Anschlagskasten schon bekanntgemacht. Heute wird meistens schlääti á verwendet.
áschmeizu, áschmeiz(u)ti od. schmeiz(u)ti á, á(ng)gschmeizt; V; anwerfen; äär het mär allds ánggschmeizt; er hat mir alles angeworfen. Siehe auch unter schmeizu!
áschneerzu, áschneerz(u)ti od. schneerz(u)ti á, á(ng)gschneerzt; V; unfreundlich, barsch anfahren, anschreien, beschimpfen; schii het mi gçheerig anggschneerzt; sie hat mich heftig angeschrien.
áschniju, áschniiti od. schniiti á, á(ng)gschniit; V; anschneien (meist die höheren Lagen der Berge gemeint); äs hed megu ánggschniju, jetz chunts de wäächär; es vermochte die Berge mit einer dünnen Schneedecke zu belegen, jetzt wird das Wetter dann schöner.
áschrääju, áschrää(ju)ti od. schrää(ju)ti á, á(ng)gschräät; V; anspringen, anrempeln, angreifen, beschimpfen; nui ischt mär där Hanu ánggschräät; letzthin ist mir der Hahn angesprungen.
Áschroota, Áschrootä; N; w; Anschrote (Leistenanwurf beim Weben), bandförmiges Stoff- oder Tuchrand (Bordierung), bestehend aus fünf oder sechs groben Fäden. Früher wurden solche Bänder oft als Puttipheftär (Busenhalter) verwendet; d Áschroota ischt us schtarchs Band, zuissruscht am Tuächrand; die Anschrote ist ein robustes Band, zu äusserst am Tuchrand.
áschrootu, áschrootuti od. schrootuti á, á(ng)gschrootu(t); V; eine Stelle markieren, um sie anschliessend zu bearbeiten; tuä mit där Saagu zeerscht gad liächli áschrootu, de chascht därnaa bessär saagu; markiere die Stelle zuerst mit einem schwachen Sägenanschnitt, dann kannst du danach besser sägen.
Ascht, Escht; N; m; Ast; Schnee uf dän Eschtu beitut schiinä Geschtu; Schnee auf den Ästen wartet seinen Gästen, d. h. es schneit noch weiter. Heute wird als Pluralform zunehmend Äscht verwendet.
áschtitzu, áschtitzti od. schtitzti á, á(ng)gschtitzt; V; anlehnen; ich hä u Schtutt ánggschtitzt; ich habe einen Holzpfahl angelehnt; us Glas áschtitzu; ein Glas zum Mund führen.
Aschtränz, Aschtränza; N; Meisterwurz (Pflanze); wiär sii ga Aschtränza chruitu; wir sind Meisterwurz sammeln gegangen; iischi Groosmuätär het d Schtuba vill mid Aschtränza pärreikut; unsere Grossmutter hat die Stube oft mit dem Duft des Meisterwurzes erfüllt.
aschtu, aschtuti, ggaschtu(t); V; entästen eines gefällten Baumes; dii Beim wat dui magscht gfellu, dii mag ich oi ggaschtu; jene Bäume, die du zu fällen vermagst, vermag ich auch zu entästen.
áschtuwwu, áschtuww(u)ti od. schtuww(u)ti á, á(ng)gschtuww(u)t; V; anspucken; warfär hescht mu ánggschtuwwt? warum hast du ihm angespuckt?
ávärtruwwä, ávärtruwwti od. värtruwwti á, ávärtruwwt; V; Geheimnis anvertrauen, etwas in Verwahrung geben; schii hend miär das ávärtruwwt, drumm haalti mi oi dra; sie haben mir das anvertraut, darum halte ich mich auch daran.
áwäschu, áwäschti od. wäschti á, á(ng)gwäschu(t); V; Mist (zu Jauche verdünnt) mittels Wasserleite auf Wiese spülen und verteilen; wiär hei du Buu ánggwäschu; wir haben die Jauche auf die Wiese gespült.
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