W

 

waa; wo, wohin; waa geischt? wohin gehst du?

 

wääçhär, am wäächschtu od. wäägschtu; schöner, am schönsten (Steigerungsformen von schön); hiä iss am wäächschtu; hier ist es am schönsten. Siehe dazu auch unter hipsch!

 

wääggu, wäägg(u)ti, gwogu; V; wägen; um Panjótta hed us Gçhilo gwogu; eine Panjótta (zweiteiliger Brotlaib) hat ein Kilogramm gewogen. Synonym: balantschíäru.

 

Waaldsaaga, Waaldsaagä; N; w; Waldsäge, grosse Säge mit zwei Handgriffen; duozumaal het mu di Beim no mit där Waaldsaagu gfellt; damals hat man die Bäume noch mit der Waldsäge gefällt.

 

Wäärch; N; s; 1. Werk, Arbeit, Tat; schii heind us guäts Wäärch gmacht; sie haben ein gutes Werk gemacht; 2. Werg (Abfallprodukt, das bei der Verarbeitung von Hanf und Flachs entsteht); miini Muätär het duozumaal vill Wäärch gschpunnu; meine Mutter hat damals viel Werg gesponnen.

 

Wäärchschtreich, gçhei Wäärchschtreich; Tätigkeit (etwas), keine Tätigkeit (nichts); heid är ubärhoipt u Wäärchschtreich gmacht? habt ihr überhaupt etwas gemacht? wiär hei gçhei Wäärchschtreich gmacht; wir haben nichts gemacht. Synonym: Haluschtreich.

 

Wäärchtag, Wäärchtaga; N; m; Werktag, Arbeitstag; an umu Wäärchtag tuät mu gwondli schaffu; an einem Werktag arbeitet man gewöhnlich.

 

wäärchu, wäärchuti, gwäärchu(t); V; werken, arbeiten, zappeln; wiär hei du ganz Tag gwäärchut; wir haben am ganzen Tag gearbeitet.

 

wäärd, - ä, - i, - s; liebenswürdig, geschätzt, wert; ich gibu mu gçhei wäärd; ich schätze es nicht; äscht us wäärds Wiibilti; es ist ein liebenswürdiges Frauchen.

 

wäärdu, wurdi, woordu; V; werden (Aktivform), entstehen, gebären (bei Zicklein oder Lamm); naa drijär Tagu iss duo woordu; nach drei Tagen ist es dann geboren.

 

wäärli; wahrlich, wirklich; dascht wäärli waar; das ist wirklich wahr.

 

Wäärt (där -); lohnend, wertvoll, nennenswert; äs treit schi nit där Wäärt; es lohnt sich nicht.

 

waartig, - ä, - i, - s; gewärtig, gefasst, vorbereitet, damit rechnen; wiär sii waartigi gsi; wir haben damit gerechnet.

 

waaru, waarmä, waarmi, waar(u)ms; warm; iär çhennd mich drintuä wenär wellt, abär chunn tuäni, weni waaru hä; ihr könnt mich anpflanzen, wenn ihr wollt, aber wachsen tue ich, wenn ich warm habe (Bauernweisheit beim Anpflanzen im Frühling).

 

Wäärza, Wäärzä; N; w; Warze; äs heisst, mid Eschilmilch çhennä mu Wäärzä värtriibu; es heisst, mit Zypressen-Wolfsmilch könne man Warzen vertreiben.

 

Wääsi, Wääsinä; N; w; übertriebenes Aufsehen, auffallende Inszenierung; tuä nid wägu allum u Wääsi machu! veranstalte nicht wegen allem ein übertriebenes Aufsehen!

Synonym: Gschiss.

 

waatli(ch), waatliçhä, waatliçhi, waatlichs; sorgfältig, angepasst, anständig, fügsam, behutsam; äscht gans waatli där Schtuba ggangu; es ist ganz behutsam durch die Stube gelaufen; dascht u waatliçhä Purscht; das ist ein anständiger Bursche; usoon us waatlichs Junnji häni säältu gsee; so ein fügsames Kind habe ich selten gesehen.

 

waçhä, wachti, gwaçhät od. gwacht; V; wachen, sterbendem Menschen beistehen, bei der Kuh wachen (beim Kalbern); wiär hei ra drii Necht gwaçhät und jetz isch gschtoorbu; wir haben ihr drei Nächte gewacht und jetzt ist sie gestorben.

 

wädrä, wädri, wädärs; welche(r/s) von beiden; wädärs ischt där liäbär? welches von beiden ist dir lieber?

 

wädrum; welchem; wädrum cha mu mee gloibu? welchem kann man mehr glauben?

 

Wadu, Wadä; N; m; Wade; ich bi ärschaalts in dä Wadu; ich habe Muskelkater in den Waden.

 

Waduwinna, Waduwinnä; N; w; Wadenbinde; bi dem hoochu Schnee mièssi wär d Waduwinnä alleggu; bei dem hohen Schnee müssen wir die Wadenbinden anziehen.

 

Wägär, Wägära; N; m; Wegmacher, Wegunterhalter; d Wägär mièssunt fruä uif; die Wegmacher müssen früh aufstehen. Variante: Schneewägär.

 

Waggs; N; m; 1. Wuchs, Wachstumsschub; in dem Waggs, wa iischi Botschä jetz sind, chascht nä nit z chleini Schuä choiffu; bei diesem Wachstumsschub, in dem sich unsere Buben jetzt befinden, kannst du ihnen nicht zu kleine Schuhe kaufen; 2. Wachs; ich hä niwwä Waggs gchoift; ich habe neuen Wachs gekauft. Variante: Schgiiwaggs.

 

Wagji, Wagjini; N; s; Dental-Formen: Wadji, Wadjini; Wiege; ds Mämmi schlaaft im Wagji; der Säugling schläft in der Wiege.

 

Wagnuta, Wagnutä; N; w; Wagen voll; wiär hei u Wagnuta Buuw uisgitaa; wir haben einen Wagen voll Mist ausgeführt.

 

wägu, wäguti, gwägut; V; Weg räumen (z. B. Weg bzw. Strasse von Schnee oder Verschüttung räumen); wes u huiffu Schnee het ggä, hed mun de mièssu ga wägu; wenn es viel Schnee gegeben hat, hat man dann den Weg räumen müssen. Vgl. E. Jordan, Einheimische erzählen (1985), S. 23.

 

Waguleitra, Waguleiträ; N; w; Leiterwagen (hölzerner Zweiachser mit Deichsel und geleiterten Seitenwänden); ds Muilti schreckt d Waguleitra hurtig; das Maultier zieht den Leiterwagen zügig.

 

wägumiinä od. miinätwägu; meinetwegen, von mir aus; wägumiinä mach dui wast willt; meinetwegen mach du was du willst.

 

waharr; woher; waharr hescht das? woher hast du das?

 

Waich, Wäich; N; m; Wank, Bewegung; mu mag sus gçhei Waich biwegu; man vermag es keinen Wank zu bewegen.

 

walchu, walchuti, gwalchut; V; 1. walken (verfilzen) von Textilien (gewobene Tuchoberflächen werden durch Reiben, Stauchen, Pressen und Kneten in warmen, schwach alkalischen oder sauren Bädern so verfilzt, dass sie sehr widerstandsfähig und fast wasserdicht werden); hescht das Tuäch la walchu? hast du dieses Tuch walken lassen? 2. durchtrieben werden, durchdroschen werden, abgebrüht werden, abgehärtet werden; dischi aarmu Liit heinsch rächt gwalchut; diese armen Leute haben sie arg gebeutelt.

 

Wäli, Wälinä; N; w; 1. mächtige Frau; dascht un gçheerigi Wäli; das ist eine mächtige Frau; 2. fremde Frau (Italienerfrau); mit denä Wälinu chascht numu Wälsch redu; mit diesen Italienerfrauen kannst du nur Italienisch reden.

 

Waliis, Waliisä; N; w; Koffer, Reisekoffer; ich hä d Waliis giphackti; ich habe den Koffer gepackt. Synonym: Ggoffra.

 

Wall (z -); Milch in Wallung; lach abu d Milch la z Wall gaa! lasse doch die Milch in Wallung gehen!

 

Wälla, Wällä; N; w; 1. Walze, Holzwelle zum Aufhängen des Schlachtviehs; bi jedär Huismetzguta het mu u Wälla gibruicht; bei jeder Hausschlachtung hat man eine Holzwelle benötigt; 2. Welle; d Wällä schläänd ans Boort; die Wellen schlagen ans Ufer; 3. Heuschwade; maçhät nit z fruä Wällä! erstellt nicht zu früh Heuschwaden!

 

wällu, wällti, gwällt; V; Heumahd bzw. Heuschwade zusammenrechen; tiäd abu us bitzji bessär wällu! rafft doch das Heu ein wenig besser zusammen.

 

wältsch od. wälsch, - ä, - i, - us; italienisch (Eigenschaftswort); wiär hei fascht numu wältschä Roodwii gitruichu; wir haben fast nur italienischen Rotwein getrunken.

 

Wältsch od. Wälsch; Italienisch (Sprache); bis zum Eeru Chriäg sind alli Buobu und summi Meiggjä in dä letschtu Schuoljaaru uis i Wältschland ga Wälsch leeru; bis zum Ersten Weltkrieg sind alle Buben und einige Mädchen (von Simplon und Zwischbergen) in den letzten Schuljahren nach Italien gegangen um Italienisch zu lernen. Vgl. dazu E. Jordan, Einheimische erzählen (1985), Seite 26.

 

Wältschä, Wältschi; N; Italiener, Italienerin; äs ischt u Wältschä gsi; es ist ein Italiener gewesen. Variante: Paaji, Paajini.

 

walu, waluti, gwalut; V; wälzen, ausrollen; schii hent schich im Schnee gwalut; sie haben sich im Schnee gewälzt.

 

Walz (uf där -); unterwegs, auf Achse; dii ischt zuä uf där Walz; die ist dauernd auf Achse.

 

wanaa; woher, von wem; wanaa weisch das umúm? woher weiss sie das wieder?

 

wanava; woher, wovon; wanava chunnt das? wovon kommt das?

 

Wang(g), Wangi; N; s; Verkleinerungsform: Wangji, Wangjini; Backe, Wange; dui hescht us gschwollus Wang; du hast eine geschwollene Wange.

 

Wang(g), Weng(g); N; m; Verkleinerungsform: Wengji, Wengjini; Berghangweide; wiär sii där du Wang uifggangu; wir sind den Berghang emporgestiegen. Die Bezeichnung ist auch in Flurnamen vorhanden. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 271, 278.

 

Wänggu, Wänggä; N; m; grösseres Stück (z. B. Brot); ich hä u Wänggu Brood im Sack; ich habe ein Stück Brot im Sack.

 

Wanna, Wannä; N; w; Mulde, Geländemulde; schii sind in d Wanna ga hiètu; sie sind in die Geländemulde viehhüten gegangen. Die Bezeichnung ist auch als Flurname belegt. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 99, 231.

 

wára; woran, an was; wára ischt das? woran liegt das?

 

wárfär; wofür, warum, weshalb, aus welchem Grund; wárfär hescht das gseit? warum hast du das gesagt?

 

wári; worin, wo hinein; wári tuäscht sus? wo legst du es hinein?

 

Wärmiäta, Wärmiätä; N; w; Wermutkraut (Heilkraut); mit Wärmièta cha mu Thee machu; mit Wermutkraut kann man Tee anrichten.

 

wármig; womit; warmig willt zalu, wennd niggs hescht ? womit willst du bezahlen, wenn du nichts hast?

 

warr; wohin, wo hinein; warr geischt? wohin gehst du? warr tuäscht das? wo legst du das hinein?

 

wáruf; worauf; wáruf chunnds á? worauf kommt es an?

 

Wäschggärna, Wäschggärnä; N; w; Wespennest; hiir hets vill Wäschggärnä; dieses Jahr hat es viele Wespennester.

 

Wäschggi, Wäschggini; N; s; 1. Wespe; ich bi in d Wäschggini chu; ich bin von Wespen gestochen worden; 2. zappeliges, wildes Kind; dui Wäschggi chascht di nit schtill hä; du kleiner Wirbelwind kannst dich nicht stillhalten.

 

Wäschheiçhi, Wäschheiçhinä; N; w; Aufhängevorrichtung für Wäsche; d Wäschheiçhi ischt volli; die Wäscheaufhängevorrichtung ist voll.

 

Wäschji, Wäschjini; N; s; Grasziegel, Grasbüschel samt Wurzelwerk; Verkleinerungsform von Wasu; we mu d Wäschjini guäd íschtampfut, gits fascht gçhei Ğliichsami; wenn man die Grasziegeln gut einstampft, gibt es fast keine Grasnarbe. Siehe dazu auch unter Wasu!

 

Wäschlädi, Wäschlädini; N; s; Waschbrett, Waschruffel; duozumaal het mu ds Wäschlädi no gibruicht fär ds Buichu; damals hat man das Waschbrett noch benutzt um die grosse Wäsche zu machen.

 

Wäschloiga; N; w; Waschlauge; fär Wäschloiga z machu het mun duozumaal Äscha im Wassär gsottu; um Waschlauge herzustellen hat man dazumal Asche im Wasser gesotten.

 

Wäschwiib, Wäschwiibär; N; s; 1. Waschfrau; dä Wäschwiibru hent duozumaal menggsmaal d Hend gguneiggjut; den Waschfrauen haben dazumal oft die Hände gekribbelt; 2. Schwatzbase, Klatschbase; iär zwee siid fertigi Wäschwiibär; ihr zwei seid richtige Klatschbasen.

 

Wassär värwitschu; einem anderen den Kehr Wässerwasser wegschnappen; schii hend nisch ds Wassär värwitscht; sie haben uns den Wasserkehr weggeschnappt.

 

Wassärblaatra, Wassärblaaträ; N; w; Fruchtwasserblase (wird vor dem Kalbern der Kuh ausgestossen); d Wassärblaatra hets afu prungu, jetz chalbjuts de; die Fruchtwasserblase ist bereits gekommen, jetzt kalbert sie dann.

 

Wässärblatta, Wässärblattä; N; w; Wässerplatte, Eisenplatte mit Griff, womit das Wässerwasser von der Wassersuone auf die Wiese gelenkt wird; d Wässärblatta muäscht guäd íschlaa; die Wässerplatte musst du korrekt einschlagen.

 

Wassärgreessi, Wassärgreessinä; N; w; Hochwasser, Zeitperiode, während der die Flüsse grosse Wassermengen führen (meist nach schweren Gewittern oder bei grosser Schneeschmelze); naa där Wassärgreessi hets ubärall Litta gçhäbä; nach dem Hochwasser hat es überall feinen Schwemmsand gehabt.

 

Wässärhouwwa, Wässärhouwwä; N; w; Wässerbeil, Wässerhacke; ooni Wässärhouwwa chascht nid an d Wassärleita gaa; ohne Wässerbeil kannst du dich nicht zur Instandhaltung der Wasserleite begeben.

 

wässäru, wässäruti, gwässärut; V; Wiese bewässern; tuä abu ds Wasser íschlaa, ich wellti ga wässäru; führe doch das Wasser in die Wasserleite, ich möchte bewässern gehen. Ironischer Bauernspruch: Was mu mit Wassär muäss fírchaziä, das laats eis därnaachär nid la zuätuä; was man durch Bewässerung mehr zum Wachstum bringen muss, das lässt sich danach nicht in die Scheune bringen.

 

Wasu, Wasä; N; m; Verkleinerungsform: Wäschji, Wäschjini; Wasen, Grasboden, Grasziegel, Grasbüschel mit Wurzelwerk und Erde; hiä ischt guätä Wasu; hier ist guter Grasboden.

 

watsch (um barä -); total durchnässt, bachnass; wiär sii um barä watsch; wir sind total durchnässt.

 

Wätschluta, Wätschlutä; N; w; Gewirr, Durcheinander, Wirrwarr, Chaos, Unordnung, Mischmasch; dii Wätschluta bring ich nimmä uif; dieses Wirrwarr bringe ich nicht mehr auf die Reihe.

 

watschnass, - ä, - i, - us; bachnass; ich bi watschnass und muäs mi tiischu; ich bin bachnass und muss mich umkleiden; äscht watschnassus gsi; es ist bachnass gewesen.

 

Wättär chund í (ds -); N; s; Wind, Regen oder Schnee dringen ins Innere des Hauses; we ds Wättär in d Hitta íchunnt, de muäs mu d Lechär pscheibu; wenn Sturm und Regen in die Hütte eindringen, dann muss man die Löcher zustopfen.

 

Wättärreglä; N; s; Wetterregeln (Volkssprüche); ds Wättär wiä där Peetrus will; das Wetter wie es Petrus will; treit ds Seehooru u Huät, so pliibt ds Wättär guät, treits abär un Dägu, so gits äRägu; trägt das Seehorn einen Hut, so bleibt das Wetter gut, trägt es einen Degen, so gibt es Regen; där waarum Wind treit du Schnee an dä Schuosolu naa; der Nordföhn bringt hinterher Schneefälle; ds Chriss muäss Bodu hä; die Baumnadeln müssen im Herbst auf den Erdboden fallen, sonst schmilzt der Schnee nochmals; Adwentschnee hed Wurzä; Adventschnee hat Bestand; wellunt d Hennä um Aabu nit ga sädlu, chunnts chun ga leidä; wollen die Hühner am Abend nicht auf die Sitzstange, kommt schlechtes Wetter; schtiigt där Roich flod uif, pliibt ds Wättär hipsch obunuif; steigt der Rauch zügig hoch, bleibt das Wetter schön obenauf; we d Meijuçhäla chunt, de ischt där Uistag daa; wenn die Lawine bei der Meijuçhäla (Ortsname) abgeht, dann ist der Frühling da; an där Uiffaart pschtellunt d Hirta ds Herbschtwättär; an Christi Himmelfahrt bestellen die Hirten das Herbstwetter; usw. Vgl. dazu E. Jordan, Einheimische erzählen (1985), Seite 132, 133.

 

wättru, wättruti, gwättrut; V; 1. stürmen, regnen, schneien; wes hiitu usoo wättruti wiä geschtär, de wei ich nit chu; wenn es heute so stürmen würde wie gestern, dann wäre ich nicht gekommen; 2. schimpfen, tadeln; där Vattär het gwättrut; der Vater hat geschimpft.

 

wattu, wattuti, gwattut; V; waten; wiär hei durch du Schnee miässu wattu; wir haben durch den Schnee waten müssen.

 

Wattuta Schnee od. Watt Schnee; N; m; eine Kniehöhe an Schnee; ubär Nacht hets u Watt Schnee ggä; über Nacht hat es eine Kniehöhe an Schnee gegeben.

 

Watz; N; m; Ez; Kraft, Eifer, Motivation, Arbeitslust, Mut; hiitu hei wär um moorts u Watz; heute haben wir eine grossartige Arbeitsmotivation. Synonyme: Pfupf, Wóija.

 

we; wann, wenn; we gää wär ummúbär? wann gehen wir wieder zurück (nach Simplon)? we einä geit, gäänd alli; wenn einer geht, gehen alle.

 

weeliidig, - ä, - i, - s; wehleidig; welä weeliidigä Zwirgil ischt das! was für ein wehleidiger Tölpel ist das!

 

weerweisu, weerweisuti, gweerweisut; V; mutmassen, zweifeln, zaudern; wennd no lengär weerweisuscht, iss de z schpaat; wenn du noch länger zauderst, ist es dann zu spät.

 

weewinu, weewinuti, gweewinu(t); V; klagen, jammern (vor Schmerz); äär weewinud abär umaal; er jammert wieder einmal.

 

weflig; wieviel; weflig choschtut das? wieviel kostet das? Heute wird wiävill bevorzugt.

 

Wegg, Wegga; N; m; Spaltkeil aus Eisen oder Hartholz; buggsig Holz mag mu fascht numu mid Wegg und Schlegil gschpaaltu; buchsiges Holz vermag man fast nur mit Eisenkeil und Schlegel zu spalten.

 

Weggli, Wegglini; N; s; zweiteiliges Milchbrötchen; Wegglini gits mid iisch numu am Sunntag; Milchbrötchen gibt es bei uns nur am Sonntag.

 

wegil(l)u, wegil(l)uti, gwegil(l)u(t); V; wackeln, wedeln; där Hund wegillud mim Schwanz; der Hund wedelt mit dem Schwanz.

 

Weibul od. Weibil, Weibla; N; m; Gemeindeweibel, der nach dem Hochamt die offiziellen Bekanntmachungen der Gemeinde und des Volkes auf dem Dorfplatz verliest; där Weibil het di Bikanntmachunngä gmacht; der Weibel hat die Bekanntmachungen abgelesen.

 

Weiçhi; N; w; Ez; Schwäche, Hungergefühl; mich ischt usoon u Weiçhi áchu; mich ist so ein Schwächegefühl überkommen.

 

weidu, weiduti, gweidut; V; weiden, äsen; ds Vee weidud im Uowand; das Vieh weidet auf dem Weideland. Variante: abweidu.

 

Weisang(g); N; m; Speiseröhre vom Schlachttier; där Metzgär het gat du Weisangg drúsgschnittu; der Metzger hat soeben die Speiseröhre herausgeschnitten.

 

Weisi, Weisini, N; s; Waisenkind; dischi aarmu Weisini hättis wirkli neetig; diese armen Waisenkinder hätten es wirklich nötig.

 

welä, weli, welts; welcher, welche, welches; welu hescht gmeint? welchen hast du gemeint?

 

Welbi, Welbinä; N; w; Decke (Dachboden); äs tropft van där Welbi ícha; es tropft von der Decke herunter.

 

Weli, Welinä; N; w; Wahl; dui hescht fläät d Weli, ob willt chu old nit; du hast die reine Wahl, ob du kommen willst oder nicht.

 

welinu, welinuti, gwelinu(t); V; zögern, abwägen, sich beraten; heid är baald gwelinut, was är welld machu? habt ihr bald abgewogen, was ihr tun wollt?

 

wellschi; wessen; wellschi Junnji ischt das? wessen Kind ist das?

 

wellu, wellti, gwellt; V; Milch kochen; tuä mär á d Milch wellu! koche mir doch die Milch!

 

wellu, wellti, wellu; V; 1. wollen, möchten; i will heimgaa; ich möchte heimgehen; ich hä wellu heimgaa; ich habe heimgehen wollen; 2. drohen; i will där de! ich will es dir zeigen!

 

Welluta; N; w; Ez; Maisbrei, Maisgriess; Welluta choçhä wiär mit fiinum Puléntumäll, Wassär, Milch und eppis Saalz; Maisbrei kochen wir aus feinem Maismehl, Wasser, Milch und etwas Salz; Volksspruch: umaal ischt us aalds Wiib gsi und das hed Welluta wellu, solli där wiitär värzellu? umaal ischt us aalds Wiib gsi und das hed Welluta wellu, solli där wiitär värzellu? umaal … ; es war einmal ein altes Weib und das wollte Maisbrei, soll ich dir weitererzählen? … in Endlosschleife fortfahrend.

 

welpu, welputi, gwelput; V; kippen; warfär hescht ds Glesji gwelput? warum hast du das Gläschen gekippt?

 

welu, weli, welds; welcher, welche, welches; welds Junnji ischt gçhiit? welches Kind ist gefallen?

 

welum, welära, welis; wem, welchem, welcher, was für ein; welära gçheert das? welcher gehört das? welis Ziig heid iär! was für ein Getue habt ihr!

 

wennu, wennuti, gwennut; V; mit einem Zugtier etwas ziehen oder schleifen (benötigtes Zubehör: Zugkeil, Zugscheit, Kette oder Seil); wiär hei di Buurä mim Muilti gwennut; wir haben die Baumstämme mit dem Maultier befördert. Vgl. dazu E. Jordan, Einheimische erzählen (1985), S. 60.

 

Wéntila, Wéntilä; N; w; Wanze; dii aarmu Tuitini sind volli Wéntilä; die armen Schafe sind voller Wanzen.

 

wentu, wentuti, gwentu(t); V; führen, lenken, steuern; du Schlittu muäs mu guät wentu; den Schlitten muss man gut führen.

 

Wer(r)i, Wer(r)inä; N; w; 1. Schutzwall, Wehr; d Werri hinnär där Hittu mangluti mu maal z flicku; den Schutzwall hinter der Hütte sollte man mal reparieren; 2. Atzweidengrenze, die vom Hirten bewacht wird; ich bi uf dischär Weri; ich bewache diese Atzweidengrenze. Heute wird meist Weri, Werinä verwendet und der Elektrozaun hat den Hirten ersetzt.

 

wer(r)u, wer(r)uti, gwer(r)t; V; (ab)wehren, sich wehren; dui muäscht ds Vee bessär werru; du musst das Vieh besser abwehren; magscht di no gwerru? vermagst du dich noch zu wehren? Variante: ärwer(r)u.

 

weschi; wessen; weschi Schoord ischt das; wessen Abstammung ist das?

 

wettigä, - i, - s; welch ein(e), was für ein(e); wettigi Sach ischt das gsi; was für eine Sache ist das gewesen.

 

wévill; wieviel; wévill Burdinä heid är hiid í? wie viele Heubürden habt ihr heute (in die Scheune) eingebracht?

 

Wiäggisch, Wiäggischi; N; s; heftiges Unwetter mit Murgang und Überschwemmung; ds Wiäggisch vam eeru Jaar hed ubärall schiini Schpuurä zärugglaa; das schwere Unwetter des vorigen Jahres hat überall seine Spuren hinterlassen.

 

wiäggischu, wiäggischuti, gwiäggischut; V; heftig gewittern; d eer Wucha hets firchtärli gwiäggischut; letzte Woche hat das Unwetter fürchterlich gewütet.

 

wiälätz; unrecht, falsch, unpassend, kläglich, sträflich, blamabel; dascht wièlätz vircha chu; das ist blamabel herausgekommen.

 

Wiänächtu; N; Weihnachten; Wiènächtu ischt di Ziit vam Bambíng; Weihnachten ist die Zeit des Christkindes.

 

wiäscht sägä; schimpfen, schelten; äär hed nisch allä schee wiäscht gseit; er hat uns allen sehr geschimpft.

 

widär; gegen; wiär sii eerscht widär Aabund heim ggangu; wir sind erst gegen Abend heimgegangen. Heute verwendet man für widär Aabu eher gägu Aabu.

 

Widärhall; N; m; Widerhall, Echo; hiä gçheert mu du Widärhall guät; hier hört man das Echo gut.

 

Widärli, Widärlini; N; s; Verkleinerungsform von Widär, Widri, Widra (Widder); 1. männliches Lamm, junger Hammel; dascht us gçheerigs Widärli; das ist ein prächtiger Junghammel; 2. Dickschädel, Sturkopf; dascht us värsatzts Widri; das ist ein verstockter Dickschädel.

 

Widärschwall; N; s; Rückstau, Wasserdurchlässigkeit beim Dach (z. B. bei mangelhafter Dachplattenkonstruktion oder Defekten am Dach, wenn bei Schneeschmelze das Wasser zwischen den Dachplatten durch Rückstau nach innen gedrückt wird); äs chunnd nisch uswaa ds Widärschwall í, jetz mièssi wär ga lotzä waa ds Progleem ischt; irgendwo dringt uns das Schmelzwasser durch das Dach, jetzt müssen wir schauen wo das Problem besteht.

 

wiff, - ä, - i, - s; vif, gewieft, aufgeweckt, pfiffig, lebhaft; dascht u wiffi Meiggja; das ist ein aufgewecktes Mädchen.

 

Wiggsi, Wiggsinä; N; w; 1. Wichse, Schuhwichse, Bodenwachs (Varianten: Schuäwiggsi, Boduwiggsi); çhenntischt mär ächt umaal un niwwi Wiggsi choiffu? könntest du mir wohl mal neue Wichse kaufen; 2. Ohrfeige, Schlag; ich laantär u Wiggsi la chu, de värgäänt där dii Floisä; ich verpasse dir eine Ohrfeige, dann vergehen dir diese Flausen.

 

Wiib, Wiibär; N; s; Verkleinerungsform: Wiibärli, Wiibärlini; Weib, Frau, Ehefrau (heute eher abwertende Bedeutung, früher jedoch normal); duozumaal sind hiä im Deerffji allds Wiibär gsi, äs het numu ei Doorffrouw ggä und das ischt u Virnäämi gsi, wa niä ischt ga sennu; damals waren hier im Dorf alles Weiber, es hat nur eine Dorffrau gegeben und das war eine vornehme Dame, die im Sommer nie auf die Alpe gezogen ist.

 

Wiibji, Wiibjini; N; s; Weibchen (bei Tieren); äs sind zwee Wiibjini gsi; es sind zwei Weibchen gewesen.

 

Wiibuvolch; N; Weibervolk, Frauen und Mädchen (nicht abwertend gemeint); in där Çhillchu ischt ds Wiibuvolch uf där linggu Siitu gsi und ds Mannuvolch uf där rächtu Siitu; in der Kirche sind die Frauen auf der linken Seite gewesen und die Männer auf der rechten Seite.

 

Wiibuvolçhji, Wiibuvolçhjini; N; s; Weibsperson, Frau (Bezeichnung ist nicht abwertend gemeint!); äscht us Wiibuvolçhji gsi und nid us Mannuvolçhji; es ist eine Frau gewesen und nicht ein Mann.

 

Wiiçhil, Wiichla; N; m; Winkelmassinstrument; ich hä no un aaltä Wiiçhil va miim Vattär; ich besitze noch ein altes Winkelmassinstrument von meinem Vater.

 

Wiichwassär; N; s; Ez; Weihwasser; där Tiifil firchtut ds Wiichwassär uhefli; der Teufel fürchtet das Weihwasser enorm. Heute wird meist Wiäwassär verwendet.

 

Wiidli, Wiidlini; N; s; Korbweide, Korbweidenzweig; mid Wiidlinu chascht Tschifrä und Cheerb machu; mit Korbweiden kannst du Rückenkörbe und Körbe flechten.

 

Wiil; N; w; Ez; Weile, Musse, freie Zeit; wiär hei Ziid und Wiil; wir haben Zeit und Musse; das hescht appa där Wiil z machu; du hast wohl der Zeit genug es zu tun.

 

Wiili, Wiilinä; N; s; Weilchen, Zeitspanne; nach umu churzu Wiili sii wär wiitärggangu; nach einem kurzen Weilchen sind wir weitergegangen.

 

Wiimaanut, Wiimaanuda; N; m; Weinmonat, Oktober; duozumaal het mu gwondli im Wiimaanut gheraatu; damals hat man gewöhnlich im Oktober geheiratet.

 

Wiisloib; N; Laub der Grau- bzw. Aschgrauweide; wiär hei Wiisloib gläsu und dä Çhiänu z läcku ggä; wir haben Grauweidenblätter gesammelt und den Kühen als Leckspeise gereicht. Variante: Wiisloibschtuida, Wiisloibschtuidä.

 

wiissggu; wiissgguti, gwiissggut; V; 1. weisseln, weiss anstreichen; wiär hei d Wend alli gwiissggut; wir haben die Wände alle weiss angestrichen; 2. leicht Schnee ansetzen; äs het d Mattä gwiissggut; es hat die Wiesen mit einem weissen dünnen Schneefilm überzogen.

 

Wiissus Ggäädär; N; s; Halssehnen (vom Schlachtvieh); ds Wiiss Ggäädär isst hiitu niämu me; die Halssehnen isst heute niemand mehr.

 

wiitärsägä, wiitärseiti, wiitärgseit; V; weitersagen, weitererzählen, ausplaudern; gangs nit ga wiitärsägä! geh es nicht weitersagen!

 

Wiiti, Wiitinä; N; w; Weite, Ferne; hiä gseed mu in d Wiiti; hier sieht man in die Ferne; schii sind ganzi Wiitinä gluffu; sie sind sehr weit gelaufen. Das Wort Wiitinä ist auch durch einen Flurnamen belegt. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 389.

 

Wilçhi, Wilçhinä; N; w; Leiste, Leistengegend, Lendengegend (bei Menschen und Tieren); i gschpirus in dä Wilçhinu; ich spüre es in der Leistengegend; äs ischt in dä Wilçhinu ärbrochus gsi; er hat einen Leistenbruch gehabt.

 

Wildi, Wildinä; N; w; Ödland, karges Land; d Wildi ischt volli Schtuidä; das Ödland ist voll Gebüsch. Die Bezeichnung Wildi wird durch mehrere Flurnamen belegt. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 117, 121, 176, 545.

 

wilduwiäscht, - ä, - i, - s; wie besessen, verrückt; äär hed wilduwiäscht gitaa; er hat sich wie besessen benommen.

 

Windschmutz, Windschmitz; N; m; feuchter Windstoss (mit Regen oder Schnee); dischä Windschmutz hed mär gad umúm d Wäsch värnetzt; dieser feuchte Windstoss hat mir gerade wieder die Wäsche benetzt.

 

Winna, Winnä; N; w; 1. Befall vom Gratzug (alter Volksaberglaube); wiär sii in d Winna chu; wir wurden vom Gratzug befallen; 2. Seilwinde; d Winna muäs mu flicku; die Seilwinde muss man reparieren.

 

winnig, - ä, - i, - s; schlecht heilend, entzündet (bei Wunden und Geschwüren); äscht no winnigs und guätät schlächt; die Wunde ist noch schlecht verheilt und bessert schlecht.

 

Winogret; N; s; Kalbskopf-Vinaigrette (gekochter Kalbskopf, Fleischkuchen aus zerhacktem, ausgebeintem Kalbskopf in Vinaigrette-Sauce, ohne Augen, Zunge und Hirn); dii Winogret hei wär z Duäm uf um Määrt gchoift; diese Kalbskopf-Vinaigrette haben wir in Domodossola auf dem Markt gekauft.

 

Wintärgeis, Wintärgeis(sä); N; w; fiktives, vorgetäuschtes Wesen (wird aus der Ferne als ein Lebewesen gehalten); ich hä gmeint, ich hei un Gemscha gsee, abär äs ischt numu u Wintärgeis gsi; ich habe gemeint, ich hätte eine Gams entdeckt, aber es war nur eine Einbildung. Gelegentlich hört man hierfür auch die Bezeichnungen Wintärschtock oder Wintärschtei.

 

wintärliämig, - ä, - i, - s; frühjahrsmüde, geschwächt, ermattet, bewegungsarm; hiir im Uistag sind d Murmutä no scharpf wintärlièmigi; diesen Frühling sind die Murmeltiere noch ziemlich bewegungsarm.

 

Wintärmaanut, Wintärmaanuda; N; m; Wintermonat, November; där Wintärmaanut ischt oi där Allärseelumaanut; der November ist auch der Allerseelenmonat.

 

wintru, wintruti, gwintrut; V; durch den Winter bringen, Vieh während des Winters im Stall füttern; wiär hei hiir acht Çhiä gwintrut; wir haben dieses Jahr acht Kühe überwintert.

 

Wirggär, Wirggära; N; m; Bub, kleiner Mann; va dem mièssid är gçhei Angscht hä, äs ischt numu u chleinä Wirggär; vor dem müsst ihre keine Angst haben, es ist nur ein kleiner Mann.

 

wirggu, wirgguti, gwirggut; V; würgen, hinunterwürgen; ich hä sus fascht nid megu umbríggwirggu; ich habe es fast nicht hinunterzuwürgen vermocht.

 

Wiriwäri; N; s; Ez; Wirrwarr, Durcheinander; mit dem Schtrangji hescht mär us gçheerigs Wiriwäri gmacht; mit dem Garnstrang hast du mir ein ziemliches Durcheinander gemacht.

 

Wirretsch, Wirretscha; N; m; unterentwickeltes, verkrüppeltes Wesen (Mensch, Tier oder Pflanze); dischi unnitzu Wirretscha çhennti mu umaal uisholzu; diese kleinen Baumkrüppel könnte man mal entfernen.

 

Wisch, Wischa; N; m; 1. Heubündel (Heumenge, die man mit Armen und Heurechen gerade noch zu fassen vermag); un normaali Hewburdi pschteid us sibu Wischa; eine normale Heubürde besteht aus sieben Heubündeln. Siehe dazu auch unter dem Begriff Burdi! 2. Stapel Papier; denu gans Wisch Papiir muäsi no pschouwwu; jenen ganzen Stapel Papier muss ich noch begutachten.

 

Wischi, Wischinä; N; w; Schlag, Stoss, Hieb; äs het mär u Wischi ggä; er hat mir einen Hieb versetzt.

 

wischu, wischti, gwisch(u)t; V; 1. wischen, kehren; mu sellti allpot zeerscht vor där eigunt Poort wischu; man sollte immer zuerst vor der eigenen Türe wischen; 2. Heu zu einem Heubündel (Wisch) zusammenraffen; wiär hei mus flingg gwischut; wir haben es ihm schnell zu einem Heubündel zusammengerafft.

 

Wisitáz; N; w; Bischofsbesuch in der Pfarrgemeinde; mooru ischt där Bischof mid iisch uf Wisitáz; morgen ist der Bischof bei uns auf Pfarrbesuch.

 

Wisla, Wislä; N; w; 1. Wiesel; hescht gsee wiä flinggi dii Wisla ischt? hast du gesehen wie schnell jenes Wiesel ist? 2. Genie, Begabter, Talentierter; sappärlott, bischt dui u Wisla im Lismu! potz Blitz, bist du ein Genie im Stricken!

 

Witta, Wittä; N; w; strenge Arbeit, anstrengende Leistung, grosse Anstrengung; weli Witta hei wär hiitu gçhäbä! welch eine anstrengende Arbeit haben wir heute gehabt!

 

Witwig, Witwiga; N; m; Witwer; äär ischt schoo lang Witwig; er ist schon lange Witwer.

 

Wóija; N; w; Eifer, Lust, Unternehmungsgeist; schii hent gçhei Wóija mee, trumm gits niggs Niwwsch; sie haben keine Lust mehr, darum gibt es nichts Neues. Synonym: Watz.

 

Wolchu, Wolçhä; N; m; Wolke; d Wolçhä triibts där ds Wältscha uis; die Wolken werden (vom Nordwind) nach Italien hinausgetrieben. Heute wird eher d Wolcha oder d Wolka (weiblich) verwendet.

 

woll; ja, doch, durchaus; woll, dui heschts gsee; doch, du hast es gesehen; abär woll! aber ja!

 

wollappa! ja doch! sicher! wohl so! bestimmt! dascht do wollappa usoo! das ist doch wohl bestimmt so!

 

Wolletsch, Wolletscha; N; m; üppig behaarte Person (auch Tier), stattlicher Mähnenschopf; dui bischt un gçheerigä Wolletsch und selltit di umaal la schäru; du bist ein stattlicher Mähnenschopf und solltest dich mal scheren lassen.

 

woolfeil, - ä, - i, - s; wohlfeil, günstig, billig; das sind woolfeili Priisa; das sind günstige Preise.

 

Woorb, Weerb; N; m; Sensenstiel; dii Sägusa muäs un niwwä Woorb hä; jene Sense muss einen neuen Stiel haben.

 

woorbu, woorb(u)ti, gwoorbu(t); V; gleichmässig zerteilen der gemähten Heumahd, damit das Heu besser gedörrt wird; duozumaal het mun d Madä guäd mièssu woorbu; damals hat man die Heumahden gut zerteilen müssen.

 

worzuä, dass chunnt; für den Fall, dass es eintrifft …; worzuä, dass chunnt chun ga chuälä, häni mi waaru anggleit; für den Fall, dass es kühler wird, habe ich mich warm angezogen. Heute eher: fär du Fall, dass chièlär chunnt, häni mi waarm ággleit.

 

wowoll! doch, doch! wowoll, dascht schoo rächt! doch, doch, das ist schon recht!

 

Wuär, Wuära; N; w; Wuhre, Wasserfuhre, grosse Wassermenge; wiär hei un gçheerigi Wuär ánggschlagu; wir haben eine ziemlich grosse Wuhr Wasser der Wasserleitung zugeführt.

 

wullinä, wullini, wullis; aus Schafwolle; äär treid wullini Schtrimpf; er trägt Strümpfe aus Schafwolle.

 

Wundrigi; N; w; Neugierde; d Wundrigi macht scha fascht gräch; die Neugierde bringt sie fast um.

 

Wunnärfitz, Wunnärfitza; N; m; Verkleinerungsform: Wunnärfitzli, Wunnärfitzlini;

Wunderfitz (neugierige Person, die überall die Nase reinsteckt); dui bischt u Wunnärfitz und us Fräägiloch; du bist eine neugierige Person, die alles ausfragt. Synonym: Wunnärnasa.

 

Wunnärnasa, Wunnärnasä; N; w; Wundernase; siehe Synonym zu Wunnärfitz!

 

wunnärschwägu; aus Neugierde; ich hä umaal wunnärschwägu wellu naafräägä; ich habe mal aus Neugierde nachfragen wollen.

 

wurggu, wurgguti, gwurggu(t); V; würgen in der Kehle durch ein beklemmendes Gefühl, zuschnüren der Kehle wegen Schluckbeschwerden; äs wurggud mi; es würgt mich im Hals; äär het gçheerig mièssu wurggu; er hat ziemlich stark die Emotionen unterdrücken müssen.

 

wurmu, wurmuti, gwurmu(t); V; ärgern; äs wurmud mi, das wär umúm z schpaat sii; es ärgert mich, dass wir wieder zu spät sind.

 

Wutta, Wuttä; N; w; rundlicher Mauerbogen im Gewölbe; in iischum Çhällär hets un aalti Wutta in där Welbi; in unserem Keller hat es einen alten Mauerbogen in der Wölbung. Siehe auch unter gwuttut!