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Bääba, Bääbä; N; w; Verkleinerungsform: Bääbi, Bääbini; 1. Pupe; usoon un groossi Meiggja tuät schi do nimmä mit Bääbinu värtwellu; so ein grosses Mädchen spielt doch nicht mehr mit Pupen; 2. Törin, Närrin, einfältige Frau; dascht un aarmi Bääba; das ist eine arme Närrin.

 

Bääji, Bääjini; N; s; 1. Nadelbaumzapfen; wiär sii in du Waald ga Bääjini reichu; wir sind in den Wald Nadelbaumzapfen holen gegangen; 2. Übername für Berner (früher oft spöttisch gemeint, wird heute positiv verstanden); Bääjini sind gmiätliçhi Liit; Berner sind gemütliche Leute.

 

bääju, bääj(u)ti od. bääti, gibäät; V; bähen, rösten, dünsten, toasten; schii het ds Broot gibäät; sie hat das Brot gebäht.

 

Baalzu, Baalzä; N; m; Verkleinerungsform: Baalzji, Baalzjini; charakteristische Stirnfrisur; schii hend mär du Baalzu gschoru; sie haben mir die Haare über dem Gesicht (Stirn) geschoren.

 

Bäändli, Bäändlini; N; s; Bergbähnlein, Drahtseilbahn; sitdémm mu uf jedi Alpa u Schtraass gmacht het, gits gçhei Bäändlini mee; seitdem man auf jede Alp eine Strasse gebaut hat, gibt es keine Drahtseilbahnen mehr.

 

Bäärg, Bäärga; N; m; Verkleinerungsform: Bäärgji, Bäärgjini; 1. Berg; äär ischt fascht uf jedum Bäärg gsi; er ist fast auf jedem Berg gewesen; 2. Simplonpass und Landschaft in der Passeinsattelung (für die Einheimischen); wiär läbä hièna dum Bäärg und d Ändru läbänt daana dum Bäärg; wir leben diesseits des Simplonpasses und die ‚Ändern‘ (Bewohner des Rhonetales) leben jenseits des Passes; 3. grosse Menge, Haufen; im Choorb hets un ganzä Bäärg Wäsch; im Korb hat es einen grossen Haufen Wäsche.

 

Baargji, Baargjini; N; s; Eber; welis feists Baargji ischt das; welch ein fetter Eber ist das.

 

Baart, Bäärt; N; m; 1. Bart; um Baart la waggsu; einen Bart wachsen lassen; 2. Schlüsselbart, jener Teil des Schlüssels, der nach der Einführung des Schlüssels in das Schlüsselloch bei der Drehung des Schlüsselrings den Riegel erfasst; ich hä mim Schlussil usoo gmoorzgut, dass där Baart abgibrochu ischt; ich habe mit dem Schlüssel derart hantiert, dass der Schlüsselbart abgebrochen ist. Variante: Schlussilbaart.

 

Bäärtlumi od. Bäärtlume; N; m; Barthalomäus (Männername); Zam Bäärtlumi ischt am viärunzwenzguschtu Oigschtu; Bartholomäustag ist am 24. August. Bauernspruch: där Zam Bäärtlumi hed wellu Fleisch hä; am Bartholomäustag (früher ein Läcktag) ist oft ein Schaf zu Tode gestürzt.

 

baartu (schi -), baartuti, gibaartu(t); V; Bart schneiden, sich rasieren; hiitu hescht di flott gibaartut; heute hast du den Bart schön geschnitten.

 

Baaru, Baarma; N; m; Futterkrippe; där Baaru ischt vollä Hew; die Futterkrippe ist voll Heu.

 

Baaruladu, Baarulädu; N; m; Krippenbrett; im Baaruladu hets fuif Baarulechär; im Krippenbrett hat es fünf Löcher.

 

Baaruloch, Baaruleçhär; N; s; Loch im Krippenbrett zum Einhängen der Kuhkette; schii heint d Çhetti fascht nid ins Baaruloch drímprungu; sie haben die Kette fast nicht ins Loch des Krippenbretts hineingebracht.

 

Baaruschtutt, Baaruschtitt; N; w; Pfosten an der Futterkrippe; ds Chalb rimput an där Baaruschtutt; das Kalb kratzt sich am Krippenpfosten.

 

Baasch, Baaschä; N; w; Plane, grossflächige Abdeckplane; wiär hei ds Heww uf är Baasch där d Haalta umbrígschreckt; wir haben das Heu auf der Plane den Hang hinuntergezogen; wiär hei di Baasch drubärgschpreitut, dass nit drufräggnut; wir haben die Plane darübergespannt, damit es nicht draufregnet.

 

Baaschla, Baaschlä; N; w; eingetiefter Holzteller; uf där Baaschlu heindsch hertä Çhääs old Scheidul gchratzt; auf dem eingetieften Holzteller haben sie harten Käse oder Zieger gekratzt. Variante: Scheidulbaaschla.

 

Baaschnaadla, Baaschnaadlä; N; w; Art Sattlernadel mit leicht abgebogener Spitze und Öse am anderen Ende (Länge: ca. 10 – 15 cm); mid unäru Baaschnaadlu hei wiär ds Fleisch durchgschtochu und u Schnuär durchgizogu, das mu sus därnaachär het çhennu uifheichu und trechnu; mit einer Sattlernadel haben wir das Fleisch durchgestochen und eine Schnur hindurchgezogen, damit man es danach hat aufhängen und trocknen können.

 

Bäch; N; s; 1. Harz, Baumharz; dits Holz ischt vollds Bäch; dieses Holz ist voll Harz; 2. Pech, Unglück, Missgeschick; wiär hei us moorts Bäch gçhäbä; wir haben ein riesen Pech gehabt.

 

Bachär, Bachra; N; m; Bäcker; i gaa zum undru Bachär na Broot; ich gehe zum untern Bäcker Brot holen.

 

Baçhi, Baçhinä; N; w; volle Brotladung im Backofen; wiär hei mu Holz prungu fär um Baçhi Broot z bachu; wir haben ihm Holz gebracht um einen Backofen voll Brote zu backen.

 

bäçhigs Oig; Talg am Augenlid; schii hed umúm bäçhigi Oigu; sie hat wieder Talg an den Augenlidern.

 

Bächtopf, Bächtepf; N; m; Fixierung aus Holzstäbchen und Harz (bei Knochenbrüchen); un guätä Bächtopf ischt nit ggäríngär gsi wa us gigípsuts Bei; ein guter ‚Pechtopf‘ ist nicht minderwertiger gewesen als ein Gipsbein.

 

Baich, Beich; N; m; Verkleinerungsform: Baiçhji, Baiçhjini; Bank; uf denä Beichu tuäni nit gääru sitzu; auf diesen Bänken sitze ich nicht gern.

 

Baita, Baitä; N; w; primitives Gebäude; was fär um Baita ischt das? was für ein Gebäude ist das?

 

Bajágga; N; w; Schlamm, Mörtel; äär ischt in di Bajágga gschtitzt; er ist in den Schlamm gefallen.

 

Balaari, Balaarinä; N; w; Alkoholrausch; äär hed abär umaal um Balaari ubär; er hat wieder einmal einen Alkoholrausch.

 

Bálanngji, Bálanngjini; N; s; Ortscheit (Zugscheit), bewegliche Querstange, an deren beiden Enden die Zugstränge des Zugtieres (Pferd, Esel, Maultier oder Rind) befestigt sind; in der Mitte der Stange ist die Zugkette oder der Gunnul an einem grösseren Ring befestigt, woran die zu transportierende Ladung hängt; fär um Buura z wennu het mu us Bálanngji gibruicht; um einen Holzstamm zu ziehen hat man ein Ortscheit benötigt.

 

Balántscha, Balántschä od. Palántscha, Palántschä; N; w; Stangenwaage (Balkenwaage); duozumaal hei wär allds mit där Balántschu gwogu; dazumal haben wir alles mit der Balkenwaage gewogen.

 

balantschíäru, balantschíärti, balantschíärt od. palantschíäru, palantschíärti, palantschíärt; V; wäägen (mit Balkenwaage); wiär hei du Çhänil balantschíärt; wir haben das ausgeweidete Schlachttier gewogen.

 

balgu (schi -), balguti, gibalgut; V; spielerisch herumbalgen; jungi Hintschini balgunt schi gääru; junge Welpen balgen sich gerne.

 

Balla, Ballä; N; w; Verkleinerungsformen: Balli, Ballini; 1. Ball; äs schpillt mit där Ballu; es spielt mit dem Ball; 2. Ballen; schii ischt um Balla Aichu ga reichu; sie ist einen Butterballen holen gegangen.

 

ballufeist od. laschtfeist; übermässig dick; stark gemästet, kugelrund; das sind ballufeisti Schwii; das sind stark gemästete Schweine. Heute wird pollufeist bevorzugt. Siehe auch unter feist!

 

Balma, Balmä; N; w; Felsvorsprung, überhängende Felswand, geschützte Stelle unter Felswand; di Tuitini hend unnär där Balmu glägu; die Schafe haben unter der Felswand ausgeruht.

 

Balo, Zweijär, Drijär, Halbä; übliche Masse für Weinbestellungen im Restaurant (1 dl, 2 dl, 3 dl, 5 dl); i pschtellu un Zweijär Rootä; ich bestelle ein Glas mit zwei Deziliter Rotwein; z Duäm het mun gwondli un Guartíng old um Mezzo pschtellt; in Domodossola hat man gewöhnlich einen Viertel oder einen Halben bestellt.

 

Balóss, Balóssu; N; m; Bengel, Spitzbub, Frechdachs, Kerl (italienisches Fremdwort); iär siid mär Balóssu; ihr seid mir Frechdachse.

 

Balsa, Balsä; N; w; Ziege, welche am Hals zwei gut sichtbare Fettwülstchen (Glöckchen, Berlocken) aufweist, nicht selten waren dies Italienerziegen, welche im Sommer als Hewwärgeiss dienten; wiär hei di Balsa uf d Matta gnu; wir haben die Ziege mit den zwei Berlocken auf die Heuwiese mitgenommen. Synonyme: Hewwärgeis, Summärgeis.

 

Bämbär; N; m; Alkoholrausch; äs hed un enz Bämbär gçhäbä; er hat einen schweren Alkoholrauch gehabt.

 

Bambíng; N; m; Kind, Christkind, Weihnachtsbescherung; iisch ischt där Bambíng chu; uns ist das Christkind gekommen.

 

Band, Bendär (brächu); N; s; Band, Bänder; iischä Vattär hed im Uistag dä Lemmru di Bendär gibrochu, wesch äremmi sind gsi; unser Vater hat im Frühling den Lämmern die Bänder gebrochen (die Muskelblockade gelöst), wenn sie steife Glieder gehabt haben.

 

banggärútt, - ä, - i, - s; bankrott, pleite, zahlungsunfähig; schii sind banggärútt ggangu; sie sind bankrott gegangen.

 

Bangja, Bangjä; N; w; grosse (rundliche) Kuhtrinkel; ds Vee ischt mit scheenä Bangju där ds Deerffji; das Kuhvieh ist mit mächtigen Trinkeln durch das Dorf gelaufen.

 

Bänna, Bännä; N; w; 1. Brunnentrog aus Stein oder Beton; bis afangsch dä Fufzgärjaaru isch mu ds Wassär uf di Bänna ga reichu; bis anfangs der Fünfzigerjahre hat man das Wasser vom Brunnen geholt; Varianten: Platzbänna, Buiçhärbänna, Joordihansch Bänna, u. a; 2. Metallwanne (auf Wagen oder Schlitten); schii hent di Bänna gfillt mit Buu; sie haben die Wanne gefüllt mit Mist.

 

Banng; N; m; Bangsche Krankheit (seuchenhaftes Verwerfen bei Rindern); där Banng ischt uisgibrochu; die Bangsche Krankheit ist ausgebrochen.

 

Bänz, Bänza; N; s; Verkleinerungsform: Bänzji, Bänzjini; 1. Schaf (Muttenschaf); chumät Bänzjini, booläk! kommt herbei, ihr Schafe, es gibt Leckspeise! 2. gross gewachsenes, mächtiges Frauenzimmer oder Mädchen; ischt das un gçheerigä Bänz! ist das ein mächtiges Frauenzimmer!

 

bar, barä, bari, bars; pur, rein, lauter, total; ich bi um barä Dräck; ich bin total verdreckt; äs sind bari Wiibär gsi; sie sind lauter Frauen gewesen.

 

barä watsch; total durchnässt; äär ischt um barä watsch; er ist total durchnässt.

 

Bära, Bärä; N; w; Stoss- oder Schubkarren; mit där Bäru geits ringär wa mit där Tschifru; mit dem Stosskarren geht es leichter als mit dem Rückenkorb.

 

Barbiisch, Barbiischa; N; m; Bärtiger, unrasierter Mann; sid we bischt usoon um Barbiisch? seit wann bist du so ein Bärtiger?

 

bärchú, bärçhäämi, bärchú; V; bekommen, erhalten; weni allds bärçhäämi, wani wellti, de gièngis schoo; wenn ich alles bekommen würde, was ich möchte, dann ginge es schon.

 

Bari, Barinä od. Barri, Barrinä; N; w; 1. Knall, Explosion; äs ischt um Barri ggangu; es hat sich eine Explosion ereignet; 2. Alkoholrausch; nächti hets abär um Bari gçhäbä; gestern Abend hat er wieder einen Alkoholrausch gehabt.

 

Bärisoll, Bärisolli od. Pärisoll, Pärisolli; N; s; Regenschirm; hescht ds Bärisoll mit diär gnu? hast du den Regenschirm mitgenommen?

 

Barlogga, Barloggä od. Parlogga, Parloggä; N; w; Rast, Rasthalt, Ruhepause, bei der oft auch etwas gegessen oder getrunken wird; jetz mièssi wär umaal Barlogga machu; jetzt müssen wir mal Rasthalt machen.

 

barru, barruti, gibarru(t); V; krachen, knarren, donnern (fürchterlich); nächti um Aabu hets firchtärli gibarrut; gestern Abend hat es fürchterlich gedonnert und gekracht.

 

Bäruta, Bärutä; ein Schubkarren voll; wiär hei zwee Bärutä Pfuäl zämugibutzt; wir haben zwei Schubkarren voll Kehricht zusammengeputzt.

 

Bascht, Bäscht od. Pascht, Päscht; N; s; Tragsattel für Zug- und Lasttier (Pferd, Esel, Maultier, Rind); wiär hei us niws Bascht gchoift; wir haben einen neuen Tragsattel gekauft!

 

baschtu, baschtuti, gibaschu(t) od. paschtu, paschtuti, gipaschu(t); V; satteln, Lasttier beladen; ich hä ds Muilti gipaschtut; ich habe das Maultier beladen.

 

Bäsmu, Bäsma; N; m; Verkleinerungsform: Bäsumji, Bäsumjini; Besen; dui bruichtischt umaal un niwwä Bäsmu; du bräuchtest mal einen neuen Besen. Heute wird eher Bäsu verwendet.

 

bäsmu, bäsmuti, gibäsmu(t); V; 1. Besen herstellen; hiitu tiä wär bäsmu; heute stellen wir Besen her; 2. rennen; iär siid pfellig gibäsmut; ihr seid ziemlich gerannt.

 

bass, - ä, - i; lappig, schlaff (bei Salat und Gemüse); där Zalátt chunt bassä, we mu nu z lang in där Soossu laat; der Salat wird lappig, wenn man ihn zu lange in der Sauce lässt.

 

Batilla, Batillä od. Butilla, Butillä bzw. Patilla, Patillä od. Putilla, Putillä; N; w; Verkleinerungsformen: Batilli, Batillji od. Butilli, Butillji usw.; hölzernes Trinkfässchen; ich hä us gfullds Batilli im Riggsack; ich habe ein gefülltes Trinkfässchen im Rucksack.

 

Bätti, Bättini; N; s; 1. Perlenschnur fürs Rosenkranzgebet; schii tuäd mim Bätti in där Hand du Rosuchranz bättu; sie betet mit der Perlenschnur in der Hand das Rosenkranzgebet; 2. Person, die etwas herunterleiert wie am Schnürchen; äs hets uifgseid wiä us Bätti; er hat es vortragen wie am Schnürchen.

 

Bättul od. Bättil; N; m; 1. Bettel, Ramsch, Krempel; gçhii denu Bättul ufort! wirf diesen Krempel weg! 2. verpflichtende Aufgabe (z. B. in einem Amt); ich hä nä gat du Bättil dargçhiit; ich habe ihnen soeben das Amt hingeschmissen (zur Verfügung gestellt).

 

Bättuliitu; N; s; Ez; Betenläuten, täglich dreimaliges Gebetsläuten der Kirchenglocken; zum Bättuliitu, tuät mu dun Englisch Gruäss bättu; wenn es zum Gebet läutet, betet man den Englischen Gruss. In der Karwoche übernimmt ds Bätturällu diese Funktion. Siehe dazu auch unter rällu!

 

Batzä; N; Mz; Blüten der Wiesenkerbel; di Batzä sind riipfi, jetz iss Ziit fär ds Hewwu; die Blüten der Wiesenkerbel sind reif, jetzt ist es Zeit zum Heuen.

 

bäwwju, bäwwjuti, gibäwwju(t); V; bellen, husten, jammern, tadeln, undeutlich reden; hiitu hescht du ganz Tag umcha gibäwwjut; heute hast du den ganzen Tag herumgehustet.

 

beed(är)siitsch; beidseits, auf beiden Seiten; wiär sii unändrä beedärsiitsch värwandt; wir sind einander beidseits verwandt.

 

beed, beedu (m), beedo (w), beedi (s), beedi (m+w), beedä (m+w); beide(n); där Vattär und där Su sind beedu plibu; der Vater und der Sohn sind beide geblieben; d Muätär und di Techtär sind beedo heimchú; die Mutter und die Tochter sind beide heimgekommen; d Junnjini sind beedi däheimu plibu; die Kinder sind beide daheim geblieben; mu muäs mit beedä ds gliicha machu; man muss mit beiden dasselbe tun.

 

beedärlei; beiderlei, von beiden; äs gid ubärall beedärlei; es gibt überall beiderlei.

 

beesch, - ä, - i, bees; böse, ungut, tüchtig; ich häs nit beesch gmeint; ich habe es nicht böse gemeint; us bees Hintschi muäs an d Çhetti; ein böses Hündlein muss an die Kette.

 

beeschä, beeschäti, gibeeschät; V; besser werden, stärker werden; deer het schamparr gibeeschät; der ist viel stärker geworden.

 

beewu, beew(u)ti, gibeewu(t); V; saufen, viel trinken; hina heid är wol appa gnuäg gibeewut; heute Abend habt ihr wohl genug getrunken.

 

beglu, begluti, gibeglu(t); V; bügeln, glätten; hiitu häni vill gibeglut; heute habe ich viel geglättet.

 

Beguliisu, Beguliisu od. Begiliisu, Begiliisu; N; s; Bügeleisen; duozumaal het mu di Begiliisu no mit heissä Cholu gheizt; damals hat man die Bügeleisen noch mit heissen Kohlen beheizt.

 

Beihuis, Beihiischär; N; s; Verkleinerungsform: Beihuisi; Beinhaus, Ossuarium (ehemaliges Aufbewahrungshaus von Gebeinen); im Beihuis het mu frièjär d Hoitschilä und d Chnoçhä van dä uifgnummnu Grebär glaagrut; im Beinhaus hat man früher die Totenschädel und die Knochen der aufgelösten Gräber gelagert.

 

beimagär, beimag(ä)ri, beimagärs; abgemagert bis auf die Knochen; iischi Muäma ischt beimagäri; unsere Tante ist bis auf die Knochen abgemagert.

 

beitu, beituti, gibeitu(t); V; warten; beid abu maal, ich mag nit so flingg! warte doch mal, ich kann nicht so schnell (laufen); wiär beitä hiä uf bessri Ziitä; wir warten hier auf bessere Zeiten. Das Verb beitu wird heute nicht mehr häufig verwendet, an seine Stelle tritt meistens waartä.

 

Beizi, Beizinä; N; s; 1. Fleisch- oder Flüssigmarinade, Einlegeflüssigkeit für Fleisch; dascht u rezänti Beizi; das ist eine scharfe Fleischmarinade; 2. Köder; di Beizi tarfscht nit z noo am Huis hä; den Köder darfst du nicht zu nahe am Haus haben.

 

beizu, beiz(u)ti, gibeizt; V; ködern, Köder legen; wiär gää dum Fuggs ga beizu; wir legen dem Fuchs einen Köder.

 

Bell; N; w; Entscheidungsspiel (beim Jassen); tiä wär no gat di Bell schpilu und de gää wär ga liggu; machen wir gerade noch das Entscheidungsspiel und dann gehen wir schlafen.

 

Belli, Bellinä; N; w; 1. Knall, Explosion; äs ischt um Belli ggangu; es hat sich eine Explosion ereignet; 2. Alkoholrausch; äs hed un ens Belli; er hat einen starken Rausch.

 

Beluusa, Beluusä od. Bliina, Bliinä; N; w; extravagant gekleidetes, aufgeputztes, stolzes Frauenzimmer; hescht gsee, was dii Beluusa fär un Alleggig het? hast du gesehen, was für eine Aufmachung dieses extravagant gekleidete Frauenzimmer hat? ich häs schoo gsee, wiä d mit deer Bliinu bischt gan tanzu; ich habe es wohl bemerkt, wie du mit jenem aufgeputzten Frauenzimmer tanzen gegangen bist.

 

Bemsul od. Bemsil, Bemsla; N; m; Verkleinerungsform: Bemsulti od. Bemsilti; Pinsel; un uisgfäschrutä Bemsul cha mu nimmä bruichu; einen ausgefransten Pinsel kann man nicht mehr gebrauchen. Heute wird meist Pinsul benutzt.

 

Bendär brächu; steife Bänder mobilisieren; we d Lemmär d Remi hent pärchú, het mu nä di Bendär gibrochu und de iss nä schirig bessär ggangu; wenn die Lämmer steife Beine bekommen haben, hat man ihnen die Bänder gebrochen und dann ist es ihnen schnell besser gegangen.

 

Benggär; N; m; Benjamin (Männervorname); iischu Benggär häni schoo us Schutzji nimmä gsee; unseren Benjamin habe ich schon eine Weile nicht mehr gesehen.

 

bengju, bengjuti, gibengju(t); V; schlagen, knallen; äs het ds Tiri zuägibengjut; er hat die Türe zugeknallt.

 

Bennul od. Bennil, Bendla; N; m; Bändel, Band, Hosenband; lach di Bendla nid usoo la hangjä! lass die Bändel nicht so hängen!

 

Beri, Berini; Fingerbeere, Fingerkuppe; ich hä mär di Berini umplätzut; ich habe mir die Fingerkuppen aufgeschürft.

 

Berr, Beri; N; s; Verkleinerungsform: Berli, Berlini; Beere; im Chuächu hets chleini Berlini; im Kuchen hat es kleine Beerchen.

 

Bessruta, Bessrutä; N; s; Genesung, Besserung; äs hed afu u lièchti Bessruta ggä; es hat bereits eine leichte Genesung eingesetzt.

 

Bettschtatt, Bettschtätt; N; w; Bettgestell; wiär hei un gibrochni Bettschtatt miässu uiswäggslu; wir haben ein gebrochenes Bettgestell auswechseln müssen.

 

Bettseikär, Bettseikära; N; m; Bettnässer; oo dui aarmä Bettseikär! oh du armer Bettnässer!

 

Biäli, Biälini; N; s; Verkleinerungsform: Biälti, Biältini; Beil; mit dischum Biäli chascht nimmä guät schpaaltu; mit diesem Beil kannst du nicht mehr gut spalten.

 

Biäscht; N; w; Ez; Biestmilch, Kolostrum, Milch während der ersten Tage nach dem Kalbern; di Biäscht tarf mu nid in d Senärii bringu; Biestmilch darf man nicht der Sennerei abliefern. Heute wird eher Biäschtmilch verwendet.

 

Biäschtçhiäçhi, Biäschtçhiäçhini; N; s; Biestküchlein (aus Äpfeln, Eiern, Mehl, Biestmilch und Zucker in Öl frittiert); unooscht hei wär Biäschtçhièçhini gmacht; letzthin haben wir Biestküchlein hergestellt.

 

biässu, biässti, gibiässt; V; büssen; darfär çhenntisch di gçheerig biässu; dafür könnten sie dich ziemlich büssen.

 

Biäzmaschiina, Biäzmaschiinä; N; w; Nähmaschine; dischi Biäzmaschiina ischt oi afu in d Jaari chu; diese Nähmaschine ist auch bereits in die Jahre gekommen.

 

biäzu, biäz(u)ti, gibiäzt; V; nähen; chascht mär d Hosä biäzu? kannst du mir die Hosen nähen?

 

Bibjána; N; w; Bibiana, Mädchenname (Gedenktag am 2. Dezember); am Bibjána ischt u Loostag; der Bibianatag ist ein Lostag. Bauernspruch: wiä ds Wättär am Bibjána ischt, usoo iss därnaa viärzig Taga und u Wucha lang; so wie das Wetter am Bibianatag ist, so ist es danach vierzig Tage und eine Woche lang.

 

bicku, bickti, gibickt; V; bücken; bick di nit! bücke dich nicht! Aber: bigçhät cha nit! bückt euch nicht!

 

Bidul od. Bidil, Bidla; N; m; Verkleinerungsform: Bidulti od. Bidilti; Bauch (bei Tieren normale Verwendung, beim Menschen eher grob); mit vollum Bidil chascht nit schaffu; mit vollem Bauch kannst du nicht arbeiten.

 

Bidulwee, Bidilwee; N; s; Bauchweh, Bauchschmerzen; ich hä us moorts Bidilwee; ich habe starke Bauchschmerzen.

 

Bigçhi, Bigçhinä; N; w; Natursteinpflaster; mit rächtä Schuänu cha mu uf allä Bigçhinu loiffu; mit passendem Schuhwerk kann man auf allen Natursteinpflastern laufen.

 

Biggsa, Biggsä; N; w; Büchse, Blechbüchse; was machscht mit dischä ganzu Biggsu? was machst du mit diesen ganzen Büchsen?

 

Biggsch, Biggschä; N; w; Büchse (Gewehr); in iischär Heiçhi hangjäd um Biggsch; in unserem Estrich hängt ein Gewehr.

 

Biggscha, Biggschä; N; w; aufmüpfiges, hyperaktives Mädchen oder Frauzimmer; usoo um Biggscha wellti liäbär nid im Huis hä; so eine hyperaktive Frau möchte ich lieber nicht im Haus haben.

 

bignaadu, bignaaduti, bignaadut; V; Gnade schenken; bignaat sus där Herrgott; Gott schenke ihm die Gnade.

 

bigósch od. bigott; bei Gott, wahrlich, wirklich, eigentlich; dascht bigósch nid eifach; das ist wirklich nicht einfach.

 

Bigréb(t); N; w; Ez; Begräbnis, Beerdigung; summi Värwandtu gseet mu numu me an äru Bigrébt; einige Verwandte sieht man nur mehr bei einer Beerdigung.

 

bigriäzu, bigriäz(u)ti, bigriäzt; V; begrüssen, willkommen heissen, um Erlaubnis fragen; mich hed niämu bigriäzt; mich hat niemand begrüsst.

 

Biibi, Biibini; N; s; Pickel, Akne, Eiterbläschen auf Haut; tuä nid zuä Biibini uistricku; drücke nicht ständig Pickeln aus.

 

Biiga, Biigä; N; w; Verkleinerungsform: Biigulti od. Biigilti; Beige, Stapel, Stoss; schii heind um Biiga Holz gsaagu; sie haben eine Beige Holz gesägt. Variante: Holzbiiga.

 

Biila, Biilä; N; w; 1. Beule, Schwellung; äs hed um Biila in du Chopf gschlagu; er/es hat eine Beule in den Kopf geschlagen; 2. Delle, Einbuchtung; jetz häni mär im Auto gad um Biila gmacht; jetzt habe ich mir im Auto gerade eine Delle eingeschlagen.

 

biisä, biisäti, gibiisä(t); V; wild (aufgeregt) davonrennen der Kühe (z. B. bei Hitze oder Unwetter); biisänt d Çhiä, chumund oi d Hirta nit zär Ruä; rennen die Kühe wild umher, kommen auch die Hirten nicht zur Ruh.

 

Biisschtei, Biisschteina; N; m; Bergleder (faserförmiges Silikat-Mineral, giftig); d Hirggini heind unändrä mit Biisschteinu giblaagut; die Hirtenkinder haben einander mit Bergleder-Steinen geneckt (Hautkontakt hat ein Jucken erzeugt).

 

Biji, Bijini; N; s; 1. Biene; mich hed us Biji gschtipft; mich hat eine Biene gestochen;

2. Querverstrebung (als Verstärkung) zwischen Rechenstiel und Rechenjoch; dits Biji muäscht appa mal uiswägslu; diese Querverstrebung musst du wohl mal auswechseln.

 

Bijiloch, Bijileçhär; N; s; Loch im Rechenjoch (hier passt ds Biji, die Querverstrebung hinein, welche den Rechen stabilisiert); ooni Bijiloch und Biji ischt där Rächu nit vill nutz; ohne Rechenjoch-Loch und Querverstrebung taugt der Rechen nicht viel.

 

Bildärna, Bildärnä; N; w; Obergaumen, Zahnfleisch; äär het schich di ganz Bildärna värbrennt; er hat sich den ganzen Obergaumen verbrannt.

 

bin Tag us Jaar; auf den Tag genau ein Jahr; dascht jetz hiit bin Tag us Jaar; das ist jetzt heute auf den Tag genau ein Jahr.

 

binä, binäämi, binú; V; benehmen; dui hescht di schlächt binú; du hast dich schlecht benommen.

 

Binna, Binnä; N; w; Binde, Deckentragbalken (Stube); uf där Binnu in iischär Schtubu hets us aalds Wappu; auf dem Deckentragbalken in unserer Stube hat es ein altes Wappen.

 

Binóggul, Binóggla; N; m; Feldstecher (italienisches Fremdwort); ich gaa niä ooni Binóggul z Bäärg; ich steige nie ohne Feldstecher auf die Berge. Variante: Schpiägul.

 

biru, birti, gibirt; V; anheben, hochheben; ich mag sus nit gibiru; ich vermag es nicht anzuheben.

 

Bíruwegg, Bíruwegga; N; m; Gebäck mit Birnenfüllung; nid un Ğruisa Bíruwegg hättischt mär ggä; nicht einen kleinen Bissen Birnengebäck hättest du mir gegeben.

 

bisá; sogar; bisá iischi Groosmuätär het gitanzt; sogar unsere Grossmutter hat getanzt.

 

bischmu, bischmuti, gibischmu(t); V; flüstern, tuscheln; schii bischmund abär umaal; sie tuscheln wieder einmal.

 

Bissa, Bissä; N; w; kleiner Keil (vorzugsweise aus Holz); daa muäscht um Bissa drunnärtuä, dass schi nimmä mottut; da musst du einen kleinen Keil unterlegen damit es nicht mehr wackelt.

 

Bissagga, Bissaggä; N; w; Bettsack (mit Laub gefüllter Sack); wiär hei alli uf Bissaggä gschlaaffu; wir haben alle auf Bettsäcken geschlafen.

 

bitrooscht; vernünftig, bei Sinnen; dui bischt nit bitrooscht; du bist nicht bei Sinnen.

 

Bittibätti machu; inständige Bitte machen; naa dum ganzu Bittibätti machu hei wär nisch ärgä; nach dauerndem Bitten haben wir aufgegeben.

 

Bitz, Bitza; N; m; Verkleinerungsformen: Bitzji, Bitzjini; Bissen, Stück; mit dem Bitz Broot hescht do no Hungär; mit dem Bissen Brot hast du doch noch Hunger. Aber: umbitz, usbitzji; ein wenig; wiär sii usbitzji z schpaat; wir sind ein wenig zu spät. Siehe auch unter umbitz!

 

bizíä, bizíängi od. biziäti, bizógu; V; einholen, erreichen; dui bizíäscht mi nimmä; du holst mich nicht mehr ein.

 

biziitu; frühzeitig, rechtzeitig; wiär sii biziitu chu; wir sind rechtzeitig gekommen.

 

Blääji, Blääjini; N; s; Hautschwellung, Bläschen; mit Blääjinu im Gsicht gseet mu nit guäd uis; mit Ausschlag im Gesicht sieht man nicht gut aus.

 

blääju, blääti, gibläät; V; blähen; äs het du Çhääs gibläät; es hat den Käse gebläht.

 

bläärä, bäär(ä)ti, gibläärä(t); V; 1. blöken, plärren; d Lemmär hent zuä gibläärä; die Lämmer haben dauernd geplärrt; 2. weinen; ds Jungji het schee megu gibläärä; das Kind hat kräftig zu weinen vermocht.

 

Blaatra, Blaaträ; N; w; 1. Blase, Fruchtwasserblase, Beule; ich hä bari Blaaträ uf där Huit; meine Haut ist voll Blasen; 2. Horde, Kohorte, Gruppe, Gesellschaft (eher abschätzig); di ganz Blaatra het tumm gitaa; die ganze Horde hat sich dumm benommen. Varianten: Seikblaatra, Wassärblaatra.

 

blaaw, - ä, - i, - s; blau; naam Heipärfläätigu het mu blaawi Fingra; nach dem Säubern der Heidelbeeren hat man blaue (violette) Fingern.

 

Blächa, Bläçhä; N; w; rechteckiges, grob gewobenes Tragtuch, das zusammengeschnürt werden kann, es dient zum Tragen von Heu, Emd oder Gras; wiär hei d Faggsä in äru Blächu gitreit; wir haben das Borstengras in einem Tragtuch getragen; du letscht Bitz Hew hei wär in där Blächu ins Schiiri gitreit; den letzten Rest Heu haben wir im Tragtuch in die Scheune getragen.

 

Blachta, Blachtä; N; w; Blacke, Alpenampfer; in dischär ĺhanni hets vill Blachtä; in diesem Grünfutter hat es viele Alpenampfer.

 

blächu, blächuti, giblächut; V; bezahlen; ich muäs allpott schee blächu; ich muss immer wieder viel bezahlen.

 

Blág(ä)ruschtig; N; w; Mz; mangelhafte bzw. minderwertige Ware; dui hescht mär numu Blágäruschtig värchoifft; du hast mir nur minderwertige Ware verkauft.

 

Blagg, Blegär; N; s; Spitzbube, Lump, Schurke, Schuft, Lästiger; mit denä Blegär wili nit z tuä hä; mit jenen Spitzbuben will ich nicht zu tun haben.

 

blagghaft, - ä, - i, - s; nicht optimal, knapp genügend, provisorisch; wiär hei sus usoo blagghaft gflickt; wir haben es so provisorisch repariert.

 

Blagghund, Blagghind; N; m; niederträchtiger, bissiger Hund oder Mann; mit dem Blagghund muäscht uifpassä; bei dem niederträchtigen Hund musst du aufpassen.

 

Blagwäärch; N; s; Ez; Unannehmlichkeit, Schwierigkeit, Schererei, Laster; mim Hewwu hei wär hiir us moorts Blagwäärch; die Heuernte bereitet uns dieses Jahr viele Scherereien; ds Glaff ischt us cheibu Blagwäärch; der Alkoholismus ist ein schlimmes Laster

 

blangä, blang(ä)ti, giblangä(t) od. blannjä, blannjäti, giblannjä(t); V; sehnlichst zuwarten, ungeduldig ausharren; mich hed afu giblängät, bist chum bischt; ich habe bereits ungeduldig ausgeharrt, bis du gekommen bist.

 

Blasa, Blasä; N; w; Verkleinerungsform: Blasi, Blasini; Gesicht, Kindergesicht; schii hed u fiirrooti Blasa; sie hat ein feuerrotes Gesicht.

 

Blatta, Blattä; N; w; Verkleinerungsform: Blaggji, Blaggjini; Platte, Steinplatte; di Blattä vor dum Huis sind alli nassi, äs hed appa ggäräggnut; die Steinplatten vor dem Haus sind alle nass, es hat wohl geregnet. Variante: Wässärblatta.

 

Blattria; N; w; Mz; Isländisches Moos, Strauchflechte (traditionelle Heilpflanze zur Linderung von Atemwegserkrankungen, Halsschmerzen, Reizhusten und Magen-Darm-Beschwerden, kann in Form von Tee oder Sirup eingenommen werden); mit Blattria cha mu Huäschtu-Siirob machu; mit Isländischem Moos kann man Hustensirup herstellen.

 

Blätz, Blätza; N; w; Verkleinerungsform: Blätzji, Blätzjini; 1. Lappen; Stoffstück; daa muäs mu um Blätz uf ds Hosuloch biäzu; da muss man ein Stoffstück auf das Hosenloch nähen; 2. Schürfwunde; ich hä um Blätz ab; ich habe eine Schürfwunde; 3. kleines Grundstück, kleine Wiesen- oder Weideparzelle; hiitu hei wär numu das Blätzji gmäät; heute haben wir nur jenes kleine Wiesenstück gemäht.

 

Bleessi, Bleessinä; N; w; 1. Blösse, schneefreie Fläche, Waldlichtung; äs het schee giguggsut, d Eggi zeichunt schoo ubärall pfelligi Bleessinä; der Schnee wurde stark verweht, die Hügel zeigen schon überall schneefreie Flächen; 2. Schwäche, Schwachstelle; dui tarfscht jaa gçhei Bleessi zeichu; du darfst ja keine Schwäche zeigen.

 

bleggjinu, bleggjinuti, gibleggjinut od. blettjinu, blettjinuti, giblettjinut; V; in dünne Scheibchen schneiden; tuä mär abu d Häärdepfil bleggjinu! schneide mir doch die Kartoffeln zu dünnen Scheibchen!

 

blegru, blegruti, giblegru(t); V; kränkeln, herumliegen und unproduktiv sein; jetz hescht schoo lang giblegrut, dui manglutischt umaal zum Doktär z gaa; jetzt hast du schon lange gekränkelt, du solltest mal zum Arzt gehen.

 

Bleiçhetsch, Bleiçhetscha; N; m; Verkleinerungsform: Bleiçhetschji, Bleiçhetschjini; Bleichgesicht; dui Bleiçhetsch selltischt umaal umbitz in d Sunna; du Bleichgesicht solltest mal ein wenig in die Sonne gehen.

 

Blescha, Bleschä; N; w od. Blescho; N; m; Verkleinerungsform: Bleschi, Bleschini; Bless, Kuh mit weissem Stirnfleck; di Blescha het gchalbjut; die Kuh mit dem weissen Stirnfleck hat gekalbert.

 

bliätu, bliätuti, gibliätut; V; bluten; ira bliätud umúm d Nasa; ihr blutet wieder die Nase.

 

Blii; N; s; Ez; Blei; Blii ischt cheibu schwäärs; Blei ist sehr schwer.

 

Bliina, Bliinä; N; w; extravagant gekleidetes, aufgeputztes, stolzes Frauenzimmer. Siehe dazu unter Beluusa!

 

Blindi; N; w; Ez; Blindheit; dui mit diinär Blindi hescht sus nid eifach; du mit deiner Blindheit hast du es nicht einfach.

 

Blitzg, Blitzga; N; m; Blitz; Blitzg und Tonnär sind fascht zgliichum chu; Blitz und Donner wurden fast gleichteitig wahrgenommen.

 

blitzgu, blitzguti, giblitzgut; V; blitzen; wes blitzgud und donnrut gää wär heim; wenn es blitzt und donnert gehen wir heim.

 

blooss, bloossärli; sehr wenig, kaum, leicht; rick sus bloossärli uf d Siita; rücke es leicht auf die Seite.

 

Bluäd umpfaa; auffangen des Blutes beim Schlachten eines Tieres; mim Metzgu het mun ds Bluäd umpfangu; beim Schlachten hat man das Blut aufgefangen.

 

Bluämu, Bluämä; N; m; Gartenblume (gezüchtet); tuä mär abu di Bluämä pschittu; begiesse mir doch die Gartenblumen. Achtung: Meijä sind Bergblumen.

 

Bluäscht, Bliäscht; N; w; Blüte; allds ischt in vollär Bluäscht; alles ist in voller Blüte.

 

Bluätchruit; N; s; Ez; Blutkraut, Blätter der Berg-Nelkenwurz (früher volksmedizinisch gegen Blutarmut verwendet); iischä Ettär Thjóffil het groossä Wäärd uf ds Bluätchruit gleit; unser Onkel Theophil hat grossen Wert auf das Blutkraut gelegt. Siehe dazu auch Häärzmeiju, Häärzmeijä (gelbe Blüte vom Blutkraut)!

 

Bluätsuigär, Bluätsuig(ä)ra; N; m; Blutegel; farr mär mit denä Bluätsuigära ab! verschwinde mir mit diesen Blutegeln!

 

Bochta, Bochtä; N; w; Bottich, grosses Holzfass für Flüssigkeiten; dischi Bochta ischt nimmä gchabi; dieser Bottich ist nicht mehr dicht. Varianten: Gwäschbochta, Holzbochta.

 

bock(ä)reid, - ä, - i, - s; erstarrt, versteift, verspannt; allds ischt bockäreids; alles ist versteift.

 

Bock, Beck; N; m; 1. Bock, Ziegenbock, Gemsbock, Rehbock; di Beck schtiichunt schuidärli; die Böcke stinken schauderhaft; di Beck triibunt hiir fruä; die Böcke treiben dieses Jahr früh; 2. geiler Mann, Hurenbock; deer Bock hed niä gnuäg; jener Hurenbock hat nie genug. Siehe auch Holzbock, Gguitschubock.

 

bockschtill; bockstill, unbeweglich, verharrend; äär ischt bockschtill gschtannu; er ist unbeweglich stillgestanden.

 

bocku, bockuti, gibockut; V; widerspenstig benehmen, widerstreben, trotzen, nicht recht funktionieren; d Maschiina het mär gibockut; die Maschine hat mir nicht recht funktioniert.

 

bodigu, bodiguti, gibodigut; V; bodigen, bezwingen, besiegen, niederwerfen; äär het nu gibodigut; er hat ihn besiegt.

 

Bodscha, Bodschä; N; w; Stein (italienisches Fremdwort); wiär hei dii schwääru Bodschä alli miässu lipfu; wir haben jene schweren Steine alle heben müssen.

 

Bodun uis gçhiju (du -); zu Boden stürzen, niederfallen; äscht dum Bodun uis gçhiit; er ist zu Boden gestürzt.

 

Bodun uisschlaa (du -); masslos übertreiben; där Tiifil hed mu dum Bodun uisgschlagu; er hat masslos übertrieben.

 

Bodusuri, Bodusurini; N; s; kleine Person (selten auch Tier gemeint); dem chleinu Bodusuri bischt sus de woll; der kleinen Person bist du doch wohl gewachsen.

 

bogçhil(l)u, bogçhil(l)uti, gibogçhil(l)ut; V; nach Ziegenbock stinken; äs het firchtärli gibogçhillut; es hat fürchterlich nach Ziegenbock gestunken.

 

Boguschlittu, Boguschlittna; N; m; Bogenschlitten (Lastschlitten); um Boguschlittu pschteid us zwei Schlittuchuäçhä mid je unäru Pschlacht, us viär bis sägsch Tschaagginu, us zwei bis drii Çhischinu und beedärsiitsch us je unäru Schpangu und umu Bogu; ein Bogenschlitten besteht aus zwei Schlittenkufen mit je einem Eisenbeschlag, aus vier bis sechs Beinchen, aus zwei bis drei Kissen und beidseits aus je einer Spange und einem Bogen; wiär sii mim Boguschlittu na Holz; wir sind mit dem Bogenschlitten Holz holen gegangen.

 

Boimji, Boimjini; N; s; 1. Pyramiden-Günsel; warfär hescht di ganzu Boimjini abgmäät? warum hast du die ganzen Pyramiden-Günsel abgemäht? 2. Verkleinerungsform von Boim (Baum); dii chleinu Boimjini waggsunt va Jaar zu Jaar heejär; die kleinen Bäumchen wachsen von Jahr zu Jahr höher. Die Pluralform Boimjini ist in der Gemeinde Simlpon auch als Flurname bekannt. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 206.

 

Bojótta, Bojóttä; N; w; Wasserschiff, eingebauter Wasserkessel im Chuischtofu (italienisches Fremdwort); ds Wassär siädud in där Bojóttu; das Wasser siedet im eingebauten Wasserkessel. Siehe auch unter Variante Schiff!

 

bolzugg(ä)rád, - ä, - i, - s; kerzengerade, schnurgerade; wiär sii bolzuggärád nitschig gliffu; wir sind kerzengerade nach unten gelaufen.

 

Bolzuggärédi, Bolzuggärédinä; N; w; Gerade, gerade Strecke; wiär hei di Bolzuggärédi gnu; wir haben die gerade Strecke gewählt.

 

Bombo(ng), Bombo(ng); N; s; Verkleinerungsform: Bonngji, Bonngjini; Bonbon; das sind moorz guäti Bonngjini; das sind sehr gute Bonbons.

 

Bómbona, Bómbonä; N; w; grosse Korbflasche (10-50 Liter); wiär sii ins Wältscha na um Bómbona Wii; wir sind nach Italien eine Korbflasche Wein holen gegangen.

 

Booja, Boojä; N; w; 1. agressive, kampfstarke Kuh, Ringkuh; dischi Booja ischt hiir d Alpuçhinigi; diese kampfstarke Kuh ist heuer die Alpkönigin; 2. aggressive Weibsperson; dii Booja zeicht cha no du Meischtär; diese aggressive Frau zeigt euch noch, wo es lang geht.

 

booju, boojuti, gibooju(t); V; angreifen, ringen (von Kühen); hensch no nit giboojut? haben sie noch nicht gerungen? Varianten: zärbooju, värbooju.

 

Boona, Boonä; N; w; Verkleinerungsform: Booni, Boonini; 1. Bohne; hilf mär á di Boonä fläätigu! hilf mir doch die Bohnen säubern! 2. Kind (niedlich); dui bischt mär us häärzigs Booni; du bist mir ein herziges Kind.

 

Boorduir, Boorduirä; N; w; Bordüre, Randstein, Strassenrandbegrenzung (aus Stein); äär muäss di Boorduir ga flicku; er muss die Bordüre flicken gehen.

 

boorgu, boorguti, giboorgu; V; borgen, ausleihen; çhenntischt mär zächun Tatzä boorgu? könntest du mir zehn Tassen ausleihen?

 

Boort, Beertär; N; s; Rand, Geländekante, die Bezeichnung ist auch als Flurname bekannt; wiär sii uf allum Boort gschtannu; wir sind am Rande der Geländekante gestanden. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 337, 343.

 

Boortschtrimpf, Boortschtrimpf; N; m; Strumpf, der über den Schuh zurückstülpbar ist; Boortschtrimpf sind hiitu nimmä Mooda; über die Schuhe zurückstülpbare Strümpfe sind heute nicht mehr in Mode. Synonym: Schgabútzli, Schgabútzlini.

 

boosggu, boosgguti, giboosggu(t); V; etwas Böses tun, etwas anstellen; was heid är daa giboosggut? was habt ihr da angestellt?

 

Boozu, Boozna od. Boozä; N; m; böser Geist, Gespenst, Spukgeist; va Boozna bruichscht mär niggs z värzellu; von bösen Geistern brauchst du mir nichts zu erzählen.

 

boschäärtig, boschäärtigä, - i, - s; schlecht gelaunt; bischt hiitu abär boschäärtigs? bist du heute wieder schlecht gelaunt?

 

Botsch, Botschä; N; m; Verkleinerungsform: Botschji, Botschjini; Knabe, Bub, Junge; iischärs Techtärli lotzät gääru dä Botschu naa; unser Töchterlein schaut gern den Jungen nach.

 

Botschamär; N; m; Nachttopf, Napf (abgeleitet aus französich pot de chambre); schtell mär abu du Botschamär unnär ds Bett; stell mir doch den Nachttopf unter das Bett. Synonym: Nachtchruäg.

 

Bott od. Butt bzw. Pott od. Putt; N; s; Angebot (bei Versteigerung); d Çherza brint fär ds Bott, wellds biätud mee? die Kerze brint für das Angebot, wer bietet mehr (Ausruf des Versteigerers).

 

Bottugrami, Bottugramini od. Bottugrani, Bottugranini; N; s; Trotzkopf, Dickkopf, störrisches Huhn; bischt dui hiitu us Bottugrami! bist du heute ein Dickkopf!

 

bottugramig, bottugramigä, - i, - s; verärgert, störrisch, trotzig; hiitu chascht mid imm nit gschiru, äs ischt bottugramigs; heute kannst du mit ihm nicht verhandeln, er ist verärgert.

 

Bottugramigi; N; w; 1. Fussgicht bei Hühnern; fär di Bottugramigi z värtriibu, schperrt mu d Hennä in u Çhebja í und schtellt dii uf unu waarmu Giltschteiofu; um die Fussgicht (bei Hühnern) zu vertreiben, sperrt man die Hühner in einen Käfig ein und stellt diesen auf einen warmen Giltsteinofen; 2. Ärger, Trotz, störrische Haltung; bi deer Bottugramigi cha mu mit diär niggs áfaa; bei dieser störrischen Haltung kann man mit dir nichts anfangen.

 

Braachu(nt), Braachunda; N; m; Monat Juni; im Braachunt faat mu afa hewwu; im Juni fängt man an zu heuen.

 

Bräämu, Bräämä; N; m; Bremse, Dasselfliege (blutsaugende Fliege); ds Uitär ischt vollds Bräämä; das Euter ist voll Dasselfliegen.

 

bräämuvoll, - ä, - i, - s; randvoll; di Zidéla ischt bräämuvolli gsi; der Metalleimer ist randvoll gewesen.

 

Braati, Braatinä; N; w; 1. Knall, explosionsartiges Geräusch; het das um Braati ggä! hat das einen Knall gegeben! 2. Suff, Besoffenheit, Trunkenheit, Alkoholrausch; näächti hets abär un enz Braati gçhäbä; gestern Abend hat er wieder einen starken Alkoholrausch gehabt.

 

Braawa, Braawä; N; w; Braue, Augenbraue; hescht dui bäçhigi Braawä! hast du pechige Brauen! Siehe auch Synonyme Oigschbraawa, Oigschbraawä od. Oigubraawa, Oigubraawä! Braawa wurde auch oft als Ziegenname verwendet.

 

Brächär, Brächära; N; m; Käserührer, Rührinstrument, womit geronnene Milch zu Käsebruch zerkleinert wird (bei Käseproduktion); du Brächär het mu frièjär fär ds Çhääsu gibruicht; den Käserührer hat man früher zur Herstellung von Käse benutzt.

 

bräglu, brägluti, gibräglut; V; braten, grillieren; wiär hei am Fiir Çhääs gibräglut; wir haben am Feuer Käse gebraten.

 

Brand, Brend; N; m; 1. Brand (Feuer); heid är du Brand megu gleschu? habt ihr den Brand zu löschen vermocht? 2. Wundbrand, Wundinfektion; där Brand ischt mu dríchu, jetz chunts gfäärlich; der Wundbrand hat ihn befallen, jetzt wird es gefährlich; 3. eingebranntes Eigentumszeichen (auf Werkzeugen und Hörnern von Haustieren); luit dum Brand gçheert dischi Triègja iischi; gemäss dem eingebrannten Eigentumszeichen gehört diese Verschlaufvorrichtung uns.

 

Bränta, Bräntä; N; w; 1. Brente, flache Tragbütte aus Holz (allgemein wird heute fast ausschliesslich die modernere Bezeichnung Çhibji verwendet); um Bränta volli Milch mag mu giträägu; eine Brente voll Milch schafft man zu tragen; 2. wohlbeleibte Frau (abschätzig); ischt das um Bränta us Wiib! ist das eine wohlbeleibte Frau!

 

bräntä, bräntäti, gibräntät; V; für Übel nehmen, beleidigt sein; summä Liitu hets gibräntät, dasi usoo fruä bi heim gliffu; einige Leute haben es mir verübelt, dass ich so früh nach Hause gelaufen bin.

 

Brantschalla, Brantschallä; N; m; Brandblase; dii Brantschallä värgäänt de schoo; jene Brandblasen vergehen dann schon. Heute wird vorzugsweise Blaatra, Blaaträ verwendet. Synonyme: Schalla, Schallä, Blaatra, Blaaträ.

 

Brascht; N; m; Ez; Kummer, Verdruss, Ärger, Belästigung, Sorge, Mühe; wiär hei niggs wa Brascht mit dem Ziig; wir haben nichts als Ärger mit diesem Zeug.

 

Bräschtu, Bräschtä; N; m; Verkleinerungsform: Bräschggji, Bräschggjini; Gebrechen, Leiden, Fehler, Makel, Macke; u chleinä Bräschtu hed appa jedä; ein kleines Gebrechen hat wohl jeder. Siehe auch unter Präschtu, Präschtä!

 

Breidagschi, Breidagschini; N; s; Breitaxt (zum Behauen von Baumstämmen); us Breidagschi geit guät fär uiszaschtu; eine Breitaxt eignet sich gut um die Äste vom Stamm zu entfernen.

 

Brenngji, Brenngjini; N; s; Schwarzes Männertreu, Schwarzes Kohlröschen (Blume); Brenngjini schmeckunt guät; Männertreu riechen gut.

 

Brenni, Brenninä; N; w; lange Zeitspanne; wiär hei um Brenni mièssu beitu; wir haben lange Zeit warten müssen.

 

breschtu, breschtuti, gibreschtu(t); V; beleidigen, kränken; äär hed mi leschtärli gibreschtut; er hat mich extrem gekränkt.

 

Bretschil, Bretschilä; N; m; Verkleinerungsform: Bretschilti, Bretschiltini; Tragriemen für Gefässe wie Körbe, Kübel, aber auch für Hosen; mit denä Bretschilu chascht dischi Tschifra nimmä bruichu; mit diesen Tragriemen kannst du diesen Rückenkorb nicht mehr benutzen. Varianten: Tschifrubretschilä, Çhibjibretschilä, Hosubretschilä.

 

Bretschilholzji, Bretschilholzjini od. Tschifruholzji, Tschifruholzjini; N; s; Tragriemenhölzchen, brettartiger Holzeinsatz im oberen Geflechtsbereich der Tschifra, woran die beiden Bretschi (Tragriemen) befestigt sind; iischä Vattär hed uf jedäs Bretschilholzji iischu Brand drufgitaa; unser Vater hat auf jedes ‚Tragriemenhölzchen‘ unser Eigentumszeichen eingebrannt.

 

Briädri, Briädrini od. Briätschi, Briätschini; N; s; Verkleinerungsform von Bruder; uf miini Brièdrini chani mi värlaa; auf meine Brüder kann ich mich verlassen.

 

Briäji, Briäjinä; N; w Brühe; ich hä mär mit deer Brièji d Fingra värbrennt; ich habe mir mit dieser Brühe die Finger verbrannt.

 

briäju, briäjuti, gibriät; V; brühen; wiär hei d Schwii in där Muältu gibrièt; wir haben die Schweine im Holzbecken gebrüht.

 

briätu, briätuti, gibriätu(t); V; 1. brüten, ausbrüten; di Glugga briätut d Eijär uis; die Glucke brütet die Eier aus; 2. ausbrüten, angestrengt nachdenken, planen, aushecken; heid ärs no nit megu uisgibriètu? seid ihr noch zu keinem Entschluss gekommen?

 

Brichul od. Briçhil, Brichla; N; m; mächtiger Mann; miär ischt um Briçhil us Mangji bigäggnät; mir ist ein mächtiger Mann begegnet.

 

Briggóla, Briggólä; N; w; raffinierte Tragvorrichtung für Schmuggelware, die bei Gefahr sofort abgeworfen werden konnte um zu flüchten; mid unäru Briggólu hescht dui vill unggschnuortär çhennu ga fruschíäru; mit einer Schmuggler-Tragvorrichtung hast du viel ungenierter schmuggeln gehen können.

 

Brigi, Briginä; N; w; Viehläger, Holzboden (sehr schwach geneigt) in einem Abteil des Viehstalles, worauf junge Kälber oder Schweine lagern; d Schwii merkund oi, dasch uf där Brigi bessär çhennund liggu; die Schweine merken auch, dass sie auf dem Holzboden bequemer liegen können.

 

Briini; N; w; 1. Bräunung; diini Briini wellti oi hä; deine Hautbräunung möchte ich auch haben; 2. Schweinerotlauf, bakterielle Infektionserkrankung der Schweinehaut (bräunlicher Hautausschlag); we di Briini nit värgeit, tarf mu ds Fleisch nimmä ässu; wenn die Bräunung (beim Schwein) nicht vergeht, darf man das Fleisch nicht mehr essen.

 

bringu, bringti, prungu; V; 1. besamen, Samenerguss haben (bei Stier); ds Schtièri hed prungu; der Stier hat einen Samenerguss gehabt. 2. bringen; bring mär á ds Gguiti! bring mir doch das Messer!

 

brinnu, brinnti, gibrunnu; V; brennen; där Ofuschuppu brinnt guät; das Reisigbündel brennt gut.

 

Britt, Brittär; N; s; Verkleinerungsform: Briggji od. Brittji; 1. Brett, Holzbrett, Tafel; i will di Brittär zärsaagu; ich will die Bretter zersägen. Heute wird Brätt bevorzugt verwendet. 2. Schokoladentafel; ich mag us ganzus Britt ggässu; ich vermag eine ganze Schokoladentafel zu essen.

 

Bróchuta; N; w; Ez; Gemisch aus gebrochener Milch und Nidel; Brochuta mit Brood old Pulénta und eppis Zuckär drubär, dascht eppis Suipärpsch; gebrochene Milch und Nidel mit Brot oder Polenta und etwas Zucker darüber, das ist etwas ausserordentlich Gutes.

 

Broglär, Broglära; N; m; Prahlhans, Angeber, Maulheld, Protzer; di Broglära het mu schoo va wiitum gçheert; die Angeber hat man schon von weitem gehört.

 

broglu, brogluti, gibroglu(t); V; prahlen, angeben, protzen; megunt dii gibroglu! vermögen die zu prahlen!

 

Broodleitra, Broodleiträ; N; w; Brotgestell zum Lagern von Brot; um Broodleitra volli Roggumbrooti lenggt fär uschutz; ein Brotgestell voll Roggenbrote genügt für lange Zeit.

 

Broosma, Broosmä; N; w; Verkleinerungsform: Broosmulti, Broosmultini; Brosame; uschuppu Broosmä gäbund oi us Broot; viele Brosamen ergeben auch ein Brot.

 

broosmu, broosmuti, gibroosmu(t); V; Brosamen streuen; mit dischum Gguiti broosmuscht uhefli; mit diesem Messer verursachst du sehr viele Brosamen.

 

Brootgoich, Brootgoicha; N; m; Broottampa, Broottampä; N; w; Brotteigpuppe (Feingebäck mit männlichem bzw. weiblichem Aussehen); z Wièchnächtu hei wär allpot us parr Brootgoicha und Broottampä bärchú; zu Weihnachten haben wir immer ein paar Brotteigpuppen erhalten.

 

Brotzluta, Brotzlutä; N; w; flockiger Niederschlag in Flüssigkeit, feinflockiges Mus; in deer Milch hets Brotzlutä dri; in dieser Milch hat es einen flockigen Niederschlag.

 

brúfiächt, - ä, - i, - s; feucht, durchnässt (Wiesenboden); wes lengär teimut, chunt där Bodu brufièchtä; wenn es länger nieselt, wird der Wiesenboden durchnässt.

 

Bruich, Briich; N; m; Brauch; iär heit kurjoosi Briich, ihr habt kuriose Bräuche.

 

Bruichmilch; N; w; Trinkmilch, Milch zum Eigengebrauch; di Bruichmilch bringi wär nid in d Senärii, dii triiçhi wär sälbär; die Trinkmilch bringen wir nicht in die Sennerei, die trinken wir selber.

 

bruichu, bruichti, gibruicht; V; brauchen, benötigen; wiär bruiçhä hiir mee Heww; wir benötigen dieses Jahr mehr Heu.

 

bruinä, bruinäti, gibruinät; V; bräunen, braun werden; an där Sunnu bruinä wiär de schoo no; an der Sonne werden wir dann schon noch braun.

 

bruischtig, - ä, - i, - s; mager, trocken, humusarm (bei Wiesenboden); uf dischum bruischtigu Bodu waggst nit vill; auf diesem mageren Boden wächst nicht viel.

 

Brummul, Brummla; N; m; Verkleinerungsform: Brummulti, Brummultini; 1. Hummel (Insekt); denu Brummul gçheeri schoo di greescht Lengi; diese Hummel höre ich schon die längste Zeit; 2. kleiner Arretierungsbolzen im Sensenscharnier, der in das Brummulloch hineinpasst; där Brummul ischt z chleinä, dárfär chlottrut ds Schwäärt; der Arretierungsbolzen im Sensenscharnier ist zu klein, deshalb knattert das Sensenschwert. Siehe dazu auch unter Brummulloch!

 

Brummulloch, Brummulleçhär; N; s; Kerbloch zur Arretierung des Sensenblattes am Sensenworb (hier passt där Brummul hinein); ooni Brummulloch und Brummul het schi ds Schwäärd nit schtill; ohne Kerbloch und Bolzen ist das Sensenblatt nicht stabil montiert.

 

Brunnu, Brunnä; N; m; Verkleinerungsform: Brunnji, Brunngji; Wasserquelle, Quellgebiet (existiert auch in verschiedenen Varianten von Flurnamen); wägu där Trechundi sind di Brunnä hiir fruä abggangu; wegen der Trockenheit sind die Wasserquellen dieses Jahr früh versiegt. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 525.

 

Brunz; N; m; Urin; där Nachtchruäg ischt vollä Brunz; der Nachttopf ist voll Urin.

 

brunzu, brunzti, gibrunzt; V; pinkeln, pissen, Wasser lösen; äs hed in d Hosä gibrunzt; es (das Kind) hat in die Hosen gepinkelt. Siehe auch unter Synonym seiku!

 

Bruschttuäch, Bruschttiäçhär; N; s; Weste, Männer-Gilet, Herren-Gilet; u flotti Sackuir hescht daa am Bruschttuäch; eine schöne Sackuhr hast du da am Herren-Gilet.

 

Bruschtzuckär; N; m; Kandiszucker; mit Bruschtzuckär und Zibilä cha mu guätä Huäschtusiirob machu; mit Kandiszucker und Zwiebeln kann man guten Hustensirup herstellen.

 

Bubi, Bubini; N; s; Blessur, kleine Wunde, Leiden, Übel, Beschwerde; us chleis Bubi hed appa jedi; ein kleines Übel hat wohl jede.

 

Buck, Bick; N; m; Verkleinerungsform: Bugçhji, Bugçhjini; Knick, Biegung; dits Roor hed um Buck dri; dieses Rohr hat einen Knick drinnen.

 

Buggs, Buggsi; N; s; Holzschachtel fürs Schreibzeug (heutiges Etui); in jedi Schuältäscha gçheerd us Buggs; in jede Schultasche gehört ein Etui.

 

buggsig, - ä, - i, - s; buchsig, unregelmässig gewachsenes Holz; buggsigs Holz geit schwäär z schpaaltu; unregelmässig gewachsenes Holz ist schwer zu spalten.

 

bugru, bugruti, gibugru(t); V; murren, vorwerfen, vorhalten, reklamieren; summi bugrund wägu allum; einige murren wegen allem.

 

Buich, Biich; N; m; Verkleineungsform: Buiçhji, Buiçhjini; Bauch; tuä abu diinu plutt(u) Buich bidecku! bedecke doch deinen nackten Bauch!

 

Buiçhärtag, Buiçhärtaga; N; m; Tag der grossen Wäsche; di Buiçhärtaga sind schtrengi Taga gsi; die Tage der grossen Wäsche sind strenge Tage gewesen.

 

Buiçhetsch, Buiçhetscha; N; m; Verkleinerungsform: Buiçhetschji, Buiçhetschjini; Person oder Haustier mit dickem Bauch; dui bischt um pfelligä Buiçhetsch; du bist ein ziemlicher Dickbauch.

 

Buichhuis, Buichhiischär; N; s; gemeinschaftliches Wäschehaus des Dorfes; bivor mu im Buichhuis di ğroos Wäsch het çhennu machu, het mu mièssu du Vogt ga fräägä; bevor man im Wäschehaus der Gemeinde die grosse Wäsche hat machen können, hat man den Vogt fragen müssen.

 

Buiçhi, Buiçhinä; N; w; grosse Wäsche, Waschgut; duozumaal het mu gwondli zwee Buiçhinä gmacht, eini im Uistag und eini im Herbscht; damals hat man gewöhnlich zwei Grosswäschen gemacht, eine im Frühling und eine im Herbst.

 

buichu, buichuti, gibuichu(t); V; waschen der Herbst- bzw. Frühlingswäsche; am Buiçhärtag muäscht allds megun gibuichu; am Tag der grossen Wäsche musst du in der Lage sein alles zu waschen.

 

Buljúng, Buljúnga; N; m; dickes Drahtseil (italienisches Fremdwort); wiär hei mit Buljúngu giburattut; wir haben mit dicken Drahtseilen die Baumstämme befördert.

 

Bunnsa, Bunnsä; N; s; Schrulle, sehr dicke Frau (abschätzig), fettes Haustier; dii Bunnsa chund nid ab Tätsch; jene dicke Frau kommt nicht vom Fleck. Synonym: Driäschta.

 

burattu, burattuti, giburattut; V; am Holz arbeiten (Bäume schlagen, rüsten, transportieren); wiär hei gwondli im Wintär giburattut; wir haben gewöhnlich im Winter am Holz gearbeitet.

 

Burattu; N; s; Versubstantivierung des Verbs burattu; Arbeit am Rohholz (Bäume schlagen, rüsten, transportieren); ds Burattu ischt us schwäärs und nid unggfäärlichs Handwäärch; das Arbeiten mit dem Rohholz ist ein schweres und nicht ungefährliches Handwerk.

 

Burdi, Burdinä; N; w; Verkleinerungsform: Burdili, Burdilini; 1. Bürde, Last; jedäs het schiini Burdi z träägu; jeder hat seine Last zu tragen; 2. Heubürde, in der Regel bestehend aus sieben Wischa; beim Heuen in steiler Halde (Schtutz) werden die Wischa etwas anders angeordnet, man spricht dann von einer Schtutzburdi; eine Zettärburdi ist eine kleine Burdi, welche vam Zettärbuäb als erste in die Scheune getragen wurde; us Çhiäji frisst im Wintär appa fufzig Burdinä Hew; eine Kuh frisst im Winter etwa fünfzig Bürden Heu (heutige Kühe fressen bis zu siebzig Heubürden).

 

burdinu, burdinuti, giburdinu(t); V; Heubürden erstellen; hiitu tuät fascht niämu me burdinu; heute erstellet fast niemand mehr Heubürden.

 

Buschggi, Buschggini; N; s; kleiner Gegenstand (z. B. Hölzchen, Stäbchen oder Halm), welcher das Los bestimmt; raad umaal, unnär welum Fingär häni ds Buschggi värschtackts? rate mal, unter welchem Finger halte ich das Buschggi versteckt?

 

buschgginu, buschgginuti, gibuschgginu(t); V; mittels Buschggi das Los ziehen; we wär nid einig chumä, miässi wär burschgginu; wenn wir nicht einig werden, müssen wir das Los ziehen.

 

Buschi, Buschini; N; w; Obstkern; di Buschini tarfscht nid ässu; die Obstkerne darfst du nicht essen.

 

buschpär, - ä, - i, - s; munter, lebhaft; wiär sii gsund und buschpär; wir sind gesund und munter.

 

Buss, Bussä; N; m; Verkleinerungsform: Bussji, Bussjini; Autobus, Autocar; hiit sind zwee Bussä chu; heute sind zwei Busse gekommen.

 

Busségga, Busséggä; N; w; Busecca, italienische Kuttelsuppe; hiitu gää wär umaal uf Duäm ga Busségga ässu; heute gehen wir mal nach Domodossola Kuttelsuppe essen.

 

bussig od. bussung; unterdessen, währenddessen, zwischenzeitlich; lach mär bussig d Çherzä la brennu! lasse mir währenddessen die Kerzen brennen! Synonym: unnärdannu. Heute wird unnärdessi bevorzugt.

 

Butilla, Butillä; N: w; hölzernes Trinkfässchen. Siehe unter Batilla, Batillä!

 

Butt od. Bott; N; s; Angebot (bei Versteigerung). Siehe unter Bott!

 

Butzi, Butzinä; N; w; Schlag, Alkoholrausch; gib mu um Butzi! versetz ihm einen Schlag! in deer Butzi chaschts nimmä uleinzig heim la gaa; bei diesem Alkoholrausch kannst du ihn nicht mehr alleine heimgehen lassen.

 

Buura Pippa; N; w; gekrümmtes Rundholz, gut geeignet zur Herstellung eines Bogenschlittens; um uura Pippa ischt nit gäbig z ferggu; ein gekrümmtes Rundholz ist nicht praktisch zu transportieren.

 

Buura, Buurä; N; w; grosses Rundholz, zum Transport zugeschnittener Baumstamm; wiär hei di Buurä fascht nid megu gitreelu; wir haben die grossen Rundhölzer fast nicht zu rollen vermocht.

 

Buuw al(l)eggu; Mist auf Wiese verteilen und einreiben; äs ischt Ziit fär du Buuw ánzleggu; es ist Zeit um den Mist auf der Wiese zu verteilen.

 

Buuw; N; m; 1. Mist; wiär hei du Buuw uf d Matta gitreit; wir haben den Mist auf die Wiese getragen; Spruch: Gääld in där Tricku und Buuw in där Gruäbu värfäänt beedi gliichvill; 2. Bau (Mehrzahl: Buwwtä); modeerni Buwwtä gfallund mär nid apaarti; moderne Bauten gefallen mir nicht besonders.

 

Buuwgabla, Buuwgablä; N; w; Mistgabel; um Buuwgabla het viär Tschinggä; eine Mistgabel hat vier Zinken.

 

 

 

B

 

Bääba, Bääbä; N; w; Verkleinerungsform: Bääbi, Bääbini; 1. Pupe; usoon un groossi Meiggja tuät schi do nimmä mit Bääbinu värtwellu; so ein grosses Mädchen spielt doch nicht mehr mit Pupen; 2. Törin, Närrin, einfältige Frau; dascht un aarmi Bääba; das ist eine arme Närrin.

 

Bääji, Bääjini; N; s; 1. Nadelbaumzapfen; wiär sii in du Waald ga Bääjini reichu; wir sind in den Wald Nadelbaumzapfen holen gegangen; 2. Übername für Berner (früher oft spöttisch gemeint, wird heute positiv verstanden); Bääjini sind gmiätliçhi Liit; Berner sind gemütliche Leute.

 

bääju, bääj(u)ti od. bääti, gibäät; V; bähen, rösten, dünsten, toasten; schii het ds Broot gibäät; sie hat das Brot gebäht.

 

Baalzu, Baalzä; N; m; Verkleinerungsform: Baalzji, Baalzjini; charakteristische Stirnfrisur; schii hend mär du Baalzu gschoru; sie haben mir die Haare über dem Gesicht (Stirn) geschoren.

 

Bäändli, Bäändlini; N; s; Bergbähnlein, Drahtseilbahn; sitdémm mu uf jedi Alpa u Schtraass gmacht het, gits gçhei Bäändlini mee; seitdem man auf jede Alp eine Strasse gebaut hat, gibt es keine Drahtseilbahnen mehr.

 

Bäärg, Bäärga; N; m; Verkleinerungsform: Bäärgji, Bäärgjini; 1. Berg; äär ischt fascht uf jedum Bäärg gsi; er ist fast auf jedem Berg gewesen; 2. Simplonpass und Landschaft in der Passeinsattelung (für die Einheimischen); wiär läbä hièna dum Bäärg und d Ändru läbänt daana dum Bäärg; wir leben diesseits des Simplonpasses und die ‚Ändern‘ (Bewohner des Rhonetales) leben jenseits des Passes; 3. grosse Menge, Haufen; im Choorb hets un ganzä Bäärg Wäsch; im Korb hat es einen grossen Haufen Wäsche.

 

Baargji, Baargjini; N; s; Eber; welis feists Baargji ischt das; welch ein fetter Eber ist das.

 

Baart, Bäärt; N; m; 1. Bart; um Baart la waggsu; einen Bart wachsen lassen; 2. Schlüssel-bart, jener Teil des Schlüssels, der nach der Einführung des Schlüssels in das Schlüsselloch bei der Drehung des Schlüsselrings den Riegel erfasst; ich hä mim Schlussil usoo gmoorzgut, dass där Baart abgibrochu ischt; ich habe mit dem Schlüssel derart hantiert, dass der Schlüsselbart abgebrochen ist. Variante: Schlussilbaart.

 

Bäärtlumi od. Bäärtlume; N; m; Barthalomäus (Männername); Zam Bäärtlumi ischt am viärunzwenzguschtu Oigschtu; Bartholomäustag ist am 24. August. Bauernspruch: där Zam Bäärtlumi hed wellu Fleisch hä; am Bartholomäustag (früher ein Läcktag) ist oft ein Schaf zu Tode gestürzt.

 

baartu (schi -), baartuti, gibaartu(t); V; Bart schneiden, sich rasieren; hiitu hescht di flott gibaartut; heute hast du den Bart schön geschnitten.

 

Baaru, Baarma; N; m; Futterkrippe; där Baaru ischt vollä Hew; die Futterkrippe ist voll Heu.

 

Baaruladu, Baarulädu; N; m; Krippenbrett; im Baaruladu hets fuif Baarulechär; im Krippenbrett hat es fünf Löcher.

 

Baaruloch, Baaruleçhär; N; s; Loch im Krippenbrett zum Einhängen der Kuhkette; schii heint d Çhetti fascht nid ins Baaruloch drímprungu; sie haben die Kette fast nicht ins Loch des Krippenbretts hineingebracht.

 

Baaruschtutt, Baaruschtitt; N; w; Pfosten an der Futterkrippe; ds Chalb rimput an där Baaruschtutt; das Kalb kratzt sich am Krippenpfosten.

 

Baasch, Baaschä; N; w; Plane, grossflächige Abdeckplane; wiär hei ds Heww uf är Baasch där d Haalta umbrígschreckt; wir haben das Heu auf der Plane den Hang hinuntergezogen; wiär hei di Baasch drubärgschpreitut, dass nit drufräggnut; wir haben die Plane darüber-gespannt, damit es nicht draufregnet.

 

Baaschla, Baaschlä; N; w; eingetiefter Holzteller; uf där Baaschlu heindsch hertä Çhääs old Scheidul gchratzt; auf dem eingetieften Holzteller haben sie harten Käse oder Zieger gekratzt. Variante: Scheidulbaaschla.

 

Baaschnaadla, Baaschnaadlä; N; w; Art Sattlernadel mit leicht abgebogener Spitze und Öse am anderen Ende (Länge: ca. 10 – 15 cm); mid unäru Baaschnaadlu hei wiär ds Fleisch durchgschtochu und u Schnuär durchgizogu, das mu sus därnaachär het çhennu uifheichu und trechnu; mit einer Sattlernadel haben wir das Fleisch durchgestochen und eine Schnur hindurchgezogen, damit man es danach hat aufhängen und trocknen können.

 

Bäch; N; s; 1. Harz, Baumharz; dits Holz ischt vollds Bäch; dieses Holz ist voll Harz; 2. Pech, Unglück, Missgeschick; wiär hei us moorts Bäch gçhäbä; wir haben ein riesen Pech gehabt.

 

Bachär, Bachra; N; m; Bäcker; i gaa zum undru Bachär na Broot; ich gehe zum untern Bäcker Brot holen.

 

Baçhi, Baçhinä; N; w; volle Brotladung im Backofen; wiär hei mu Holz prungu fär um Baçhi Broot z bachu; wir haben ihm Holz gebracht um einen Backofen voll Brote zu backen.

 

bäçhigs Oig; Talg am Augenlid; schii hed umúm bäçhigi Oigu; sie hat wieder Talg an den Augenlidern.

 

Bächtopf, Bächtepf; N; m; Fixierung aus Holzstäbchen und Harz (bei Knochenbrüchen); un guätä Bächtopf ischt nit ggäríngär gsi wa us gigípsuts Bei; ein guter ‚Pechtopf‘ ist nicht minderwertiger gewesen als ein Gipsbein.

 

Baich, Beich; N; m; Verkleinerungsform: Baiçhji, Baiçhjini; Bank; uf denä Beichu tuäni nit gääru sitzu; auf diesen Bänken sitze ich nicht gern.

 

Baita, Baitä; N; w; primitives Gebäude; was fär um Baita ischt das? was für ein Gebäude ist das?

 

Bajágga; N; w; Schlamm, Mörtel; äär ischt in di Bajágga gschtitzt; er ist in den Schlamm gefallen.

 

Balaari, Balaarinä; N; w; Alkoholrausch; äär hed abär umaal um Balaari ubär; er hat wieder einmal einen Alkoholrausch.

 

Bálanngji, Bálanngjini; N; s; Ortscheit (Zugscheit), bewegliche Querstange, an deren beiden Enden die Zugstränge des Zugtieres (Pferd, Esel, Maultier oder Rind) befestigt sind; in der Mitte der Stange ist die Zugkette oder der Gunnul an einem grösseren Ring befestigt, woran die zu transportierende Ladung hängt; fär um Buura z wennu het mu us Bálanngji gibruicht; um einen Holzstamm zu ziehen hat man ein Ortscheit benötigt.

 

Balántscha, Balántschä od. Palántscha, Palántschä; N; w; Stangenwaage (Balkenwaage); duozumaal hei wär allds mit där Balántschu gwogu; dazumal haben wir alles mit der Balkenwaage gewogen.

 

balantschíäru, balantschíärti, balantschíärt od. palantschíäru, palantschíärti, palantschíärt; V; wäägen (mit Balkenwaage); wiär hei du Çhänil balantschíärt; wir haben das ausgeweidete Schlachttier gewogen.

 

balgu (schi -), balguti, gibalgut; V; spielerisch herumbalgen; jungi Hintschini balgunt schi gääru; junge Welpen balgen sich gerne.

 

Balla, Ballä; N; w; Verkleinerungsformen: Balli, Ballini; 1. Ball; äs schpillt mit där Ballu; es spielt mit dem Ball; 2. Ballen; schii ischt um Balla Aichu ga reichu; sie ist einen Butter-ballen holen gegangen.

 

ballufeist od. laschtfeist; übermässig dick; stark gemästet, kugelrund; das sind ballufeisti Schwii; das sind stark gemästete Schweine. Heute wird pollufeist bevorzugt. Siehe auch unter feist!

 

Balma, Balmä; N; w; Felsvorsprung, überhängende Felswand, geschützte Stelle unter Fels-wand; di Tuitini hend unnär där Balmu glägu; die Schafe haben unter der Felswand ausgeruht.

 

Balo, Zweijär, Drijär, Halbä; übliche Masse für Weinbestellungen im Restaurant (1 dl, 2 dl, 3 dl, 5 dl); i pschtellu un Zweijär Rootä; ich bestelle ein Glas mit zwei Deziliter Rotwein; z Duäm het mun gwondli un Guartíng old um Mezzo pschtellt; in Domodossola hat man gewöhnlich einen Viertel oder einen Halben bestellt.

 

Balóss, Balóssu; N; m; Bengel, Spitzbub, Frechdachs, Kerl (italienisches Fremdwort); iär siid mär Balóssu; ihr seid mir Frechdachse.

 

Balsa, Balsä; N; w; Ziege, welche am Hals zwei gut sichtbare Fettwülstchen (Glöckchen, Berlocken) aufweist, nicht selten waren dies Italienerziegen, welche im Sommer als Hewwärgeiss dienten; wiär hei di Balsa uf d Matta gnu; wir haben die Ziege mit den zwei Berlocken auf die Heuwiese mitgenommen. Synonyme: Hewwärgeis, Summärgeis.

 

Bämbär; N; m; Alkoholrausch; äs hed un enz Bämbär gçhäbä; er hat einen schweren Alkoholrauch gehabt.

 

Bambíng; N; m; Kind, Christkind, Weihnachtsbescherung; iisch ischt där Bambíng chu; uns ist das Christkind gekommen.

 

Band, Bendär (brächu); N; s; Band, Bänder; iischä Vattär hed im Uistag dä Lemmru di Bendär gibrochu, wesch äremmi sind gsi; unser Vater hat im Frühling den Lämmern die Bänder gebrochen (die Muskelblockade gelöst), wenn sie steife Glieder gehabt haben.

 

banggärútt, - ä, - i, - s; bankrott, pleite, zahlungsunfähig; schii sind banggärútt ggangu; sie sind bankrott gegangen.

 

Bangja, Bangjä; N; w; grosse (rundliche) Kuhtrinkel; ds Vee ischt mit scheenä Bangju där ds Deerffji; das Kuhvieh ist mit mächtigen Trinkeln durch das Dorf gelaufen.

 

Bänna, Bännä; N; w; 1. Brunnentrog aus Stein oder Beton; bis afangsch dä Fufzgärjaaru isch mu ds Wassär uf di Bänna ga reichu; bis anfangs der Fünfzigerjahre hat man das Wasser vom Brunnen geholt; Varianten: Platzbänna, Buiçhärbänna, Joordihansch Bänna, u. a; 2. Metallwanne (auf Wagen oder Schlitten); schii hent di Bänna gfillt mit Buu; sie haben die Wanne gefüllt mit Mist.

 

Banng; N; m; Bangsche Krankheit (seuchenhaftes Verwerfen bei Rindern); där Banng ischt uisgibrochu; die Bangsche Krankheit ist ausgebrochen.

 

Bänz, Bänza; N; s; Verkleinerungsform: Bänzji, Bänzjini; 1. Schaf (Muttenschaf); chumät Bänzjini, booläk! kommt herbei, ihr Schafe, es gibt Leckspeise! 2. gross gewachsenes, mäch-tiges Frauenzimmer oder Mädchen; ischt das un gçheerigä Bänz! ist das ein mächtiges Frauenzimmer!

 

bar, barä, bari, bars; pur, rein, lauter, total; ich bi um barä Dräck; ich bin total verdreckt; äs sind bari Wiibär gsi; sie sind lauter Frauen gewesen.

 

barä watsch; total durchnässt; äär ischt um barä watsch; er ist total durchnässt.

 

Bära, Bärä; N; w; Stoss- oder Schubkarren; mit där Bäru geits ringär wa mit där Tschifru; mit dem Stosskarren geht es leichter als mit dem Rückenkorb.

 

Barbiisch, Barbiischa; N; m; Bärtiger, unrasierter Mann; sid we bischt usoon um Barbiisch? seit wann bist du so ein Bärtiger?

 

bärchú, bärçhäämi, bärchú; V; bekommen, erhalten; weni allds bärçhäämi, wani wellti, de gièngis schoo; wenn ich alles bekommen würde, was ich möchte, dann ginge es schon.

 

Bari, Barinä od. Barri, Barrinä; N; w; 1. Knall, Explosion; äs ischt um Barri ggangu; es hat sich eine Explosion ereignet; 2. Alkoholrausch; nächti hets abär um Bari gçhäbä; gestern Abend hat er wieder einen Alkoholrausch gehabt.

 

Bärisoll, Bärisolli od. Pärisoll, Pärisolli; N; s; Regenschirm; hescht ds Bärisoll mit diär gnu? hast du den Regenschirm mitgenommen?

 

Barlogga, Barloggä od. Parlogga, Parloggä; N; w; Rast, Rasthalt, Ruhepause, bei der oft auch etwas gegessen oder getrunken wird; jetz mièssi wär umaal Barlogga machu; jetzt müssen wir mal Rasthalt machen.

 

barru, barruti, gibarru(t); V; krachen, knarren, donnern (fürchterlich); nächti um Aabu hets firchtärli gibarrut; gestern Abend hat es fürchterlich gedonnert und gekracht.

 

Bäruta, Bärutä; ein Schubkarren voll; wiär hei zwee Bärutä Pfuäl zämugibutzt; wir haben zwei Schubkarren voll Kehricht zusammengeputzt.

 

Bascht, Bäscht od. Pascht, Päscht; N; s; Tragsattel für Zug- und Lasttier (Pferd, Esel, Maultier, Rind); wiär hei us niws Bascht gchoift; wir haben einen neuen Tragsattel gekauft!

 

baschtu, baschtuti, gibaschu(t) od. paschtu, paschtuti, gipaschu(t); V; satteln, Lasttier beladen; ich hä ds Muilti gipaschtut; ich habe das Maultier beladen.

 

Bäsmu, Bäsma; N; m; Verkleinerungsform: Bäsumji, Bäsumjini; Besen; dui bruichtischt umaal un niwwä Bäsmu; du bräuchtest mal einen neuen Besen. Heute wird eher Bäsu verwendet.

 

bäsmu, bäsmuti, gibäsmu(t); V; 1. Besen herstellen; hiitu tiä wär bäsmu; heute stellen wir Besen her; 2. rennen; iär siid pfellig gibäsmut; ihr seid ziemlich gerannt.

 

bass, - ä, - i; lappig, schlaff (bei Salat und Gemüse); där Zalátt chunt bassä, we mu nu z lang in där Soossu laat; der Salat wird lappig, wenn man ihn zu lange in der Sauce lässt.

 

Batilla, Batillä od. Butilla, Butillä bzw. Patilla, Patillä od. Putilla, Putillä; N; w; Ver-kleinerungsformen: Batilli, Batillji od. Butilli, Butillji usw.; hölzernes Trinkfässchen; ich hä us gfullds Batilli im Riggsack; ich habe ein gefülltes Trinkfässchen im Rucksack.

 

Bätti, Bättini; N; s; 1. Perlenschnur fürs Rosenkranzgebet; schii tuäd mim Bätti in där Hand du Rosuchranz bättu; sie betet mit der Perlenschnur in der Hand das Rosenkranzgebet; 2. Person, die etwas herunterleiert wie am Schnürchen; äs hets uifgseid wiä us Bätti; er hat es vortragen wie am Schnürchen.

 

Bättul od. Bättil; N; m; 1. Bettel, Ramsch, Krempel; gçhii denu Bättul ufort! wirf diesen Krempel weg! 2. verpflichtende Aufgabe (z. B. in einem Amt); ich hä nä gat du Bättil dargçhiit; ich habe ihnen soeben das Amt hingeschmissen (zur Verfügung gestellt).

 

Bättuliitu; N; s; Ez; Betenläuten, täglich dreimaliges Gebetsläuten der Kirchenglocken; zum Bättuliitu, tuät mu dun Englisch Gruäss bättu; wenn es zum Gebet läutet, betet man den Englischen Gruss. In der Karwoche übernimmt ds Bätturällu diese Funktion. Siehe dazu auch unter rällu!

 

Batzä; N; Mz; Blüten der Wiesenkerbel; di Batzä sind riipfi, jetz iss Ziit fär ds Hewwu; die Blüten der Wiesenkerbel sind reif, jetzt ist es Zeit zum Heuen.

 

bäwwju, bäwwjuti, gibäwwju(t); V; bellen, husten, jammern, tadeln, undeutlich reden; hiitu hescht du ganz Tag umcha gibäwwjut; heute hast du den ganzen Tag herumgehustet.

 

beed(är)siitsch; beidseits, auf beiden Seiten; wiär sii unändrä beedärsiitsch värwandt; wir sind einander beidseits verwandt.

 

beed, beedu (m), beedo (w), beedi (s), beedi (m+w), beedä (m+w); beide(n); där Vattär und där Su sind beedu plibu; der Vater und der Sohn sind beide geblieben; d Muätär und di Techtär sind beedo heimchú; die Mutter und die Tochter sind beide heimgekommen; d Junnjini sind beedi däheimu plibu; die Kinder sind beide daheim geblieben; mu muäs mit beedä ds gliicha machu; man muss mit beiden dasselbe tun.

 

beedärlei; beiderlei, von beiden; äs gid ubärall beedärlei; es gibt überall beiderlei.

 

beesch, - ä, - i, bees; böse, ungut, tüchtig; ich häs nit beesch gmeint; ich habe es nicht böse gemeint; us bees Hintschi muäs an d Çhetti; ein böses Hündlein muss an die Kette.

 

beeschä, beeschäti, gibeeschät; V; besser werden, stärker werden; deer het schamparr gibeeschät; der ist viel stärker geworden.

 

beewu, beew(u)ti, gibeewu(t); V; saufen, viel trinken; hina heid är wol appa gnuäg gibeewut; heute Abend habt ihr wohl genug getrunken.

 

beglu, begluti, gibeglu(t); V; bügeln, glätten; hiitu häni vill gibeglut; heute habe ich viel geglättet.

 

Beguliisu, Beguliisu od. Begiliisu, Begiliisu; N; s; Bügeleisen; duozumaal het mu di Begiliisu no mit heissä Cholu gheizt; damals hat man die Bügeleisen noch mit heissen Kohlen beheizt.

 

Beihuis, Beihiischär; N; s; Verkleinerungsform: Beihuisi; Beinhaus, Ossuarium (ehemaliges Aufbewahrungshaus von Gebeinen); im Beihuis het mu frièjär d Hoitschilä und d Chnoçhä van dä uifgnummnu Grebär glaagrut; im Beinhaus hat man früher die Totenschädel und die Knochen der aufgelösten Gräber gelagert.

 

beimagär, beimag(ä)ri, beimagärs; abgemagert bis auf die Knochen; iischi Muäma ischt bei-magäri; unsere Tante ist bis auf die Knochen abgemagert.

 

beitu, beituti, gibeitu(t); V; warten; beid abu maal, ich mag nit so flingg! warte doch mal, ich kann nicht so schnell (laufen); wiär beitä hiä uf bessri Ziitä; wir warten hier auf bessere Zeiten. Das Verb beitu wird heute nicht mehr häufig verwendet, an seine Stelle tritt meistens waartä.

 

Beizi, Beizinä; N; s; 1. Fleisch- oder Flüssigmarinade, Einlegeflüssigkeit für Fleisch; dascht u rezänti Beizi; das ist eine scharfe Fleischmarinade; 2. Köder; di Beizi tarfscht nit z noo am Huis hä; den Köder darfst du nicht zu nahe am Haus haben.

 

beizu, beiz(u)ti, gibeizt; V; ködern, Köder legen; wiär gää dum Fuggs ga beizu; wir legen dem Fuchs einen Köder.

 

Bell; N; w; Entscheidungsspiel (beim Jassen); tiä wär no gat di Bell schpilu und de gää wär ga liggu; machen wir gerade noch das Entscheidungsspiel und dann gehen wir schlafen.

 

Belli, Bellinä; N; w; 1. Knall, Explosion; äs ischt um Belli ggangu; es hat sich eine Explosion ereignet; 2. Alkoholrausch; äs hed un ens Belli; er hat einen starken Rausch.

 

Beluusa, Beluusä od. Bliina, Bliinä; N; w; extravagant gekleidetes, aufgeputztes, stolzes Frauenzimmer; hescht gsee, was dii Beluusa fär un Alleggig het? hast du gesehen, was für eine Aufmachung dieses extravagant gekleidete Frauenzimmer hat? ich häs schoo gsee, wiä d mit deer Bliinu bischt gan tanzu; ich habe es wohl bemerkt, wie du mit jenem aufgeputzten Frauenzimmer tanzen gegangen bist.

 

Bemsul od. Bemsil, Bemsla; N; m; Verkleinerungsform: Bemsulti od. Bemsilti; Pinsel; un uisgfäschrutä Bemsul cha mu nimmä bruichu; einen ausgefransten Pinsel kann man nicht mehr gebrauchen. Heute wird meist Pinsul benutzt.

 

Bendär brächu; steife Bänder mobilisieren; we d Lemmär d Remi hent pärchú, het mu nä di Bendär gibrochu und de iss nä schirig bessär ggangu; wenn die Lämmer steife Beine be-kommen haben, hat man ihnen die Bänder gebrochen und dann ist es ihnen schnell besser gegangen.

 

Benggär; N; m; Benjamin (Männervorname); iischu Benggär häni schoo us Schutzji nimmä gsee; unseren Benjamin habe ich schon eine Weile nicht mehr gesehen.

 

bengju, bengjuti, gibengju(t); V; schlagen, knallen; äs het ds Tiri zuägibengjut; er hat die Türe zugeknallt.

 

Bennul od. Bennil, Bendla; N; m; Bändel, Band, Hosenband; lach di Bendla nid usoo la hangjä! lass die Bändel nicht so hängen!

 

Beri, Berini; Fingerbeere, Fingerkuppe; ich hä mär di Berini umplätzut; ich habe mir die Fingerkuppen aufgeschürft.

 

Berr, Beri; N; s; Verkleinerungsform: Berli, Berlini; Beere; im Chuächu hets chleini Berlini; im Kuchen hat es kleine Beerchen.

 

Bessruta, Bessrutä; N; s; Genesung, Besserung; äs hed afu u lièchti Bessruta ggä; es hat bereits eine leichte Genesung eingesetzt.

 

Bettschtatt, Bettschtätt; N; w; Bettgestell; wiär hei un gibrochni Bettschtatt miässu uis-wäggslu; wir haben ein gebrochenes Bettgestell auswechseln müssen.

 

Bettseikär, Bettseikära; N; m; Bettnässer; oo dui aarmä Bettseikär! oh du armer Bettnässer!

 

Biäli, Biälini; N; s; Verkleinerungsform: Biälti, Biältini; Beil; mit dischum Biäli chascht nimmä guät schpaaltu; mit diesem Beil kannst du nicht mehr gut spalten.

 

Biäscht; N; w; Ez; Biestmilch, Kolostrum, Milch während der ersten Tage nach dem Kalbern; di Biäscht tarf mu nid in d Senärii bringu; Biestmilch darf man nicht der Sennerei abliefern. Heute wird eher Biäschtmilch verwendet.

 

Biäschtçhiäçhi, Biäschtçhiäçhini; N; s; Biestküchlein (aus Äpfeln, Eiern, Mehl, Biestmilch und Zucker in Öl frittiert); unooscht hei wär Biäschtçhièçhini gmacht; letzthin haben wir Biestküchlein hergestellt.

 

biässu, biässti, gibiässt; V; büssen; darfär çhenntisch di gçheerig biässu; dafür könnten sie dich ziemlich büssen.

 

Biäzmaschiina, Biäzmaschiinä; N; w; Nähmaschine; dischi Biäzmaschiina ischt oi afu in d Jaari chu; diese Nähmaschine ist auch bereits in die Jahre gekommen.

 

biäzu, biäz(u)ti, gibiäzt; V; nähen; chascht mär d Hosä biäzu? kannst du mir die Hosen nähen?

 

Bibjána; N; w; Bibiana, Mädchenname (Gedenktag am 2. Dezember); am Bibjána ischt u Loostag; der Bibianatag ist ein Lostag. Bauernspruch: wiä ds Wättär am Bibjána ischt, usoo iss därnaa viärzig Taga und u Wucha lang; so wie das Wetter am Bibianatag ist, so ist es danach vierzig Tage und eine Woche lang.

 

bicku, bickti, gibickt; V; bücken; bick di nit! bücke dich nicht! Aber: bigçhät cha nit! bückt euch nicht!

 

Bidul od. Bidil, Bidla; N; m; Verkleinerungsform: Bidulti od. Bidilti; Bauch (bei Tieren normale Verwendung, beim Menschen eher grob); mit vollum Bidil chascht nit schaffu; mit vollem Bauch kannst du nicht arbeiten.

 

Bidulwee, Bidilwee; N; s; Bauchweh, Bauchschmerzen; ich hä us moorts Bidilwee; ich habe starke Bauchschmerzen.

 

Bigçhi, Bigçhinä; N; w; Natursteinpflaster; mit rächtä Schuänu cha mu uf allä Bigçhinu loiffu; mit passendem Schuhwerk kann man auf allen Natursteinpflastern laufen.

 

Biggsa, Biggsä; N; w; Büchse, Blechbüchse; was machscht mit dischä ganzu Biggsu? was machst du mit diesen ganzen Büchsen?

 

Biggsch, Biggschä; N; w; Büchse (Gewehr); in iischär Heiçhi hangjäd um Biggsch; in unserem Estrich hängt ein Gewehr.

 

Biggscha, Biggschä; N; w; aufmüpfiges, hyperaktives Mädchen oder Frauzimmer; usoo um Biggscha wellti liäbär nid im Huis hä; so eine hyperaktive Frau möchte ich lieber nicht im Haus haben.

 

bignaadu, bignaaduti, bignaadut; V; Gnade schenken; bignaat sus där Herrgott; Gott schenke ihm die Gnade.

 

bigósch od. bigott; bei Gott, wahrlich, wirklich, eigentlich; dascht bigósch nid eifach; das ist wirklich nicht einfach.

 

Bigréb(t); N; w; Ez; Begräbnis, Beerdigung; summi Värwandtu gseet mu numu me an äru Bigrébt; einige Verwandte sieht man nur mehr bei einer Beerdigung.

 

bigriäzu, bigriäz(u)ti, bigriäzt; V; begrüssen, willkommen heissen, um Erlaubnis fragen; mich hed niämu bigriäzt; mich hat niemand begrüsst.

 

Biibi, Biibini; N; s; Pickel, Akne, Eiterbläschen auf Haut; tuä nid zuä Biibini uistricku; drücke nicht ständig Pickeln aus.

 

Biiga, Biigä; N; w; Verkleinerungsform: Biigulti od. Biigilti; Beige, Stapel, Stoss; schii heind um Biiga Holz gsaagu; sie haben eine Beige Holz gesägt. Variante: Holzbiiga.

 

Biila, Biilä; N; w; 1. Beule, Schwellung; äs hed um Biila in du Chopf gschlagu; er/es hat eine Beule in den Kopf geschlagen; 2. Delle, Einbuchtung; jetz häni mär im Auto gad um Biila gmacht; jetzt habe ich mir im Auto gerade eine Delle eingeschlagen.

 

biisä, biisäti, gibiisä(t); V; wild (aufgeregt) davonrennen der Kühe (z. B. bei Hitze oder Unwetter); biisänt d Çhiä, chumund oi d Hirta nit zär Ruä; rennen die Kühe wild umher, kommen auch die Hirten nicht zur Ruh.

 

Biisschtei, Biisschteina; N; m; Bergleder (faserförmiges Silikat-Mineral, giftig); d Hirggini heind unändrä mit Biisschteinu giblaagut; die Hirtenkinder haben einander mit Bergleder-Steinen geneckt (Hautkontakt hat ein Jucken erzeugt).

 

Biji, Bijini; N; s; 1. Biene; mich hed us Biji gschtipft; mich hat eine Biene gestochen;

2. Querverstrebung (als Verstärkung) zwischen Rechenstiel und Rechenjoch; dits Biji muäscht appa mal uiswägslu; diese Querverstrebung musst du wohl mal auswechseln.

 

Bijiloch, Bijileçhär; N; s; Loch im Rechenjoch (hier passt ds Biji, die Querverstrebung hinein, welche den Rechen stabilisiert); ooni Bijiloch und Biji ischt där Rächu nit vill nutz; ohne Rechenjoch-Loch und Querverstrebung taugt der Rechen nicht viel.

 

Bildärna, Bildärnä; N; w; Obergaumen, Zahnfleisch; äär het schich di ganz Bildärna värbrennt; er hat sich den ganzen Obergaumen verbrannt.

 

bin Tag us Jaar; auf den Tag genau ein Jahr; dascht jetz hiit bin Tag us Jaar; das ist jetzt heute auf den Tag genau ein Jahr.

 

binä, binäämi, binú; V; benehmen; dui hescht di schlächt binú; du hast dich schlecht benommen.

 

Binna, Binnä; N; w; Binde, Deckentragbalken (Stube); uf där Binnu in iischär Schtubu hets us aalds Wappu; auf dem Deckentragbalken in unserer Stube hat es ein altes Wappen.

 

Binóggul, Binóggla; N; m; Feldstecher (italienisches Fremdwort); ich gaa niä ooni Binóggul z Bäärg; ich steige nie ohne Feldstecher auf die Berge. Variante: Schpiägul.

 

biru, birti, gibirt; V; anheben, hochheben; ich mag sus nit gibiru; ich vermag es nicht anzuheben.

 

Bíruwegg, Bíruwegga; N; m; Gebäck mit Birnenfüllung; nid un Ğruisa Bíruwegg hättischt mär ggä; nicht einen kleinen Bissen Birnengebäck hättest du mir gegeben.

 

bisá; sogar; bisá iischi Groosmuätär het gitanzt; sogar unsere Grossmutter hat getanzt.

 

bischmu, bischmuti, gibischmu(t); V; flüstern, tuscheln; schii bischmund abär umaal; sie tuscheln wieder einmal.

 

Bissa, Bissä; N; w; kleiner Keil (vorzugsweise aus Holz); daa muäscht um Bissa drunnärtuä, dass schi nimmä mottut; da musst du einen kleinen Keil unterlegen damit es nicht mehr wackelt.

 

Bissagga, Bissaggä; N; w; Bettsack (mit Laub gefüllter Sack); wiär hei alli uf Bissaggä gschlaaffu; wir haben alle auf Bettsäcken geschlafen.

 

bitrooscht; vernünftig, bei Sinnen; dui bischt nit bitrooscht; du bist nicht bei Sinnen.

 

Bittibätti machu; inständige Bitte machen; naa dum ganzu Bittibätti machu hei wär nisch ärgä; nach dauerndem Bitten haben wir aufgegeben.

 

Bitz, Bitza; N; m; Verkleinerungsformen: Bitzji, Bitzjini; Bissen, Stück; mit dem Bitz Broot hescht do no Hungär; mit dem Bissen Brot hast du doch noch Hunger. Aber: umbitz, usbitzji; ein wenig; wiär sii usbitzji z schpaat; wir sind ein wenig zu spät. Siehe auch unter umbitz!

 

bizíä, bizíängi od. biziäti, bizógu; V; einholen, erreichen; dui bizíäscht mi nimmä; du holst mich nicht mehr ein.

 

biziitu; frühzeitig, rechtzeitig; wiär sii biziitu chu; wir sind rechtzeitig gekommen.

 

Blääji, Blääjini; N; s; Hautschwellung, Bläschen; mit Blääjinu im Gsicht gseet mu nit guäd uis; mit Ausschlag im Gesicht sieht man nicht gut aus.

 

blääju, blääti, gibläät; V; blähen; äs het du Çhääs gibläät; es hat den Käse gebläht.

 

bläärä, bäär(ä)ti, gibläärä(t); V; 1. blöken, plärren; d Lemmär hent zuä gibläärä; die Lämmer haben dauernd geplärrt; 2. weinen; ds Jungji het schee megu gibläärä; das Kind hat kräftig zu weinen vermocht.

 

Blaatra, Blaaträ; N; w; 1. Blase, Fruchtwasserblase, Beule; ich hä bari Blaaträ uf där Huit; meine Haut ist voll Blasen; 2. Horde, Kohorte, Gruppe, Gesellschaft (eher abschätzig); di ganz Blaatra het tumm gitaa; die ganze Horde hat sich dumm benommen. Varianten: Seikblaatra, Wassärblaatra.

 

blaaw, - ä, - i, - s; blau; naam Heipärfläätigu het mu blaawi Fingra; nach dem Säubern der Heidelbeeren hat man blaue (violette) Fingern.

 

Blächa, Bläçhä; N; w; rechteckiges, grob gewobenes Tragtuch, das zusammengeschnürt werden kann, es dient zum Tragen von Heu, Emd oder Gras; wiär hei d Faggsä in äru Blächu gitreit; wir haben das Borstengras in einem Tragtuch getragen; du letscht Bitz Hew hei wär in där Blächu ins Schiiri gitreit; den letzten Rest Heu haben wir im Tragtuch in die Scheune getragen.

 

Blachta, Blachtä; N; w; Blacke, Alpenampfer; in dischär ĺhanni hets vill Blachtä; in diesem Grünfutter hat es viele Alpenampfer.

 

blächu, blächuti, giblächut; V; bezahlen; ich muäs allpott schee blächu; ich muss immer wieder viel bezahlen.

 

Blág(ä)ruschtig; N; w; Mz; mangelhafte bzw. minderwertige Ware; dui hescht mär numu Blágäruschtig värchoifft; du hast mir nur minderwertige Ware verkauft.

 

Blagg, Blegär; N; s; Spitzbube, Lump, Schurke, Schuft, Lästiger; mit denä Blegär wili nit z tuä hä; mit jenen Spitzbuben will ich nicht zu tun haben.

 

blagghaft, - ä, - i, - s; nicht optimal, knapp genügend, provisorisch; wiär hei sus usoo blagg-haft gflickt; wir haben es so provisorisch repariert.

 

Blagghund, Blagghind; N; m; niederträchtiger, bissiger Hund oder Mann; mit dem Blagg-hund muäscht uifpassä; bei dem niederträchtigen Hund musst du aufpassen.

 

Blagwäärch; N; s; Ez; Unannehmlichkeit, Schwierigkeit, Schererei, Laster; mim Hewwu hei wär hiir us moorts Blagwäärch; die Heuernte bereitet uns dieses Jahr viele Scherereien; ds Glaff ischt us cheibu Blagwäärch; der Alkoholismus ist ein schlimmes Laster.

 

blangä, blang(ä)ti, giblangä(t) od. blannjä, blannjäti, giblannjä(t); V; sehnlichst zuwarten, ungeduldig ausharren; mich hed afu giblängät, bist chum bischt; ich habe bereits ungeduldig ausgeharrt, bis du gekommen bist.

 

Blasa, Blasä; N; w; Verkleinerungsform: Blasi, Blasini; Gesicht, Kindergesicht; schii hed u fiirrooti Blasa; sie hat ein feuerrotes Gesicht.

 

Blatta, Blattä; N; w; Verkleinerungsform: Blaggji, Blaggjini; Platte, Steinplatte; di Blattä vor dum Huis sind alli nassi, äs hed appa ggäräggnut; die Steinplatten vor dem Haus sind alle nass, es hat wohl geregnet. Variante: Wässärblatta.

 

Blattria; N; w; Mz; Isländisches Moos, Strauchflechte (traditionelle Heilpflanze zur Linderung von Atemwegserkrankungen, Halsschmerzen, Reizhusten und Magen-Darm-Beschwerden, kann in Form von Tee oder Sirup eingenommen werden); mit Blattria cha mu Huäschtu-Siirob machu; mit Isländischem Moos kann man Hustensirup herstellen.

 

Blätz, Blätza; N; w; Verkleinerungsform: Blätzji, Blätzjini; 1. Lappen; Stoffstück; daa muäs mu um Blätz uf ds Hosuloch biäzu; da muss man ein Stoffstück auf das Hosenloch nähen; 2. Schürfwunde; ich hä um Blätz ab; ich habe eine Schürfwunde; 3. kleines Grundstück, kleine Wiesen- oder Weideparzelle; hiitu hei wär numu das Blätzji gmäät; heute haben wir nur jenes kleine Wiesenstück gemäht.

 

Bleessi, Bleessinä; N; w; 1. Blösse, schneefreie Fläche, Waldlichtung; äs het schee giguggsut, d Eggi zeichunt schoo ubärall pfelligi Bleessinä; der Schnee wurde stark verweht, die Hügel zeigen schon überall schneefreie Flächen; 2. Schwäche, Schwachstelle; dui tarfscht jaa gçhei Bleessi zeichu; du darfst ja keine Schwäche zeigen.

 

bleggjinu, bleggjinuti, gibleggjinut od. blettjinu, blettjinuti, giblettjinut; V; in dünne Scheibchen schneiden; tuä mär abu d Häärdepfil bleggjinu! schneide mir doch die Kartoffeln zu dünnen Scheibchen!

 

blegru, blegruti, giblegru(t); V; kränkeln, herumliegen und unproduktiv sein; jetz hescht schoo lang giblegrut, dui manglutischt umaal zum Doktär z gaa; jetzt hast du schon lange gekränkelt, du solltest mal zum Arzt gehen.

 

Bleiçhetsch, Bleiçhetscha; N; m; Verkleinerungsform: Bleiçhetschji, Bleiçhetschjini; Bleichgesicht; dui Bleiçhetsch selltischt umaal umbitz in d Sunna; du Bleichgesicht solltest mal ein wenig in die Sonne gehen.

 

Blescha, Bleschä; N; w od. Blescho; N; m; Verkleinerungsform: Bleschi, Bleschini; Bless, Kuh mit weissem Stirnfleck; di Blescha het gchalbjut; die Kuh mit dem weissen Stirnfleck hat gekalbert.

 

bliätu, bliätuti, gibliätut; V; bluten; ira bliätud umúm d Nasa; ihr blutet wieder die Nase.

 

Blii; N; s; Ez; Blei; Blii ischt cheibu schwäärs; Blei ist sehr schwer.

 

Bliina, Bliinä; N; w; extravagant gekleidetes, aufgeputztes, stolzes Frauenzimmer. Siehe dazu unter Beluusa!

 

Blindi; N; w; Ez; Blindheit; dui mit diinär Blindi hescht sus nid eifach; du mit deiner Blindheit hast du es nicht einfach.

 

Blitzg, Blitzga; N; m; Blitz; Blitzg und Tonnär sind fascht zgliichum chu; Blitz und Donner wurden fast gleichteitig wahrgenommen.

 

blitzgu, blitzguti, giblitzgut; V; blitzen; wes blitzgud und donnrut gää wär heim; wenn es blitzt und donnert gehen wir heim.

 

blooss, bloossärli; sehr wenig, kaum, leicht; rick sus bloossärli uf d Siita; rücke es leicht auf die Seite.

 

Bluäd umpfaa; auffangen des Blutes beim Schlachten eines Tieres; mim Metzgu het mun ds Bluäd umpfangu; beim Schlachten hat man das Blut aufgefangen.

 

Bluämu, Bluämä; N; m; Gartenblume (gezüchtet); tuä mär abu di Bluämä pschittu; begiesse mir doch die Gartenblumen. Achtung: Meijä sind Bergblumen.

 

Bluäscht, Bliäscht; N; w; Blüte; allds ischt in vollär Bluäscht; alles ist in voller Blüte.

 

Bluätchruit; N; s; Ez; Blutkraut, Blätter der Berg-Nelkenwurz (früher volksmedizinisch gegen Blutarmut verwendet); iischä Ettär Thjóffil het groossä Wäärd uf ds Bluätchruit gleit; unser Onkel Theophil hat grossen Wert auf das Blutkraut gelegt. Siehe dazu auch Häärz-meiju, Häärzmeijä (gelbe Blüte vom Blutkraut)!

 

Bluätsuigär, Bluätsuig(ä)ra; N; m; Blutegel; farr mär mit denä Bluätsuigära ab! verschwinde mir mit diesen Blutegeln!

 

Bochta, Bochtä; N; w; Bottich, grosses Holzfass für Flüssigkeiten; dischi Bochta ischt nimmä gchabi; dieser Bottich ist nicht mehr dicht. Varianten: Gwäschbochta, Holzbochta.

 

bock(ä)reid, - ä, - i, - s; erstarrt, versteift, verspannt; allds ischt bockäreids; alles ist versteift.

 

Bock, Beck; N; m; 1. Bock, Ziegenbock, Gemsbock, Rehbock; di Beck schtiichunt schuidärli; die Böcke stinken schauderhaft; di Beck triibunt hiir fruä; die Böcke treiben dieses Jahr früh; 2. geiler Mann, Hurenbock; deer Bock hed niä gnuäg; jener Hurenbock hat nie genug. Siehe auch Holzbock, Gguitschubock.

 

bockschtill; bockstill, unbeweglich, verharrend; äär ischt bockschtill gschtannu; er ist un-beweglich stillgestanden.

 

bocku, bockuti, gibockut; V; widerspenstig benehmen, widerstreben, trotzen, nicht recht funktionieren; d Maschiina het mär gibockut; die Maschine hat mir nicht recht funktioniert.

 

bodigu, bodiguti, gibodigut; V; bodigen, bezwingen, besiegen, niederwerfen; äär het nu gibodigut; er hat ihn besiegt.

 

Bodscha, Bodschä; N; w; Stein (italienisches Fremdwort); wiär hei dii schwääru Bodschä alli miässu lipfu; wir haben jene schweren Steine alle heben müssen.

 

Bodun uis gçhiju (du -); zu Boden stürzen, niederfallen; äscht dum Bodun uis gçhiit; er ist zu Boden gestürzt.

 

Bodun uisschlaa (du -); masslos übertreiben; där Tiifil hed mu dum Bodun uisgschlagu; er hat masslos übertrieben.

 

Bodusuri, Bodusurini; N; s; kleine Person (selten auch Tier gemeint); dem chleinu Bodusuri bischt sus de woll; der kleinen Person bist du doch wohl gewachsen.

 

bogçhil(l)u, bogçhil(l)uti, gibogçhil(l)ut; V; nach Ziegenbock stinken; äs het firchtärli gibogçhillut; es hat fürchterlich nach Ziegenbock gestunken.

 

Boguschlittu, Boguschlittna; N; m; Bogenschlitten (Lastschlitten); um Boguschlittu pschteid us zwei Schlittuchuäçhä mid je unäru Pschlacht, us viär bis sägsch Tschaagginu, us zwei bis drii Çhischinu und beedärsiitsch us je unäru Schpangu und umu Bogu; ein Bogenschlitten besteht aus zwei Schlittenkufen mit je einem Eisenbeschlag, aus vier bis sechs Beinchen, aus zwei bis drei Kissen und beidseits aus je einer Spange und einem Bogen; wiär sii mim Boguschlittu na Holz; wir sind mit dem Bogenschlitten Holz holen gegangen.

 

Boimji, Boimjini; N; s; 1. Pyramiden-Günsel; warfär hescht di ganzu Boimjini abgmäät? warum hast du die ganzen Pyramiden-Günsel abgemäht? 2. Verkleinerungsform von Boim (Baum); dii chleinu Boimjini waggsunt va Jaar zu Jaar heejär; die kleinen Bäumchen wachsen von Jahr zu Jahr höher. Die Pluralform Boimjini ist in der Gemeinde Simlpon auch als Flurname bekannt. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 206.

 

Bojótta, Bojóttä; N; w; Wasserschiff, eingebauter Wasserkessel im Chuischtofu (italienisches Fremdwort); ds Wassär siädud in där Bojóttu; das Wasser siedet im eingebauten Wasserkessel. Siehe auch unter Variante Schiff!

 

bolzugg(ä)rád, - ä, - i, - s; kerzengerade, schnurgerade; wiär sii bolzuggärád nitschig gliffu; wir sind kerzengerade nach unten gelaufen.

 

Bolzuggärédi, Bolzuggärédinä; N; w; Gerade, gerade Strecke; wiär hei di Bolzuggärédi gnu; wir haben die gerade Strecke gewählt.

 

Bombo(ng), Bombo(ng); N; s; Verkleinerungsform: Bonngji, Bonngjini; Bonbon; das sind moorz guäti Bonngjini; das sind sehr gute Bonbons.

 

Bómbona, Bómbonä; N; w; grosse Korbflasche (10-50 Liter); wiär sii ins Wältscha na um Bómbona Wii; wir sind nach Italien eine Korbflasche Wein holen gegangen.

 

Booja, Boojä; N; w; 1. agressive, kampfstarke Kuh, Ringkuh; dischi Booja ischt hiir d Alpuçhinigi; diese kampfstarke Kuh ist heuer die Alpkönigin; 2. aggressive Weibsperson; dii Booja zeicht cha no du Meischtär; diese aggressive Frau zeigt euch noch, wo es lang geht.

 

booju, boojuti, gibooju(t); V; angreifen, ringen (von Kühen); hensch no nit giboojut? haben sie noch nicht gerungen? Varianten: zärbooju, värbooju.

 

Boona, Boonä; N; w; Verkleinerungsform: Booni, Boonini; 1. Bohne; hilf mär á di Boonä fläätigu! hilf mir doch die Bohnen säubern! 2. Kind (niedlich); dui bischt mär us häärzigs Booni; du bist mir ein herziges Kind.

 

Boorduir, Boorduirä; N; w; Bordüre, Randstein, Strassenrandbegrenzung (aus Stein); äär muäss di Boorduir ga flicku; er muss die Bordüre flicken gehen.

 

boorgu, boorguti, giboorgu; V; borgen, ausleihen; çhenntischt mär zächun Tatzä boorgu? könntest du mir zehn Tassen ausleihen?

 

Boort, Beertär; N; s; Rand, Geländekante, die Bezeichnung ist auch als Flurname bekannt; wiär sii uf allum Boort gschtannu; wir sind am Rande der Geländekante gestanden. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 337, 343.

 

Boortschtrimpf, Boortschtrimpf; N; m; Strumpf, der über den Schuh zurückstülpbar ist; Boortschtrimpf sind hiitu nimmä Mooda; über die Schuhe zurückstülpbare Strümpfe sind heute nicht mehr in Mode. Synonym: Schgabútzli, Schgabútzlini.

 

boosggu, boosgguti, giboosggu(t); V; etwas Böses tun, etwas anstellen; was heid är daa giboosggut? was habt ihr da angestellt?

 

Boozu, Boozna od. Boozä; N; m; böser Geist, Gespenst, Spukgeist; va Boozna bruichscht mär niggs z värzellu; von bösen Geistern brauchst du mir nichts zu erzählen.

 

boschäärtig, boschäärtigä, - i, - s; schlecht gelaunt; bischt hiitu abär boschäärtigs? bist du heute wieder schlecht gelaunt?

 

Botsch, Botschä; N; m; Verkleinerungsform: Botschji, Botschjini; Knabe, Bub, Junge; iischärs Techtärli lotzät gääru dä Botschu naa; unser Töchterlein schaut gern den Jungen nach.

 

Botschamär; N; m; Nachttopf, Napf (abgeleitet aus französich pot de chambre); schtell mär abu du Botschamär unnär ds Bett; stell mir doch den Nachttopf unter das Bett. Synonym: Nachtchruäg.

 

Bott od. Butt bzw. Pott od. Putt; N; s; Angebot (bei Versteigerung); d Çherza brint fär ds Bott, wellds biätud mee? die Kerze brint für das Angebot, wer bietet mehr (Ausruf des Versteigerers).

 

Bottugrami, Bottugramini od. Bottugrani, Bottugranini; N; s; Trotzkopf, Dickkopf, stör-risches Huhn; bischt dui hiitu us Bottugrami! bist du heute ein Dickkopf!

 

bottugramig, bottugramigä, - i, - s; verärgert, störrisch, trotzig; hiitu chascht mid imm nit gschiru, äs ischt bottugramigs; heute kannst du mit ihm nicht verhandeln, er ist verärgert.

 

Bottugramigi; N; w; 1. Fussgicht bei Hühnern; fär di Bottugramigi z värtriibu, schperrt mu d Hennä in u Çhebja í und schtellt dii uf unu waarmu Giltschteiofu; um die Fussgicht (bei Hühnern) zu vertreiben, sperrt man die Hühner in einen Käfig ein und stellt diesen auf einen warmen Giltsteinofen; 2. Ärger, Trotz, störrische Haltung; bi deer Bottugramigi cha mu mit diär niggs áfaa; bei dieser störrischen Haltung kann man mit dir nichts anfangen.

 

Braachu(nt), Braachunda; N; m; Monat Juni; im Braachunt faat mu afa hewwu; im Juni fängt man an zu heuen.

 

Bräämu, Bräämä; N; m; Bremse, Dasselfliege (blutsaugende Fliege); ds Uitär ischt vollds Bräämä; das Euter ist voll Dasselfliegen.

 

bräämuvoll, - ä, - i, - s; randvoll; di Zidéla ischt bräämuvolli gsi; der Metalleimer ist randvoll gewesen.

 

Braati, Braatinä; N; w; 1. Knall, explosionsartiges Geräusch; het das um Braati ggä! hat das einen Knall gegeben! 2. Suff, Besoffenheit, Trunkenheit, Alkoholrausch; näächti hets abär un enz Braati gçhäbä; gestern Abend hat er wieder einen starken Alkoholrausch gehabt.

 

Braawa, Braawä; N; w; Braue, Augenbraue; hescht dui bäçhigi Braawä! hast du pechige Brauen! Siehe auch Synonyme Oigschbraawa, Oigschbraawä od. Oigubraawa, Oigubraawä! Braawa wurde auch oft als Ziegenname verwendet.

 

Brächär, Brächära; N; m; Käserührer, Rührinstrument, womit geronnene Milch zu Käse-bruch zerkleinert wird (bei Käseproduktion); du Brächär het mu frièjär fär ds Çhääsu gibruicht; den Käserührer hat man früher zur Herstellung von Käse benutzt.

 

bräglu, brägluti, gibräglut; V; braten, grillieren; wiär hei am Fiir Çhääs gibräglut; wir haben am Feuer Käse gebraten.

 

Brand, Brend; N; m; 1. Brand (Feuer); heid är du Brand megu gleschu? habt ihr den Brand zu löschen vermocht? 2. Wundbrand, Wundinfektion; där Brand ischt mu dríchu, jetz chunts gfäärlich; der Wundbrand hat ihn befallen, jetzt wird es gefährlich; 3. eingebranntes Eigentumszeichen (auf Werkzeugen und Hörnern von Haustieren); luit dum Brand gçheert dischi Triègja iischi; gemäss dem eingebrannten Eigentumszeichen gehört diese Verschlaufvorrichtung uns.

 

Bränta, Bräntä; N; w; 1. Brente, flache Tragbütte aus Holz (allgemein wird heute fast ausschliesslich die modernere Bezeichnung Çhibji verwendet); um Bränta volli Milch mag mu giträägu; eine Brente voll Milch schafft man zu tragen; 2. wohlbeleibte Frau (abschätzig); ischt das um Bränta us Wiib! ist das eine wohlbeleibte Frau!

 

bräntä, bräntäti, gibräntät; V; für Übel nehmen, beleidigt sein; summä Liitu hets gibräntät, dasi usoo fruä bi heim gliffu; einige Leute haben es mir verübelt, dass ich so früh nach Hause gelaufen bin.

 

Brantschalla, Brantschallä; N; m; Brandblase; dii Brantschallä värgäänt de schoo; jene Brandblasen vergehen dann schon. Heute wird vorzugsweise Blaatra, Blaaträ verwendet. Synonyme: Schalla, Schallä, Blaatra, Blaaträ.

 

Brascht; N; m; Ez; Kummer, Verdruss, Ärger, Belästigung, Sorge, Mühe; wiär hei niggs wa Brascht mit dem Ziig; wir haben nichts als Ärger mit diesem Zeug.

 

Bräschtu, Bräschtä; N; m; Verkleinerungsform: Bräschggji, Bräschggjini; Gebrechen, Leiden, Fehler, Makel, Macke; u chleinä Bräschtu hed appa jedä; ein kleines Gebrechen hat wohl jeder. Siehe auch unter Präschtu, Präschtä!

 

Breidagschi, Breidagschini; N; s; Breitaxt (zum Behauen von Baumstämmen); us Breidagschi geit guät fär uiszaschtu; eine Breitaxt eignet sich gut um die Äste vom Stamm zu entfernen.

 

Brenngji, Brenngjini; N; s; Schwarzes Männertreu, Schwarzes Kohlröschen (Blume); Brenngjini schmeckunt guät; Männertreu riechen gut.

 

Brenni, Brenninä; N; w; lange Zeitspanne; wiär hei um Brenni mièssu beitu; wir haben lange Zeit warten müssen.

 

breschtu, breschtuti, gibreschtu(t); V; beleidigen, kränken; äär hed mi leschtärli gibreschtut; er hat mich extrem gekränkt.

 

Bretschil, Bretschilä; N; m; Verkleinerungsform: Bretschilti, Bretschiltini; Tragriemen für Gefässe wie Körbe, Kübel, aber auch für Hosen; mit denä Bretschilu chascht dischi Tschifra nimmä bruichu; mit diesen Tragriemen kannst du diesen Rückenkorb nicht mehr benutzen. Varianten: Tschifrubretschilä, Çhibjibretschilä, Hosubretschilä.

 

Bretschilholzji, Bretschilholzjini od. Tschifruholzji, Tschifruholzjini; N; s; Tragriemen-hölzchen, brettartiger Holzeinsatz im oberen Geflechtsbereich der Tschifra, woran die beiden Bretschi (Tragriemen) befestigt sind; iischä Vattär hed uf jedäs Bretschilholzji iischu Brand drufgitaa; unser Vater hat auf jedes ‚Tragriemenhölzchen‘ unser Eigentums-zeichen eingebrannt.

 

Briädri, Briädrini od. Briätschi, Briätschini; N; s; Verkleinerungsform von Bruder; uf miini Brièdrini chani mi värlaa; auf meine Brüder kann ich mich verlassen.

 

Briäji, Briäjinä; N; w Brühe; ich hä mär mit deer Brièji d Fingra värbrennt; ich habe mir mit dieser Brühe die Finger verbrannt.

 

briäju, briäjuti, gibriät; V; brühen; wiär hei d Schwii in där Muältu gibrièt; wir haben die Schweine im Holzbecken gebrüht.

 

briätu, briätuti, gibriätu(t); V; 1. brüten, ausbrüten; di Glugga briätut d Eijär uis; die Glucke brütet die Eier aus; 2. ausbrüten, angestrengt nachdenken, planen, aushecken; heid ärs no nit megu uisgibriètu? seid ihr noch zu keinem Entschluss gekommen?

 

Brichul od. Briçhil, Brichla; N; m; mächtiger Mann; miär ischt um Briçhil us Mangji bigägg-nät; mir ist ein mächtiger Mann begegnet.

 

Briggóla, Briggólä; N; w; raffinierte Tragvorrichtung für Schmuggelware, die bei Gefahr sofort abgeworfen werden konnte um zu flüchten; mid unäru Briggólu hescht dui vill unggschnuortär çhennu ga fruschíäru; mit einer Schmuggler-Tragvorrichtung hast du viel un-genierter schmuggeln gehen können.

 

Brigi, Briginä; N; w; Viehläger, Holzboden (sehr schwach geneigt) in einem Abteil des Viehstalles, worauf junge Kälber oder Schweine lagern; d Schwii merkund oi, dasch uf där Brigi bessär çhennund liggu; die Schweine merken auch, dass sie auf dem Holzboden bequemer liegen können.

 

Briini; N; w; 1. Bräunung; diini Briini wellti oi hä; deine Hautbräunung möchte ich auch haben; 2. Schweinerotlauf, bakterielle Infektionserkrankung der Schweinehaut (bräunlicher Hautausschlag); we di Briini nit värgeit, tarf mu ds Fleisch nimmä ässu; wenn die Bräunung (beim Schwein) nicht vergeht, darf man das Fleisch nicht mehr essen.

 

bringu, bringti, prungu; V; 1. besamen, Samenerguss haben (bei Stier); ds Schtièri hed prungu; der Stier hat einen Samenerguss gehabt. 2. bringen; bring mär á ds Gguiti! bring mir doch das Messer!

 

brinnu, brinnti, gibrunnu; V; brennen; där Ofuschuppu brinnt guät; das Reisigbündel brennt gut.

 

Britt, Brittär; N; s; Verkleinerungsform: Briggji od. Brittji; 1. Brett, Holzbrett, Tafel; i will di Brittär zärsaagu; ich will die Bretter zersägen. Heute wird Brätt bevorzugt verwendet. 2. Schokoladentafel; ich mag us ganzus Britt ggässu; ich vermag eine ganze Schokoladentafel zu essen.

 

Bróchuta; N; w; Ez; Gemisch aus gebrochener Milch und Nidel; Brochuta mit Brood old Pulénta und eppis Zuckär drubär, dascht eppis Suipärpsch; gebrochene Milch und Nidel mit Brot oder Polenta und etwas Zucker darüber, das ist etwas ausserordentlich Gutes.

 

Broglär, Broglära; N; m; Prahlhans, Angeber, Maulheld, Protzer; di Broglära het mu schoo va wiitum gçheert; die Angeber hat man schon von weitem gehört.

 

broglu, brogluti, gibroglu(t); V; prahlen, angeben, protzen; megunt dii gibroglu! vermögen die zu prahlen!

 

Broodleitra, Broodleiträ; N; w; Brotgestell zum Lagern von Brot; um Broodleitra volli Roggumbrooti lenggt fär uschutz; ein Brotgestell voll Roggenbrote genügt für lange Zeit.

 

Broosma, Broosmä; N; w; Verkleinerungsform: Broosmulti, Broosmultini; Brosame; uschuppu Broosmä gäbund oi us Broot; viele Brosamen ergeben auch ein Brot.

 

broosmu, broosmuti, gibroosmu(t); V; Brosamen streuen; mit dischum Gguiti broosmuscht uhefli; mit diesem Messer verursachst du sehr viele Brosamen.

 

Brootgoich, Brootgoicha; N; m; Broottampa, Broottampä; N; w; Brotteigpuppe (Feingebäck mit männlichem bzw. weiblichem Aussehen); z Wièchnächtu hei wär allpot us parr Brootgoicha und Broottampä bärchú; zu Weihnachten haben wir immer ein paar Brotteig-puppen erhalten.

 

Brotzluta, Brotzlutä; N; w; flockiger Niederschlag in Flüssigkeit, feinflockiges Mus; in deer Milch hets Brotzlutä dri; in dieser Milch hat es einen flockigen Niederschlag.

 

brúfiächt, - ä, - i, - s; feucht, durchnässt (Wiesenboden); wes lengär teimut, chunt där Bodu brufièchtä; wenn es länger nieselt, wird der Wiesenboden durchnässt.

 

Bruich, Briich; N; m; Brauch; iär heit kurjoosi Briich, ihr habt kuriose Bräuche.

 

Bruichmilch; N; w; Trinkmilch, Milch zum Eigengebrauch; di Bruichmilch bringi wär nid in d Senärii, dii triiçhi wär sälbär; die Trinkmilch bringen wir nicht in die Sennerei, die trinken wir selber.

 

bruichu, bruichti, gibruicht; V; brauchen, benötigen; wiär bruiçhä hiir mee Heww; wir benötigen dieses Jahr mehr Heu.

 

bruinä, bruinäti, gibruinät; V; bräunen, braun werden; an där Sunnu bruinä wiär de schoo no; an der Sonne werden wir dann schon noch braun.

 

bruischtig, - ä, - i, - s; mager, trocken, humusarm (bei Wiesenboden); uf dischum bruischtigu Bodu waggst nit vill; auf diesem mageren Boden wächst nicht viel.

 

Brummul, Brummla; N; m; Verkleinerungsform: Brummulti, Brummultini; 1. Hummel (Insekt); denu Brummul gçheeri schoo di greescht Lengi; diese Hummel höre ich schon die längste Zeit; 2. kleiner Arretierungsbolzen im Sensenscharnier, der in das Brummulloch hineinpasst; där Brummul ischt z chleinä, dárfär chlottrut ds Schwäärt; der Arretierungsbolzen im Sensenscharnier ist zu klein, deshalb knattert das Sensenschwert. Siehe dazu auch unter Brummulloch!

 

Brummulloch, Brummulleçhär; N; s; Kerbloch zur Arretierung des Sensenblattes am Sensenworb (hier passt där Brummul hinein); ooni Brummulloch und Brummul het schi ds Schwäärd nit schtill; ohne Kerbloch und Bolzen ist das Sensenblatt nicht stabil montiert.

 

Brunnu, Brunnä; N; m; Verkleinerungsform: Brunnji, Brunngji; Wasserquelle, Quellgebiet (existiert auch in verschiedenen Varianten von Flurnamen); wägu där Trechundi sind di Brunnä hiir fruä abggangu; wegen der Trockenheit sind die Wasserquellen dieses Jahr früh versiegt. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 525.

 

Brunz; N; m; Urin; där Nachtchruäg ischt vollä Brunz; der Nachttopf ist voll Urin.

 

brunzu, brunzti, gibrunzt; V; pinkeln, pissen, Wasser lösen; äs hed in d Hosä gibrunzt; es (das Kind) hat in die Hosen gepinkelt. Siehe auch unter Synonym seiku!

 

Bruschttuäch, Bruschttiäçhär; N; s; Weste, Männer-Gilet, Herren-Gilet; u flotti Sackuir hescht daa am Bruschttuäch; eine schöne Sackuhr hast du da am Herren-Gilet.

 

Bruschtzuckär; N; m; Kandiszucker; mit Bruschtzuckär und Zibilä cha mu guätä Huäschtusiirob machu; mit Kandiszucker und Zwiebeln kann man guten Hustensirup herstellen.

 

Bubi, Bubini; N; s; Blessur, kleine Wunde, Leiden, Übel, Beschwerde; us chleis Bubi hed appa jedi; ein kleines Übel hat wohl jede.

 

Buck, Bick; N; m; Verkleinerungsform: Bugçhji, Bugçhjini; Knick, Biegung; dits Roor hed um Buck dri; dieses Rohr hat einen Knick drinnen.

 

Buggs, Buggsi; N; s; Holzschachtel fürs Schreibzeug (heutiges Etui); in jedi Schuältäscha gçheerd us Buggs; in jede Schultasche gehört ein Etui.

 

buggsig, - ä, - i, - s; buchsig, unregelmässig gewachsenes Holz; buggsigs Holz geit schwäär z schpaaltu; unregelmässig gewachsenes Holz ist schwer zu spalten.

 

bugru, bugruti, gibugru(t); V; murren, vorwerfen, vorhalten, reklamieren; summi bugrund wägu allum; einige murren wegen allem.

 

Buich, Biich; N; m; Verkleineungsform: Buiçhji, Buiçhjini; Bauch; tuä abu diinu plutt(u) Buich bidecku! bedecke doch deinen nackten Bauch!

 

Buiçhärtag, Buiçhärtaga; N; m; Tag der grossen Wäsche; di Buiçhärtaga sind schtrengi Taga gsi; die Tage der grossen Wäsche sind strenge Tage gewesen.

 

Buiçhetsch, Buiçhetscha; N; m; Verkleinerungsform: Buiçhetschji, Buiçhetschjini; Person oder Haustier mit dickem Bauch; dui bischt um pfelligä Buiçhetsch; du bist ein ziemlicher Dickbauch.

 

Buichhuis, Buichhiischär; N; s; gemeinschaftliches Wäschehaus des Dorfes; bivor mu im Buichhuis di ğroos Wäsch het çhennu machu, het mu mièssu du Vogt ga fräägä; bevor man im Wäschehaus der Gemeinde die grosse Wäsche hat machen können, hat man den Vogt fragen müssen.

 

Buiçhi, Buiçhinä; N; w; grosse Wäsche, Waschgut; duozumaal het mu gwondli zwee Buiçhinä gmacht, eini im Uistag und eini im Herbscht; damals hat man gewöhnlich zwei Grosswäschen gemacht, eine im Frühling und eine im Herbst.

 

buichu, buichuti, gibuichu(t); V; waschen der Herbst- bzw. Frühlingswäsche; am Buiçhärtag muäscht allds megun gibuichu; am Tag der grossen Wäsche musst du in der Lage sein alles zu waschen.

 

Buljúng, Buljúnga; N; m; dickes Drahtseil (italienisches Fremdwort); wiär hei mit Buljúngu giburattut; wir haben mit dicken Drahtseilen die Baumstämme befördert.

 

Bunnsa, Bunnsä; N; s; Schrulle, sehr dicke Frau (abschätzig), fettes Haustier; dii Bunnsa chund nid ab Tätsch; jene dicke Frau kommt nicht vom Fleck. Synonym: Driäschta.

 

burattu, burattuti, giburattut; V; am Holz arbeiten (Bäume schlagen, rüsten, transportieren); wiär hei gwondli im Wintär giburattut; wir haben gewöhnlich im Winter am Holz gearbeitet.

 

Burattu; N; s; Versubstantivierung des Verbs burattu; Arbeit am Rohholz (Bäume schlagen, rüsten, transportieren); ds Burattu ischt us schwäärs und nid unggfäärlichs Handwäärch; das Arbeiten mit dem Rohholz ist ein schweres und nicht ungefährliches Handwerk.

 

Burdi, Burdinä; N; w; Verkleinerungsform: Burdili, Burdilini; 1. Bürde, Last; jedäs het schiini Burdi z träägu; jeder hat seine Last zu tragen; 2. Heubürde, in der Regel bestehend aus sieben Wischa; beim Heuen in steiler Halde (Schtutz) werden die Wischa etwas anders angeordnet, man spricht dann von einer Schtutzburdi; eine Zettärburdi ist eine kleine Burdi, welche vam Zettärbuäb als erste in die Scheune getragen wurde; us Çhiäji frisst im Wintär appa fufzig Burdinä Hew; eine Kuh frisst im Winter etwa fünfzig Bürden Heu (heutige Kühe fressen bis zu siebzig Heubürden).

 

burdinu, burdinuti, giburdinu(t); V; Heubürden erstellen; hiitu tuät fascht niämu me burdinu; heute erstellet fast niemand mehr Heubürden.

 

Buschggi, Buschggini; N; s; kleiner Gegenstand (z. B. Hölzchen, Stäbchen oder Halm), welcher das Los bestimmt; raad umaal, unnär welum Fingär häni ds Buschggi värschtackts? rate mal, unter welchem Finger halte ich das Buschggi versteckt?

 

buschgginu, buschgginuti, gibuschgginu(t); V; mittels Buschggi das Los ziehen; we wär nid einig chumä, miässi wär burschgginu; wenn wir nicht einig werden, müssen wir das Los ziehen.

 

Buschi, Buschini; N; w; Obstkern; di Buschini tarfscht nid ässu; die Obstkerne darfst du nicht essen.

 

buschpär, - ä, - i, - s; munter, lebhaft; wiär sii gsund und buschpär; wir sind gesund und munter.

 

Buss, Bussä; N; m; Verkleinerungsform: Bussji, Bussjini; Autobus, Autocar; hiit sind zwee Bussä chu; heute sind zwei Busse gekommen.

 

Busségga, Busséggä; N; w; Busecca, italienische Kuttelsuppe; hiitu gää wär umaal uf Duäm ga Busségga ässu; heute gehen wir mal nach Domodossola Kuttelsuppe essen.

 

bussig od. bussung; unterdessen, währenddessen, zwischenzeitlich; lach mär bussig d Çherzä la brennu! lasse mir währenddessen die Kerzen brennen! Synonym: unnärdannu. Heute wird unnärdessi bevorzugt.

 

Butilla, Butillä; N: w; hölzernes Trinkfässchen. Siehe unter Batilla, Batillä!

 

Butt od. Bott; N; s; Angebot (bei Versteigerung). Siehe unter Bott!

 

Butzi, Butzinä; N; w; Schlag, Alkoholrausch; gib mu um Butzi! versetz ihm einen Schlag! in deer Butzi chaschts nimmä uleinzig heim la gaa; bei diesem Alkoholrausch kannst du ihn nicht mehr alleine heimgehen lassen.

 

Buura Pippa; N; w; gekrümmtes Rundholz, gut geeignet zur Herstellung eines Bogen-schlittens; um uura Pippa ischt nit gäbig z ferggu; ein gekrümmtes Rundholz ist nicht praktisch zu transportieren.

 

Buura, Buurä; N; w; grosses Rundholz, zum Transport zugeschnittener Baumstamm; wiär hei di Buurä fascht nid megu gitreelu; wir haben die grossen Rundhölzer fast nicht zu rollen vermocht.

 

Buuw al(l)eggu; Mist auf Wiese verteilen und einreiben; äs ischt Ziit fär du Buuw ánzleggu; es ist Zeit um den Mist auf der Wiese zu verteilen.

 

Buuw; N; m; 1. Mist; wiär hei du Buuw uf d Matta gitreit; wir haben den Mist auf die Wiese getragen; Spruch: Gääld in där Tricku und Buuw in där Gruäbu värfäänt beedi gliichvill; 2. Bau (Mehrzahl: Buwwtä); modeerni Buwwtä gfallund mär nid apaarti; moderne Bauten gefallen mir nicht besonders.

 

Buuwgabla, Buuwgablä; N; w; Mistgabel; um Buuwgabla het viär Tschinggä; eine Mistgabel hat vier Zinken.