N

 

nä, näämi, gnu; V; nehmen; we wär allds näämi, de hengji schii naachär niggs me; wenn wir alles nehmen würden, dann hätten sie nachher nichts mehr.

 

na; etwas holen gehen; gang mär na Holz! geh mir Holz holen! schii ischt in Senärii na Milch; sie ist in die Sennerei Milch holen gegangen.

 

; ihnen (unbetont); ich nimu nä niggs; ich nehme ihnen nichts.

 

naabeeschä, naabeeschäti, naagibeeschät; V; 1. schlechter werden; d Chrangçheit het naagibeeschät; die Krankheit ist schlimmer geworden; 2. besser werden; dischä Leiffär het schwäär naagibeeschät; dieser Läufer hat sich stark gesteigert.

 

naacha; schliesslich, endlich, nach längerem Warten, zu guter Letzt; naacha hentsch us duo gmacht; zu guter Letzt haben sie es dann gemacht.

 

Naachpuir, Naachpuiru; N; m; Nachbar; schii sind guäti Naachpuiru; sie sind gute Nachbaren.

 

naafläätigu, naafläätiguti, naagfläätigut; V; schleimigblutiger Ausfluss aus der Kuhscheide ausscheiden (nach dem Kalbern); iischi Baaba het schoo zwee Wuçhä naagfläätigut, jetz selltis de heeru; unsere Baba (Name der Kuh) hat schon zwei Wochen blutigen Ausfluss gehabt, jetzt sollte es dann aufhören.

 

naagäänd, - rä, - ru, - ri, - ra, - ärs, - är, - ra; nachfolgende(r/s), darauffolgende(r/s);

ds naagäändär Jungji ischt gans annärscht; das darauffolgende Kind ist ganz anders.

 

Naagäändrä, Naagäändra, Naagändärs, Naagäändri; N; m/w/s; Nachfolgende(r/s),

Folgende(r/s); där Naagäändru ischt neejär chu; der Nachfolgende ist nähergekommen.

 

naahewwu, naahewwuti, naaghewwut; V; nachheuen, die letzten Heuresten zusammenraffen; das mièssi wär bessär naahewwu; das müssen wir besser nachheuen.

 

naaleischu, naaleischuti od. leischuti naa, naaggleischu(t); V; hinterherziehen, nachschleifen, was einen Schaden oder eine Spur hinterlässt (z. B. niedergedrücktes Gras, Schneespur etc.); dui tarfscht d Escht nid usoo där ds Hew naaleischu; du darfst die Äste nicht so durch die Heuwiese nachschleifen und dabei das Heu niederdrücken. Synonym: leischu.

 

naarächnu, naarächnuti od. rächnuti naa, naagg(ä)rächnut; V; (Heu) nachrechen, nachharken, nachraffen, zusammenkratzen; tuä mär á flääd naarächnu! raffe mir doch sauber nach!

 

naasägä, naaseiti od. seiti naa, naagseit; V; weitersagen, nacherzählen, wiederholen; äs ischt nit fär naazsäga, abär ich hä gmeind äs sii usoo; es ist nicht zum weitersagen, aber ich habe gemeint es sei so.

 

naaschleipfu, naaschleipf(u)ti od. schleipf(u)ti naa, naagschleipft; V; nachziehen, nachschleifen, nachschleppen (allgemein gemeint, ohne zwingend eine Spur zu hinterlassen); tuä nid usoo d Schuärièmä naaschleipfu! schleife nicht so die Schuhriemen nach! Siehe dazu auch unter naaleischu!

 

Naaschoib, Naascheib; N; m; kleines Heuhäufchen, das beim Nachrechen (Nachheuen) zusammengerafft wurde; un Naaschoib hiä und un Naaschoib daa gid oi um Burdi; ein Heuhäufchen hier und ein Heuhäufchen dort ergibt auch eine Heubürde.

 

Naatag, Naataga; N; m; Tag danach, folgender Tag; we mu z vill suift, muäs mus am Naatag äraarnä; wenn man zu viel (Alkohol) trinkt, muss man es am folgenden Tag ausbaden.

 

naaträägu, naatreiti od. treiti naa, naagitreit; V; 1. nachtragen, hinterherbringen; äär ischt ds Zääni ga naaträägu; er ist die Zwischenmahlzeit (um zehn Uhr) nachtragen gegangen;

2. zürnen, unversöhnlich sein, nicht verzeihen können; weni dem allds naatreiti, de hengji wär numu Schtriit; wenn ich dem überall zürnen würde, dann hätten wir nur Streit.

 

Naatreiçhi, Naatreiçhinä; N; w; Nachtränke beim Hirtu, Viehfütterung im Stall nach dem Gang zur Treiçhi (Viehtränke); naa där Treiçhi het mun dä Çhiänu umúm Hew und eppis Aamund ggä, trum het mu dem oi d Naatreiçhi gseit; nach der Tränke hat man den Kühen nochmals Heu und etwas Emd gegeben, darum hat man den (Nachgang) auch als Nachtränke bezeichnet. Vgl. dazu E. Jordan, Einheimische erzählen (1985): S. 54.

 

naatuä, naatiängji, naagitaa; V; 1. nachfüllen, nachschieben; hescht mär Wiäwassär naagitaa? hast du mir Weihwasser nachgefüllt? 2. Harndrang haben; äs tuät mär leschtärli naa, i muäss ga brunzu; ich habe starken Harndrang, ich muss urinieren gehen; 3. Gedenkmesse feiern (wenige Tage nach Beerdigung eines Verstorbenen); nächti sii wär ga naatuä; gestern Abend haben wir die Gedenkmesse für den kürzlich Beerdigten gehabt.

 

Naaz; N; m; Verkleinerungsform: Naazi; Ignaz (männlicher Vorname); iischä Naaz chund achzig; unser Ignaz wird achtzig.

 

naazogglu, naazoggluti od. zoggluti naa, naagizogglu(t); V; schlendernd nachfolgen, langsam hinterherlaufen; wiär sii mu naagizogglut; wir sind ihm langsam hinterhergelaufen.

 

näbund; neben; dui schteischt näbunt dä Schuänu; du stehst neben den Schuhen (du irrst). Heute sagt man eher näbu; dui schteischt näbu dä Schuä.

 

näbunduis; ausserhalb; wiär wonä näbund uis; wir wohnen ausserhalb des Dorfes.

 

Nacht laa (z -); den Kühen am Spätnachmittag eine zusätzliche Weidefläche mit frischem Gras zur Verfügung stellen; heid är dä Çhiènu z Nacht glaa? habt ihr den Kühen die Nachmittagsweide zur Verfügung gestellt?

Hinweis: Den Begriff Óttowa (für Nachmittagsweidgang der Kühe) hatten einige Gewährsleute zwar gehört, sie hatten ihn für den Nachmittagsweidgang aber nicht aktiv benutzt. Im Zwischbergental lässt sich das Wort allerdings noch durch die Ortsnamen Obrä- und Undrä Óttowatschuggu belegen. Vgl. dazu E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd, Seite 373.

 

nachtä; einnachten; jetz nachtäts fruä; jetzt nachtet es früh ein.

 

Nachtchruäg, Nachtchriäg od. Nachthafu, Nachthäfu; N; m; Nachttopf, Töpfchen; schtell mär du Nachtchruäg unnär ds Bett! stelle mir den Nachttopf unter das Bett!

Synonym: Botschamär.

 

Nachthubi, Nachthubini; N; s; Nachtfalter; ds Latäärnuglas ischt vollds Nachthubini; das Laternenglas ist voll Nachtfalter.

 

nächti; gestern Abend; nächti iss abär moorz schpaat gsi; gestern Abend ist es wieder sehr spät gewesen.

 

nachtsch; nachts, während der Nacht; chumäd nid eerscht nachtsch heim! kommt nicht erst nachts heim!

 

náchunand, náchunandrä; sofort, unmittelbar; äär gid mär náchunand Pscheid; er gibt mir sofort Bescheid.

 

Nägili, Nägilini; N; s; 1. Nelke (Blume); in diim Gäärggji hets d wäächschtu Nägilini; in deinem Garten hat es die schönsten Nelken; 2. Gewürznelke (dieses Gewürz hat nichts mit der Blume zu tun!); dui hescht mär z vill Nägilini in du Waarmu Wii gitaa; du hast mir zu viele Gewürznelken in den Glühwein getan.

 

naglii(ch); unklare Bedeutung!! Rückmeldungen sind erwünscht!

 

Naguliisu; N; s; Schuhmacheramboss; ds Naguliisu häni va miim Groossvattär ggerbt; den Schuhmacheramboss habe ich von meinem Grossvater geerbt.

 

Nägwär, Nägwära; N; m; Handbohrer; bring mär á du Nägwär! bringe mir doch den Handbohrer!

 

naharr! nun, endlich (Ausruf bei erwartungsvollem, angespanntem oder neugierigem Abwarten); naharr, wiä lang geits ächt bis sus merkt; nun, wie lange dauert es wohl bis er es merkt.

 

nándärna od. náchunandrä; sofort, sogleich, umgehend, unmittelbar; gib mär nándärna Pscheit! gib mir sofort Bescheid! wiär sellti náchunandrä heim gaa; wir sollten umgehend heimgehen. Heute wird eher náchunánd verwendet.

 

Napf, Näpf; N; s; 1. Napf, rundes Hohlmassgefäss aus Holz (ca. 5 Liter), auch als Mehlbehälter verwendbar; viär Näpf sind gliichvill wiä us Fischi; vier Näpfe sind gleichviel wie ein Fischel; 2. Verkleinerungsform: Napfji, Napfjini; rundes Näpfchen; i hengji gääru us Napfji Bújo; ich hätte gern ein Näpfchen Bouillon.

 

Näps, Näpsa; N; m; Nickerchen; ich hä gad un Näps gnu; ich habe gerade ein Nickerchen gemacht.

 

Naradii, Naradiiä; N; w; Narretei, Streich, Scherz, Klamauk, Unsinn; dascht u fertigi Naradii; das ist ein totaler Unsinn.

 

Narru (us -); sehr viel; dii värdiänund us Narru Gääld; die verdienen sehr viel Geld; hiir gits us Narru Hew; dieses Jahr gibt es sehr viel Heu.

 

Narruvolch, Narruvelchär; N; s; 1. Narrenvolk, unverständiger Pöbel, Hohlköpfe; dascht us fertigs Narruvolch! das sind totale Hohlköpfe! 2. Fasnächtler; ds Narruvolch ischt hiir pfellig luits; die Fasnächtler sind heuer ziemlich laut.

 

Näscht, Näschti; N; s; Nest, Bett; gääd jetz ins Näscht! geht jetzt zu Bett! Variante: Vogulnäscht.

 

natrónisch od. notwärisch; verkehrt, quer; ich häs ägschpräs natrónisch dargschtellt; ich habe es absichtlich verkehrt hingestellt; di Buura liggud notwärisch im Schleif; der Baumstamm liegt quer in der Bahn.

 

natsch; 1. total ermüdet, erschöpft; ich bi usoo natsch; ich bin so erschöpft; 2. verdorben (bei Gemüse im Garten); denu natsch Zalát isst där niämu mee; diesen verdorbenen Salat ist dir niemand mehr.

 

nawäärli! wirklich nicht! (Ausdruck des Mitleids oder des Bedauerns); das hengji jetz nawäärli nid mièssu sii; das hätte jetzt wirklich nicht sein müssen.

 

neejär; näher; chumm us bitzji neejär! komm ein bisschen näher! Heute wird meist neechär benutzt.

 

Neeji od. Neeçhi; N; w; Nähe; chumm mär nid in d Neeji; komm mir nicht in die Nähe.

Heute wird meist d Neechi bevorzugt.

 

Neeschji, Neeschjini; N; s; 1. Ziege (eher abwertend); äs chumund mär zuä d Neeschjini in d Matta; es kommen mir ständig die (blöden) Ziegen in die Wiese; 2. Schimpfname für Person; welis tumms Neeschji ischt das; welch eine dumme Person ist das.

 

Neeschjieltär; N; s; Ez; jetz chani appa no us Neeschjieltär lang läbä; jetzt habe ich wohl noch eine Lebenserwartung von zirka fünfzehn Jahren (Ziegen leben etwa 15 bis 18 Jahre).

 

neitu, neituti, gneitut; V; einnicken, eindösen; äär neitut zuä í; er nickt ständig ein.

 

Nepoot, Nepootu; N; m; Neffe; miini Nepootu sind heim ggangu; meine Neffen sind heimgegangen.

 

Neptissi, Neptissinä; N; w; Nichte; d Neptissi ischt z Bsuäch; die Nichte ist zu Besuch.

 

Nessja, Nessjä; N; w; Nessel, Brennnessel (volksmedizinische Verwendung gegen Blasenleiden und Rheuma); ich bi in d Nessjä gschtitzt, drum biissuts mi jetz ubärall; ich bin in die Nesseln gefallen, darum juckt es mich jetzt überall; Bauernspruch: In Nomine Paatri, d Nessjä machunt Blaatri, mit Heimina riibu, di Blaaträ värtriibu.

 

nessju, nessjuti, gnessju(t); V; brennen, jucken (von Nesseln); ich hämi leschtärli gnessjut; ich habe mich (an den Brennnesseln) schrecklich verbrannt.

 

Netza, Netzä; N; w; Netzhülle an Bauchdecke (dünne, netzartige Fettschicht um Eingeweide, beim Schlachten von Rindern oder Schweinen); där Metzgär muäss d Netza uwäggschniidu; der Metzger muss die Netzhülle wegschneiden; d Netza het mu çhennu bruichu fär u Rollbraatu z machu; die Netzhülle hat man zur Herstellung eines Rollbratens benutzen können.

 

Netzi; N; w; Ez; Nässe, Feuchte, Feuchtigkeit; äs hed nid un Netzi Rägu ggä; es hat nicht eine Nässe Regen gegeben. Heute wird eher Nessi oder Nässi verwendet.

 

netzu, netz(u)ti, gnetz(u)t; V; nässen, nass werden, befeuchten, feucht werden, Feuchtigkeit absondern; d Wunna netzud immär no; die Wunde sondert immer noch Feuchtigkeit ab.

 

ni eischi no andruschi; weder des einen noch des andern, weder noch. Siehe dazu unter eischi!

 

niächtär, niächtärä, niächtäri, niächtärs; nüchtern, auf leeren Magen; ufu nièchtäru Magu us Glesji Schnaps, das houwwt mi um; auf den nüchternen Magen ein Gläschen Schnaps, das haut mich um; friäjär hed mu niächtär zär Kumiljoo miässu gaa; früher hat man nüchtern zur hl. Kommunion gehen müssen.

 

Niächtäru brächu (ds -); das Frühstück nehmen (erste Mahlzeit am Morgen); wiär hei ds Nièchtäru gibrochu; wir haben das Frühstück eingenommen.

 

Niächtäru grächu (ds -); das Frühstück zubereiten (erste Mahlzeit am Morgen); d Muätär hed nisch ds Nièchtäru gigrächu; die Mutter hat uns das Frühstück zubereitet.

 

niämu; niemand; dii tuät nièmu zleid; die tut niemandem zu Leide.

 

niänä; nirgends, nirgendwo; ich hä sus niènä funnu; ich habe es nirgends gefunden.

 

nidär; nieder, ab; äär ischt nidär; er ist nieder; jetz ischt ds Hew allds nidär; jetzt ist das Heu alles niedergemäht.

 

nidärbooju, nidärboojuti od. boojuti nidär, nidärgiboojut; V; niederdrücken; tuä mär nid allds nidärbooju! drücke mir nicht alles nieder! Synonym: booju.

 

nidärchu, nidärçhäämi, nidärchu; V; Niederkunft haben (Geburt); im Jenär sollsch nidärchu; im Januar ist die Zeit ihrer Niederkunft.

 

nidwäärdig, - ä, - i, - s; kränklich, schlapp, arbeitsuntauglich, minderwertig; ich bi hiitu usoo nidwäärdigs; ich bin heute so schlapp; daa hescht numu nidwäärdigi Ruschtig gchoift; da hast du nur minderwertiges Zeug gekauft.

 

Niggi, Niggini; N; s; Bezeichnung eines Arnold-Stammes von Simplon (Nachkommen eines bestimmten Nikolaus); unnär dä Nigginu hets u schuppu roothaarigi Liit; unter den Niggi-Arnolds hat es viele rothaarige Leute. Vgl. E. Zenklusen, Familienchronik (1964/67), S. 9, 12, Nr. 2, 25.

 

Niggidääri od. Nitgidääri; N; s; Fetthülle um die Eingeweide von Ziegen und Schafen; willd eppis vam Niggidääri? möchtest du etwas vom Fettgewebe?

Zuordnung ist unsicher, Rückmeldungen sind erwünscht!

 

niggsmeer; nichts mehr; jetz ischt niggsmeer daa; jetzt ist nichts mehr da. Heute wird niggsmee bevorzugt.

 

Niid; N; m; Ez; Neid; Niid und Niidära gits ubärall uf där Wäält; Neid und Neider gibt es überall auf der Erde.

 

Niidla; N; w; Ez; Nidel, Sahne, Rahm; Pulénta mid Niidla ischt eppis Guätsch; Polenta mit Nidel ist etwas Gutes.

 

Niidulçhella, Niidulçhellä; N; w; Rahmschöpfkelle; mit där Niidulçhellu tuäd mu d Milch abniidlu; mit der Rahmschöpfkelle entrahmt man die Milch.

 

Niidulfitzär, Niidulfitzära; N; m; Schwingbesen; mit dum Niidulfitzär cha mu Niidla schlaa; mit dem Schwingbesen kann man Sahne schlagen.

 

Niifa; N; w; Schnupfen, Katarr; ich hä d Niifa bärchú; ich habe den Schnupfen bekommen.

 

Niisli, Niislini; N; s; getrocknetes Schweinsfilet; ds Niisli ischt jetz ziitigs fär z ässu; das Schweinsfilet ist jetzt zur Reifung getrocknet, so dass man es essen kann.

 

Niri, Nirini od. Niriwiisi, Niriwiisini; N; s; Halbschlauer, Tölpel, Tollpatsch (wird auch verniedlichend und als Kosewort verwendet); dui bischt mär us Niri; du bist mir ein Tollpatsch.

 

Nischjär, Nischjära; N; m; Introvertierter, Träumer, Eigensinniger, Verspielter, Langweiler; dem Nischjär muäsi jetz umaal Bei machu; dem Langweiler muss ich jetzt mal Beine machen.

 

nischju, nischjuti, gnischju(t); V; 1. träge handeln, phlegmatisch agieren, lustlos herumhängen; was nischjuscht du gans Tag uso umunánd? was hängst du den ganzen Tag so herum? 2. häkeln mit Spule; wiär hei in där Schuol no gleert nischju; wir haben in der Schule noch gelernt mit der Spule zu häkeln.

 

Niss, Nissä; N; s; Nisse, Lauseier; das aarum Botschji het d Haari volli Niss; das arme Büblein hat die Haare voll Nissen.

 

nit fär unguät! nimm es mir nicht übel! verzeih! nit fär unguät, abär ich muäs jetz gaa! verzeih, aber ich muss jetzt gehen!

 

Nitschär, Nitschära; N; m; Verkleinerungsformen: Nitschärli, Nitschärlini oder Nitschi, Nitschini; Gutmütiger, Friedfertiger; äs ischt u fiinä Nitschär; er ist ein friedfertiger Kerl; das Nitschi tuäd niämu z Leid; jene gutmütige Person fügt niemandem Leid zu.

 

nitschig; abwärts, nach unten; äs geit schtotzund nitschig; es geht steil abwärts.

 

nitschu, nitsch(u)ti, gnitscht; V; schlagen, prügeln; wiär nitschä sus í; wir schlagen es ein.

 

niw(w), - ä, - i, - s; neu(er/e/es); schii hed niwwi Schuä gchoift; sie hat neue Schuhe gekauft. Heute wird zunehmend näü bevorzugt.

 

Níwell, Níwelli; N; s; Niveau, Wasserwaage; dits Níwell häni vam Vattär ggerbt; diese Wasserwaage habe ich vom Vater geerbt. Heute bevorzugte Varianten: Níwo, Wassärwaaga.

 

niwil(l)íäru, niwil(l)íärti, niwil(l)íärt; V; nivellieren, ausrichten; denu Tisch mièsst är de no bessär niwillíäru; jenen Tisch müsst ihr dann noch besser ausrichten.

 

Niwwjaär od. Niwwjaar; N; s; Neujahr; wiär hei nisch ds Niwwjaär gwiischt; wir haben uns zum Neuen Jahr gratuliert; im Niwwu Jaär chund allds bessär; im Neuen Jahr wird alles besser. Niwwjaär ist heute kaum mehr zu hören, meist wird Niwwjaar verwendet, die jüngere Generation bevorzugt sogar die noch angepasstere Form Näüjaar.

 

nobii nid od. nobii no; wider Erwartung nicht, trotzdem nicht; äscht mär nobii no noo chu; er ist mir wider Erwarten nicht zu Besuch gekommen.

 

Noischär, Noischära; N; m; Noischa, Noischä; N; w; Verkleinerungsform: Noischi, Noischini; Langsame(r), Gemächliche(r), Säumige(r), Trödler(in); mit dem Noischär chuscht nid ab Tätsch; mit jenem Trödler kommst du nicht vom Fleck.

 

noischu, noischuti, gnoischu(t) od. nooschu, nooschuti, gnooschu; V; 1. säumen, schlendern, trödeln, behaglich etwas tun; we wär usoo wiitär noischä, de chumi wär z schpaat; wenn wir so weiter schlendern, dann kommen wir zu spät; 2. lange Heuschwade erstellen; jetz megi wär ds Hew appa noischu, äs chunt baald chun ga räggnu; jetzt müssen wir das Heu wohl zu langen Schwaden zusammenrechen, es kommt bald der Regen.

 

nónssibále; keinesfalls, trotzdem nicht, vergeblich; ich hä mus värbottu, abär nónssibále; ich habe es ihm verboten, aber vergeblich. Siehe auch das Gegenteil oossibále!

 

noo; nahe; schii ischt mär noo värwandt; sie ist mir nah verwandt; chumm mär abu nit z noo! komm mir doch nicht zu nahe!

 

Nool, Noola; N; m; Verkleinerungsform: Noolti, Nooltini; Narr, Dummkopf, Versager, Gaukler, Witzbold (wird auch als Kosewort verwendet); ich Nool hä mus allds giggloibt; ich Dummkopf habe es ihm alles geglaubt.

 

Nooluvolch; N; s; Narrenvolk, Dummköpfe, Gaukler; welis Nooluvolch siid iär! was für Dummköpfe seid ihr!

 

nooscht; letzthin, kürzlich; siehe dazu unter unooscht!

 

Noossi, Noossini; N; s; Viech, eher geringschätzige Bezeichnung für ein Haustier (Rind, Schaf, Ziege); nimmä us Noossi ischt ufär Alpu gsi; nicht mehr ein einziges Haustier ist auf der Alpe gewesen.

 

notwädrä, notwädri, notwädärs; keine(r/s) von beiden; schii heind notwädärs gsee chu; sie haben keines von beiden kommen sehen.

 

notwärisch; verkehrt, quer. Siehe unter natronisch!

 

Nuggi sii (ufum -); erschöpft sein, entkräftet sein; hiitu sii wär alli ufum Nuggi; heute sind wir alle erschöpft.

 

Nui (im -); im Nu, in Blitzesschnelle, im Nullkommanichts; dascht im Sankt Nui gmachts; das ist in Blitzesschnelle gemacht; dascht im Nui värbii; das ist im Nullkommanichts vorbei.

 

nui; kürzlich, vor kurzer Zeit; ich hä sus nui gsee; ich habe es vor kurzer Zeit gesehen.

 

nuimaal; letztmals (vor Kurzem); nuimaal ischt no allds guät gsi; letztmals ist noch alles gut gewesen.

 

Nutz; N; m; Nutzen, Ertrag; wiär hei schi á Nutz und Pschwaart (beim Vieh); wir haben ihr Nutzungsrecht, aber auch unsere Sorgepflicht.