H
hä, hengji, gçhä(bä); V; Dentalform: tçhäbä od. tçhä; haben; wennd mee Gääld hengjischt, de gääbischt oi mee uis; wenn du mehr Geld hättest, dann würdest du auch mehr ausgeben.
Heute werden meistens hängi bzw. hätti und gchä (kä) bevorzugt.
haaggnu, haaggnuti, ghaaggnut; V; hinken; äs haaggnut tschittwär umunánd; er hinkt ärmlich umher. Synonym: lametschu.
Haaggu, Haaggä od. Hääggu; N; m; 1. Haken; wiär hei du Haaggu anggheicht; wir haben den Haken angehängt; 2. unleserliches Schriftzeichen oder Visum; mach mär abu u Haaggu! mach mir doch ein Visum! 3. hagere Person (abschätzig); welä leidä Haaggu ischt das; was für eine hässliche Person ist das; 4. du Haaggu schtellu; das Bein stellen. Varianten: Fleezhaaggu, Fleischhaaggu, Ofuhaaggu.
Haags, Haagsä; N; m; Hinterfussgelenk der Kuh (Sprunggelenk); an dä Haagsu läänt schi d Çhiä nit gääru la schträllu; an den Hinterfussgelenken lassen sich die Kühe nicht gern striegeln.
haaldä, haaldäti, ghaaldä(t); V; neigen, schief stehen, schräg sein; deer Zui haaldäd leid; der Zaun ist stark schief geneigt; äs haaldäd allds ab; es ist alles schief abgeneigt. Heute wird meist haalä, haaläti, ghaalä(t) verwendet.
Hääli, Häälinä; N; w; Aufhängekette mit Haken unter dem Rauchfang (um den Kochkessel über dem offenen Feuer aufzuhängen); där Hafu hangjät an där Hääli; der Kochtopf hängt an der Aufhängekette.
Häälischpar(r)u, Häälischpar(r)ä; N; m; Holzbalken zum Aufhängen der Hääli (im Rauchfang über der Trächa, gelegentlich übernimmt aber auch der Turuschparru, der Tragarm vom Kessi diese Funktion); där Häälischparru ischt im Çhemimantul; der Holzbalken zum Aufhängen der Hääli befindet sich im Rauchfang.
Haalta, Haaltä; N; w; Halde, Anhang; wettigi schtotzundi Haalta ischt das; was für eine steile Halde ist das. Das Wort findet sich auch in Flurnamen. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 114, 218, 337, 531.
Häär(e)pful, Häär(e)pfla od. Häärdepful, Häärdepfla od. Häär(e)pfil, Häär(e)pfja od. Häärdepfil, Häärdepfja; Kartoffel; hiir hei wär d Häärpfla fruä çhennu schtecku; heuer haben wir die Kartoffeln früh setzen können.
Häär(e)pfulchruit; N; s; Kartoffelstauden; ds Häärepfulchruit ischt ärdorräts, jetz mièssi wär ga d Häärepful grabu; die Kartoffelstauden sind verdorrt, jetzt müssen wir die Kartoffeln ernten gehen. Varianten analog Häär(e)pful.
Häärd; N; m; Erde; u Schuifluta Häärd ischt nit vill und ischt doch gnuäg; eine Schaufel voll Erde ist nicht viel und ist doch genug.
Häärdärna, Häärdärnä; N; w; aufgebrochenes Erdreich; warfär ggoruscht in deer Häärdärnu? warum wühlst du in dem aufgebrochenen Erdreich.
häärdil(l)u, häärdil(l)uti, ghäärdilu(t); V; nach Erde riechen; in dem Çhällär häärdilluts; in jenem Keller riecht es nach Erde.
Haarffa, Haarffä; N; w; Harfe; mehrsaitiges Gerät, womit die eingedickte Käsemasse aufgebrochen wird (bei Käseproduktion); d Haarffa ischt mär ins Çhessi gschtitzt; die Harfe ist mir in das Käsekessi gefallen.
Häärig, Hääriga; N; m; Hering (Fischart); un gsaalznä Häärig chascht oi am Friitag ässu; einen gesalzenen Hering kannst du auch am Freitag essen.
haaru, haaruti, ghaaru(t); V; an den Haaren ziehen, zupfen; warfär hescht mi ghaarut? warum hast du mir an den Haaren gezogen?
haarzä, haarzäti, ghaarzä(t); V; harzen, mühsam etwas tun, mit Schwierigkeiten kämpfen; äs het ghaarzät bis allds im Sengçhil gsiin ischt; es hat Mühe bereitet bis alles im Lot gewesen ist.
Häärzmeiju, Häärmeijä; N; m; Verkleinerungsform: Häärzmeiji, Häärzmeijini; Bergnelkenwurz (gelbe Blüte), wurde früher in der Volksheilkunde als Blutreinigungstee verwendet; Häärzmeijini heint gälwi Bliètä; Bergnelkenwurz-Blümlein haben gelbe Blüten.
Haba, Habä; N; w; Griff, Handgriff; d Haba ischt ab, wiär megä nid uifgitaa; der Handgriff ist weg, wir vermögen nicht zu öffnen.
Habär; N; m; Ez; Hafer; hescht dum Ross du Habär ggä? hast du dem Pferd den Hafer gegeben?
Habärnessja, Habärnessjä; N; w; Taubnessel (Pflanzengattung); mu seit, Habärnessjä sii Úchruit; man sagt, Taubnesseln seien Unkraut.
häbisch, - ä, - i, - us; geizig, habsüchtig; wes nid usoo häbischus wei, hätti mus ggä; wenn er nicht so habsüchtig wäre, hätte ich es ihm gegeben.
habru, habruti, ghabrut; V; vertilgen, aufzehren, verschlingen, essen; dii megund enz ghabru; die vermögen viel zu verzehren.
Hächja; N; w; Gerede, Geschwätz, Getratsche (bösartig, arglistig); wesch eis umaal äríchtig in d Hächja bärchúmunt, de chund mu nimmä so liächt druss; wenn man einmal richtig ins Gerede kommt, dann entrinnt man ihm nicht mehr so leicht. Synonym: Gschnurr.
hächju, hächjuti, ghächjut; V; lästern, spotten, kritisieren, schlechtreden; jetz heid är wol appa gnuäg ghächjut; jetzt habt ihr wohl genug gelästert.
hacku, hackuti, ghack(u)t; V; 1. hacken, spalten; numu mim Piggil magscht ds Iisch ghacku; nur mit dem Pickel vermagst du das Eis zu hacken; 2. ruckartiges Betätigen der Rälla; schii tiänd mit dä Rällu hacku; sie drehen die Ratschen ruckartig (was ein hackendes Geräusch erzeugt).
Hädärli, Hädärlini; N; s; Spitzbub, Lausbub; dui bischt mär us ärächts Hädärli; du bist mir ein richtiger Lausbub.
hädru, hädruti, ghädru(t); V; sich unruhig und zänkisch verhalten, lebhaft gestikulierend herumtrippeln; iischärs Loiffärli hädrud und zädrut in där Schtubu munánd; unser Kleinkind trippelt gestikulierend in der Stube umher.
hadru, hadruti, ghadrut; V; zürnen, verbittert sein, sich verletzt fühlen, enttäuscht sein, grollen; hadrät nit z lang, värziäd unánd! zürnt nicht zu lange, verzeiht einander!
Hafnuta, Hafnutä; N; w; Hafen voll; schii hed u Hafnuta Minéschtra ubärgitaa; sie hat einen Hafen voll Minestra-Suppe auf den Herd gestellt.
Häftli, Häftlini; N; s; Kleiderhäkchen mit Öse; daa fäälund um parr Häftlini; da fehlen ein paar Kleiderhäkchen.
Häftlimachär, Häftlimachära; N; m; Erbsenzähler, Formalist, Spitzfindiger; mach nid allds wiä u Häftlimachär und lach umaal ds Fuifi la ggäráds sii! mache nicht alles wie ein Erbsenzähler und drücke mal ein Auge zu!
Hafu, Häfu od. Hafna; N; m; Verkleinerungsform: Häfi, Häfini; Hafen, Kochtopf; schii sind nisch du Hafu chu schtälu; sie haben uns den Kochtopf genommen (alter Fastnachtsbrauch). Vgl. E. Jordan, Einheimisch erzählen (1985), S. 92.
Häischo od. Hais; N; m; Verkleinerungsform: Häischi, Haisi; Hans (männlicher Vorname); där Häischo chund nisch chun ds Fäärli metzgu; Hans kommt uns das Schwein schlachten; ds Haisi hed nuimaal gseit, äs chumä nimmä; Hänschen hat letztmals gesagt, er komme nicht mehr. Heute wird meist Hans verwendet.
Halb, Hälb od. Halm, Halmä; N; m; Holzstiel eines grösseren Werkzeuges; ds Aggschi bruicht un niwwä Halb; die Axt benötigt einen neuen Stiel; äs het du Halm gad mit Fliiss gibrochu; er hat den Stiel grobfahrlässig gebrochen.
Halbnarr, Halbnarru; N; Schwachsinniger, Irrer, Idiot; hiitu häni appa numu mit Halbnarru z tuä; heute habe ich wohl nur mit Idioten zu tun.
halbuhalb; halbwegs, einigermassen, mittelmässig, erträglich, glimpflich; ds Wättär ischt usoo halbuhalb gsi; das Wetter war halbwegs gut.
Hälffä; N; Mz; Hagebutten; d Hälffä sind hiir fruä riipfi gsi; die Hagebutten sind heuer früh reif gewesen.
hälffu, häälfi, gholffu; V; helfen; i häälfi mu gääru, wes sus líèngji; ich würde ihm gern helfen, wenn er es zuliesse. Heute wird hilfti bevorzugt; ich hilfti mu gääru, wes sus lääti.
Hälftra, Hälfträ; N; w; Halfter, Stall- und Führhalfter für Kühe, Esel oder Pferde; ooni Hälftra magscht dii Chuä nit gferggu; ohne Führhalfter vermagst du jene Kuh nicht zu führen.
Halm, Halmä; N; m; Holzstiel eines grösseren Werkzeuges. Siehe unter Halb!
halmu, halmuti, ghalmu(t); V; 1. nach dem Mähen einer Wiese die stehengebliebenen Halme und Grasbüschel nachmähen; das hengji afu nimmä ghalmut; das hätte ich wohl nicht mehr nachgemäht; 2. einstielen eines Werkzeuges (z. B. Beil oder Hacke); i will ds Biäli niw halmu; ich möchte das Beil neu einstielen.
Halsçheeri; N; s; Genickstarre; weni z lang im Durchzug pliibu bärchúmi ds Halsçheeri; wenn ich zu lange in der Zugluft bleibe bekomme ich die Genickstarre.
hälu Ggalopp; im schnellen Galopp; schii sind im hälu Ggalopp värbiiggliffu; sie sind im schnellen Galopp vorbeigelaufen.
Halu, Halmä; N; m; 1. Halm; reinä Halu geit schwäär z määju; dünne Halme sind schwer abzumähen; 2. Deut, Wert, Nutz; dits Gguiti ischt gçhei Halu nutz; dieses Messer taugt zu nichts.
Halubarta, Halubartä; N; w; Grauscheidiges Federgras, Echtes Federgras, Flunkerbart; schii isch ga Halubartä läsu; sie ist Flunkerbart pflücken gegangen.
Haluschtreich (gçhei -); N; m; nichts Nützliches, keine Arbeit; hiitu heintsch gçhei Haluschtreich gmacht; heute haben sie nichts gearbeitet. Variante: Wäärchschtreich.
hälw, - ä, - i, - s; milchig bedeckt, leicht bewölkt; där Himmil ischt hiitu ganz hälwä gsii; der Himmel ist heute ganz milchig bedeckt gewesen.
Hälwi; N; w; Ez; leicht milchig bewölkter Himmel, leichte Trübung am Himmel; hiitu ischt u Hälwi am Himmil; heute ist eine leichte Trübung am Himmel.
Hamma, Hammä; N; w; 1. Schweinskeule, getrockneter Rohschinken, vorzugsweise vom Hinterviertel des Schweins; in där Heiçhi hets gçhei Hamma me; im Estrich hat es keine Schweinskeule mehr; Variante: Schwiihamma; 2. hinterster und breitester Teil des Sensenblattes, woran der Worb (Sensenstiel) befestigt ist; d Hamma muäs oi guät gitängiluti sii; der hinterste Teil des Sensenblattes muss auch gut gedengelt sein.
hammru, hammruti, ghammrut; V; 1. hämmern; allpot hammru und nitschu macht eis miäts; ständig hämmern und schlagen ermüdet einen; 2. versiegeln, einstanzen eines Siegels (bei Beschlagnahmung durch amtliche Stelle); jetz ischt niggs me va fräflu, där Ferschtär het nä ds Holz ghammrut; jetzt ist es vorbei mit freveln, der Förster hat sein Siegel aufs Holz gestanzt.
Hampfluta, Hampflutä; N; w; Hand voll; mee wa u Hampfluta Çhiru muäscht dä Hennu nit gä; mehr als eine Hand voll Körner musst du den Hühnern nicht geben.
Handäregçhi, Handäregçhinä; N; w; manuelle Hilfeleistung, Handreichung, Unterstützung; dui çhenntischt mär gad u chleini Handäregçhi hälffu; du könntest mir gerade eine kleine Hilfeleistung bieten.
handlu, handluti, ghandlut; V; 1. handeln, Handel treiben; dui muäscht im Nui handlu, suscht iss z schpaat; du musst sofort handeln, sonst ist es zu spät; 2. anrüsten von Zitzen und Euter (manuelles Säubern und Massieren vor dem Melken der Kuh); d Çhiä het mun duozumaal vor dum Mälchu mièssu handu; die Kühe musste man früher vor dem Melken von Hand anrüsten.
hangçheerum; im Handumdrehen, andersherum; hangçheerum gseed allds umúm annärscht uis; im Handumdrehen sieht alles wieder anders aus; was willd machu, wes hangçheerum gad umúm wägslut; was willst du tun, wenn es andersherum gerade wieder wechselt.
hantli(ch), hantliçhä, hantliçhi, hantli(ch)s; handlich, zügig, sofort, ziemlich, praktisch, bequem (zur Benutzung), passend, geeignet; dascht u hantliçhä Nägwär; das ist ein passender Handbohrer; schii hets hantli ggändrut; sie hat es sofort geändert.
hári; hier hinein; leesch märs abu hári; giess es mir doch hier hinein.
hármig od. hármit; hiermit, mit diesem; was willt hármig machu? was willst du hiermit machen?
harr; hierher; dui magscht appa harr chu; du wirst wohl hierherkommen müssen.
Härrdibulljo! Herrschaft noch einmal! (Ausruf zur Bekräftigung); Härrdibulljo, ischt das heissus! Herrschaft noch einmal, ist das heiss!
Härrjeminee! Potztausend! Oh je! Härrjeminee, was willd no mee! Potztausend, was willst du noch mehr!
haruntar; hie und da, ab und zu, gelegentlich; äscht haruntar z schpaat; es ist hie und da zu spät.
Haschplära; N; Mz; Dünndärme von Schafen und Ziegen; Haschplära chascht fär ds Wurschtu nit guät bruichu; Dünndärme von Schafen und Ziegen kannst du für die Wurstproduktion nicht gut gebrauchen.
haschplu, haschpluti, ghaschplu(t); V; haspeln, gesponnenes Garn auf Haspel abwickeln; hilf mär abu ds Gaaru haschplu! hilf mir doch das Garn auf den Haspel zu wickeln!
Haschpul, Haschplä; N; m; Haspel, Vorrichtung zum Auf- oder Abwickeln von Garn, Drähten, Seilen oder Bändern; iischä Haschpul ischt nimmä vill nutz; unser Haspel ist nicht mehr viel wert.
hässig, - ä, - i, - s; schnell, rasant, aggressiv; warfär loifscht usoo hässig? warum läufst du so schnell? hiitu bischt hässigs; heute bist du aggressiv.
Hasulschtuida, Hasulschtuidä; N; w; Haselstaude; Hasulschtuidä cha mu bruichu fär ds Tschifru; Haselstauden kann man benutzen um Tschifrä (Rückenkörbe) herzustellen.
Háwas; N; m; Unsinn, Blödsinn (Ableitung aus ehemaliger Nachrichtenagentur des 1. Weltkrieges); dui värzellscht u fläätä Háwas; du erzählst totalen Blödsinn.
Hebi; N; w; Ez; Hefe, Sauerteig zur Herstellung von Backwaren; iischä Bachär hed un guäti Hebi; unser Bäcker hat einen guten Sauerteig.
Heebanna, Hebannä; N; w; Hebamme; d Çhimbettäri bruicht u Heebanna; die Wöchnerin benötigt eine Hebamme.
Heechschts Guät; N; s; Allerheiligstes, Monstranz mit konsekrierter Hostie; där Heer ischt mim Heechschtu Guät säggnundu durch d Liit; der Priester ist mit dem Allerheiligsten segnend durch die Leute geschritten. Heute ist ds Allärheiligschta die bevorzugte Verwendung.
Heeji, Heejinä; N; w; Höhe, Anhöhe; wiär hei nid in d Heeji megu; wir haben nicht in die Höhe zu steigen vermocht. Das Wort wird auch als Flurname verwendet. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 164.
Heer, Heeru; N; m; Verkleinerungsform: Heerli, Heerlini; Pfarrer, Priester, Geistlicher; iischä Heer het hiitu abär u wunnärbari Bredig gçhäbä; unser Pfarrer hat heute wieder eine wunderbare Predigt gehabt.
Hefti, Heftini; N; s; Messer- bzw. Handgriff aus Holz; mid umu settigu Hefti muäscht uifpassä; bei einem solchen Messergriff musst du aufpassen.
heftu, heftuti, gheftut; V; anbinden; schii tiänt ds Vee heftu; sie binden das Vieh an.
hegju, hegjuti, ghegjut; V; hässlich schneiden, grobschlächtig schneiden; schii hegjund usoo leid ab där Hammu? sie schneiden so hässlich von der Schweinskeule ab?
Heiçhi, Heiçhinä; N; w; Aufhängegestell bzw. Raum zum Trocknen von Fleisch; Estrich (Dachboden); in där Heiçhi hangjät un ganzi Tschängluta Wirscht; im Estrich hängt ein ganzes Gehänge Würste. Varianten: Fleischheiçhi, Wäschheiçhi.
heichu, heich(u)ti, gheicht; V; hängen; ich heichuti no mee uif; ich würde noch mehr aufhängen.
Heidi, Heidini; N; s; Heide, Ungläubiger; iär siid aarmi Heidini, wen är am Sunntag nit zär Mäss gäät; ihr seid arme Heiden, wenn ihr am Sonntag nicht zur Messe geht.
heiligs Värdiänu (dui -)! dui heiligs Värdiänu! du lieber Himmel (Redewendung).
heilu, heil(u)ti, gheilt; V; 1. heilen; das Theeli hed mi gheilt; jenes Teelein hat mich geheilt;
2. kastrieren; das Bogçhji muäscht heilu; jenes Böcklein musst du kastrieren.
Heimfari, Heimfarini; N; s; letzter Tanz (vor dem Nachhauseweg); wiär beitä uf ds Heimfari; wir warten auf den letzten Tanz vor dem Nachhauseweg.
Heimina; N; w; Ez; guter Heinrich, Wiesenspinat; im Uistag gits Minéschtra mit Heimina; im Frühling gibt es Minestra-Suppe mit Wiesenspinat.
Heimlichgçheit; N; w; Toilette; deer geid in d Heimlichgçheit ga Ziitung läsu; der geht auf die Toilette die Zeitung lesen.
heimlifeist, - ä, - i, - s; hinterhältig; dui bischt mär us heimlifeists Purschggji; du bist mir ein hinterhältiges Bürschchen.
Heipär, Heipär; N; s; Heidelbeere; fääru hets uhuiffu Heipär ggä; letztes Jahr hat es viele Heidelbeeren gegeben.
Heipärchoch, Heipärchech; N; m; Heidelbeerengericht; d Muama hed u Heipärchoch gmacht, drum hei wär jetz alli blaawi Läschpä; die Tante hat ein Heidelbeerengericht zubereitet, darum haben wir jetzt alle blaue Lippen.
heipärschblaaw, - ä, - i, - s; tief blau; mit deer heipärschblaawu Zungu lengi mi nimmä la gsee; mit dieser tief blauen Zunge würde ich mich nicht mehr sehen lassen.
heipru, heipruti, gheiprut; V; Heidelbeeren sammeln; hiir sindsch z fruä ga heipru; heuer sind sie zu früh Heidelbeeren sammeln gegangen.
Heiri, Henggo, Henggi; Heinrich (männlicher Vorname); ds Heiri ischt iischä jungschtuscht Buäb; Heinrich ist unser jüngster Bub.
heisäram, - ä, - i, - s; heiser; waa hescht di värçheltut, das usoo heisärams bischt? wo hast du dich erkältet, dass du so heiser bist?
heischu, heischuti, gheischut; V; heischen, betteln, fordern, wünschen, verlangen; wennd allpot heischuscht, muäscht nid meinu, dasst umúm appas pärchúscht; wenn du andauernd bettelst, musst du nicht erwarten, dass du wieder etwas erhältst.
heitär, - ä, - i, - s; 1. heiter; klarer, blauer Himmel; u settigä heitärä Himmil gseescht numu in dä Bäärgu; einen solchen blauen Himmel siehst du nur in den Bergen; 2. skurril, komisch, eigenartig, seltsam; dascht u heitäri Gschicht, wat dui daa värzellscht; das ist eine skurrile Geschichte, die du da erzählst.
helloos, - ä, - i, - us; sehr stark, übertrieben, höllisch; u helloosä Schpitákul ischt loosggangu; ein höllischer Lärm ist losgegangen. Heute wird eher hellisch oder heilloos bevorzugt.
heltu, heltuti, gheltut; V; schief halten; chascht mär á di Zidéla us bitzji heltu? kannst du mir doch den Eimer ein wenig schief halten?
Hemmli, Hemmlini; N; s; Hemd; äs chumund mär di ganzu Hemmlini z enggi; es werden mir alle Hemden zu eng.
Hengärt, Hengärta; N; m; Plauderei, entspanntes Gespräch; uf där Bännu hets schoo mengä Hengärt ggä; beim Dorfplatzbrunnen hat es schon manche Plauderei gegeben.
hengärtu, hengärti, ghengärtu(t); V; gemütlich miteinander plaudern; wiär hei zämu ghengärtud und sii därnaachär heimggangu; wir haben zusammen geplaudert und sind danach heimgegangen.
Henggçhil, Henkla; N; m; Henkel, gebogener Haltegriff am Eimer oder am Kleiderbügel; äs hed mär du Henggçhil zärbogu; es hat mir den Henkel verbogen.
Hennuboozu, Hennuboozna; N; m; Vogelscheuche; wiär hei vor dum Gädi u Hennuboozu uifgschtellt; wir haben vor dem Gaden eine Vogelscheuche aufgestellt.
Hennuçhebja, Hennuçhebjä; N; w; Hühnerkäfig; duozumaal hei wär d Hennä in där Hennuçhebju uf d Alpa ggärróbt; damals haben wir die Hühner im Hühnerkäfig auf die Alpe gezügelt.
Hennuchrom(m)u, Hennuchrem(m)u; N; m; Umzäunung des Hühnerauslaufs; där Fuggs hed in du Hennuchromu megu; der Fuchs hat es geschafft, in die Umzäunung des Hühnerauslaufs einzubrechen.
Hennuhuit; N; w; Hühnerhaut, Gänsehaut; ich pärchúmu Hennuhuit, weni dára deichu; ich bekomme Gänsehaut, wenn ich da daran denke.
Hennumärt, Hennumärta; N; m; Hühnermarkt, lautstarkes Durcheinander; mit dem Hennumärt çhennd är de jetz uifheeru; mit diesem Hühnermarkt könnt ihr dann jetzt aufhören.
Hennusädul, Hennusädla; N; s; Hühnerstange; ds Hennusädul ischt värschissus; die Hühnerstange ist mit Kot beschmutzt.
Hennuvogul, Hennuvogla; N; m; Hühnerhabicht, Mäusebussard (obwohl es zwei verschiedene Greifvogelarten sind, werden beide als Hennuvogul bezeichnet); passäd uif, u Hennuvogul ischt in där Neeçhi! passt auf, ein Hühnerhabicht ist in der Nähe!
Hentschu, Hentschä; N; m; 1. Handschuh; leg Hentschä á, suscht hescht z chaalt; ziehe Handschuhe an, sonst hast du zu kalt; 2. gute Strickerin, Geschickte(r) in einer Tätigkeit; schii ischt u Hentschu im Lismu; sie ist eine gute Strickerin (Redensart).
her(r)aatu, her(r)aatuti, gher(r)aatut; V; heiraten; we heid är gheraatut? wann habt ihr geheiratet? Heute wird eher heiraatu bevorzugt.
herpschtil(l)u, herpschtil(l)uti, gherpschtil(l)ut; V; Herbst werden; jetz herpschtilluts rächt; jetzt wird es richtig Herbst.
Herpschtmaanud, Herpschtmaanuda; N; m; Herbstmonat, September; im Herpschtmaanud iss nimmä seli heiss; im September ist es nicht mehr sehr heiss.
Her(r)gonschtag, Her(r)gonschtaga od. Her(r)gunschtag, - a, Her(r)gottschtag, - a; N; m; Fronleichnam; där Zant Hergonschtag ischt ds Hoochfäscht vam Liib und vam Bluät Chrischti; das Fronleichnamsfest ist das Hochfest des Leibes und Blutes Christi.
hert hä; knausrig sein, geizen, bedauern, reuen; das hed mi hert, dasi denu värloru hä; das reut mich, dass ich den verloren habe; äs hed mi hert, daa no mee z gä; es reut mich, da noch mehr zu geben.
hert noo, hert dra; sehr nahe, ganz nahe, hautnah, beinahe, fast, haarscharf; dascht hert noo ggangu, suscht weisch zämugitutscht; das ging haarscharf, sonst wären sie zusammengeprallt; wiär sii hert dra gsi; wir sind ganz nahe dran gewesen.
hert, - ä, - i, - s; hart, streng; dascht hert; das ist hart; hescht dui u hertä Grind! bist du ein Sturkopf!
Herti; N; w; Härte, auf Biegen und Brechen; äs het sus in einär Herti durchgizogu; er hat es auf Biegen und Brechen durchgezogen.
Hew; N; s; Ez; wes schee Hew git, de git schisch där Herrgott oi di Gnaad sus z bruichu;
wenn es ergiebig Heu gibt, dann schenkt uns Gott auch die Gnade es zu verwerten (Spruch).
Hewbluämä; N; Mz; Heublumen, gedörrte Grasblüten und Stengel-Überbleibsel aus der Heuernte (werden als Volksheilmittel für Umschläge, Wickel, Bäder oder auch als Saatgut verwendet); wennd willt, dass in deer Häärdärnu umúm eppis waggsut, de muäscht ga Hewbluämä psääju; wenn du möchtest, dass in diesem offenen Erdreich wieder etwas wächst, dann musst du Heublumen darüberstreuen.
Hewgabla, Hewgablä; N; w; Heugabel; u rächti Hewgabla het drii Tschinggä; eine richtige Heugabel hat drei Zinken. Siehe dazu auch unter Buuwgabla!
Hewrächu, Hewräçhä; N; m; Heurechen; där Vattär het nisch alli Hewräçhä gflickt; der Vater hat uns alle Heurechen repariert.
Hewschtuäl, Hewschtiäl; N; m; Heustock in Scheune; där Hewschtuäl ischt hiir hoojä; der Heustock ist dieses Jahr hoch.
Hewwärgeis, Hewwärgeis; N; w; Heuergeiss, Sommerziege, die während der Heuernte meistens auf die Heuwiese mitgenommen wurde und die man nicht zu hüten brauchte, mit ihr konnte man den täglichen Milchbedarf eindecken; am Sunntag ischt mu d Hewwärgeis immer uf d Allmei ga hiätu; am Sonntag ist man die Heuergeiss immer auf der Allmend hüten gegangen; iischi Hewwärgeis hed um pfelligä Ggutz Milch ggä; unsere Heuerziege hat eine ziemliche Menge Milch gegeben. Synonyme: Summärgeis, Balsa.
Hewwärschpiiss; N; Ez; Heuerspeise, Zwischenverpflegung beim Heuen; ds Buäbi het kuim d Hewwärschpiiss megu naagiträägu; das Büblein hat kaum die Heuerspeise nachzutragen vermocht.
Hewwu(t); N; m; Heumonat, Juli; där Hewwu ischt hiir moorts trochundä gsi; der Monat Juli ist dieses Jahr sehr trocken gewesen.
hewwu, heww(u)ti, ghewwu(t); V; heuen, Heu ernten; wiär hei nit guäd megun ghewwu; wir haben nicht gut zu heuen vermocht.
hiä; hier; was willt dui hiä sägä! was willst du hier sagen!
híäna; diesseits, hier auf der Alpensüdseite; d Liit va híèna dum Bäärg sind d Híèndru und d Liit va daana dum Bäärg sind d Ändru; die Leute diesseits des Simplonpasses (von Alpensüdseite aus betrachtet) sind die Diesseitigen (die Hiesigen) und die Leute jenseits des Simplonpasses (auf der Alpennordseite) sind diejenigen von drüben.
Hiänärdaaru; N; m; Ez; Hühnerdarm, Vogelmiere (von vielen Leuten als Unkraut verkannt, ist jedoch eine vitaminreiche Heilpflanze für verschiedene Leiden); wiär hei du gans Hiènärdaaru uisgschreckt; wir haben den ganzen Hühnerdarm herausgerissen.
Hiänärloibä; N; Mz; Alpenrosen-Sträucher, Holzteile der rostblättrigen Alpenrose; unnär dum Hiätu hei wär duozumaal vill mièssu ga Hiènärloibä schrecku; während des Hütens haben wir früher oft Alpenrosen-Sträucher aus dem Boden reissen müssen.
hiändrä, hiändri, hiänärs; diesseitige(r, s), näherliegende(r, s); d hièndru Hiischini gseend wäächär uis; die näher liegenden Häuser sehen schöner aus.
Híändrä, Híändri; N; m; Leute von diesseits des Simplonpasses (von Alpensüdseite aus betrachtet); in där Giteilschaft Waaldärubäärg gits Híèndri und Ändri; in der Geteilschaft Walderoberg gibt es Burger von diesseits und von jenseits des Simplonpasses.
híäntamaal od. hiänta; hie und da, manchmal; híèntamaal tièngji sus um liäbschtu oorfiigu; manchmal würde ich ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen.
hiäsig, - ä, - i, - s; von hier, einheimisch; äscht u hiäsigi Meiggja; es ist ein einheimisches Mädchen.
Hiäti, Hiätinä; N; w; Tagesweide, angemessene Weidefläche für einen Weidegang; in där hiitig Hiäti ischt ds Vee flott fiis gsi; in der heutigen Tagesweide ist das Vieh schön brav gewesen.
Hick, Hicka; N; m; Kerbe, Kerbeneinschnitt (als Ohrenkennzeichen bei Muttenschafen); iischi Muttä hend oigschhalb zwee Hicka im rächtu Oori; unsere Muttenschafe haben (als Kennzeichen) augenseitig zwei Kerbeneinschnitte im rechten Ohr. Heute besitzen die Schafe Ohrmarken.
Higgi; N; s; Hickser, Schluckauf; äs blaagud mi ds Higgi; es plagt mich der Schluckauf.
higginu, higginuti, ghigginut; V; hicksen, Schluckauf haben; ich hä zuä mièssu higginu; ich habe dauernd den Schluckauf gehabt.
hiipitagsch; heutzutage; hiipitagsch rendiärt das nimmä; heutzutage rentiert das nicht mehr.
hiir; heuer, dieses Jahr; hiir hei wär schee ggäroibut; dieses Jahr haben wir viel Heu und Emd geerntet.
hiirig, - ä, - i, - s; von diesem Jahr; dascht hiirigä Çhääs; das ist Käse von diesem Jahr.
Hiischi, Hiischini; N; s; Haus; wiär sii in alli Hiischi ggangu; wir sind in alle Häuser gegangen. Siehe dazu auch unter Huis!
hiitu; heute; hiitu und mooru hei wär hipsch; heute und morgen haben wir schönes Wetter.
Hili, Hilinä; N; w; Höhle; in denä Hilinu hets Flädärmiisch; in jenen Höhlen hat es Fledermäuse.
Hiltscha, Hiltschä; N; w; 1. Hülle, Wursthülle, Hülse; dui seltischt zeerscht d Hiltscha van där Wurscht scheenu; du solltest zuerst die Hülle von der Wurst entfernen; 2. Schale, Fruchthaut; gsottni Häärdepfil cha mun oi mit dä Hiltschu ässu; gesottene Kartoffeln kann man auch mit den Schalen essen. Siehe dazu die Unterscheidung zu Scheenuta, Scheenutä!
Himmil, Himmla; N; m; 1. Himmel; du Himmil cha mu numu gscheichtä bärchú, värdiänu cha mu nu nit; den Himmel kann man nur geschenkt bekommen, verdienen kann man ihn nicht; 2. Gaumen; ich hä mär du Himmil värbrennt; ich habe mir den Gaumen verbrüht.
hina; heute Abend, heute Nacht; hina hei wär Gsang; heute Abend haben wir Gesangsübung.
Hindra; N; s; Ez; Hintern, Gesäss; ich bi uf ds Hindra gschtitzt; ich bin auf den Hintern gefallen; ds Hindra vir (chu); uneins werden, verkehrte Reihenfolge; schii sind ds Hindra vir chu; sie sind uneins geworden; äs geit ds Hindra vir; es geht verkehrt.
hinnär; hinter; hinnär där Poort schtaa ischt menggsmal gfäärlich; hinter der Türe stehen ist manchmal gefährlich.
hinnärhäbä, hinnärhääbi, hinnärhä; V; aufhalten, bremsen, hindern; warfär hescht mi zuä hinnärhä? warum hast du mich ständig aufgehalten?
hinnärí; gefangen, im Gefängnis; schii hend nu hinnärí gschteckt; sie haben ihn ins Gefängnis gesteckt. Siehe auch unter hinnuní!
hinnärna; hinten; gang mär hinnärna ga lotzä! gehe mir hinten schauen!
hinnärschig; rückwärts, nach hinten; chum langgsam hinnärschig! komm langsam nach hinten!
Hinnärschtotzär, Hinnärschtotzära; N; m; Hinterkeule des Rindes; där Hinnärschtotzär ischt där wäächschtuscht Teil vam Çhiäji; die Hinterkeule ist der schönste Teil des Rindes.
hinnärusánd od. hinnärunánd; hintereinander; iär miässt flott hinnärusánd loiffu; ihr müsst schön hintereinander laufen.
hinnunáb; hinten hinab; daa hinnunáb iss pfellig schtotzunds; da hinten hinab ist es ziemlich steil.
hinnundír; 1. hinten hinüber; geischt mär das hinnundír ga uisleeschu? gehst du mir das hinten hinüber ausleeren? 2. hintenherum, arglistig; ich hä sus liäbär, wesch märs diräkt an du Chopf sägänd wa hinnundír; ich habe es lieber, wenn sie mir es direkt an den Kopf werfen als hintenherum.
hinnuní; hinten hinein, ganz hinten, gefangen; wiär hei du Schlussil hinnuní värschteckt; wir haben den Schlüssel ganz hinten versteckt; deer Purscht gçheerti hinnuní; jener Bursche gehörte hinter Gitter oder in Gewahrsam. Siehe auch unter hinnärí!
hinnunúbär; hinten rüber; wiär wellä hinnunúbär ga zuinu; wir wollen hinten rüber zäunen gehen.
hinnunúif; hinten hinauf; wiär gää mit dä Geissu hinnunúif; wir gehen mit den Ziegen hinten hinauf.
hinnunúm; hintenherum, hinterlistig; hinnunúm värzellunsch gääru, wasch eim suschtär nit terffunt sägä; hintenherum erzählen sie gerne, was sie einem sonst nicht erzählen dürfen.
hinnunumúbär; wieder hinten rüber; wiär sii hinnunumúbär in d Wermi ggangu; wir sind wieder hinten rüber in die Wärme gegangen.
hipsch, - ä, - i, hips; hübsch, schön; Steigerung: wäächär, am wäächschtu od. am wäägschtu; schöner, am schönsten; dascht us hips Meiggji; das ist ein schönes Mädchen.
Siehe auch unter wäächär!
hipschä, hipschäti, ghipschät; V; schön werden; ds Wättär het ghipschät; das Wetter ist schöner geworden.
hipschli; sorgfältig, behutsam, vorsichtig, leise; jetz magscht de hipschli gaa; jetzt musst du dann leise gehen.
hirmä, hirmäti, ghirmä(t); V; rasten, ausruhen, sich ausruhen; hescht no nit gnuäg ghirmät? hast du dich noch nicht genug ausgeruht?
Hirni, Hirnini; N; s; Gehirn; waa hescht ds Hirni glaa? wo warst du mit deinen Gedanken?
hirtu, hirtuti, ghirtut; V; 1. Vieh im Stall füttern und besorgen; we geischt ga ds Vee hirtu? wann gehst du das Vieh im Stall besorgen? 2. zu Essen geben; dich mag mu hiitu nit ghirtu; dich vermag man heute nicht zu füttern.
Hirtu; N; s; Versorgung des Viehs im Stall (dazu gehörten früher: Baaru butzu, z Läcku gä, Hew gä, Schtall schoru, Schträllu, Mälchu, Treichu, nomaal Hew gä, Aamu gä und Schtrewwinu); ds Hirtu ischt im Wintär meischtuns uissunúm vam Deerffji gsi, will d Mattä und d Schiirini oi daa sind gsi; die Versorgung des Viehs hat im Winter meistens ausserhalb des Dorfes stattgefunden, weil die Heuwiesen und Scheunen auch da gewesen sind. Heute liegen die Ställe näher am Dorfrand und die Abläufe vam Hirtu haben sich mit der Modernisierung der Landwirtschaft auch etwas verändert.
hischju, hischjuti, ghischju(t); V; kichern, unterdrückt lachen; d Figäreetlini hent zuä ghischjut und umunándrä gitoschtut; die lebhaften Mädchen haben ständig gekichert und umhergekramt.
hitzblitzgu, hitzblitzguti, hitzgiblitzgu(t) od. ghitzblitzgu(t); V; wetterleuchten; lotz abu maal wiä das hitzblitzgut! schau doch mal wie das wetterleuchtet!
hitzgä, hitzgäti, ghitzgä(t); V; hecheln (Schafe, Hunde); ds Owwji hitzgät schee; das Mutterschaf hechelt stark.
Ho(o)laggschi, Ho(o)laggschini; N; s; Hohlaxt, Werkzeug mit rundlicher Schneide zur Erstellung von hölzernen Trögen und Dachrinnen; us Holaggschi bruicht mu fär un Trog uiszhacku; eine Hohlaxt benötigt man um einen Trog auszuhacken.
Hobulschpää; N; Mz; Hobelspäne, Holzspäne; wa mu hoblut daa gits Hobulschpää; wo man hobelt da gibt es Hobelspäne.
Hodscho; N; m; barsche, rüpelhafte Person; dem Hodscho ischt das nit so wichtig; jener grobklotzigen Person ist das nicht so wichtig.
Hoffaart; N; w; Ez; Hoffart, Eitelkeit, Hochmut; mit deer Hoffaart pärchúscht dui niä z heraatu; bei dieser Eitelkeit bekommst du nie zu heiraten.
hoffäärtig, - ä, - i, - s; eitel, heikel; äscht us hoffäärtigs Wiib, niggs passt mu; es ist eine heikle Frau, nichts passt ihr.
Hofroontag, Hofroontaga; N; m; Gründonnerstag; am Hofroontag fäändsch afa rällu; am Gründonnerstag fangen sie an die Ratschen zu betätigen.
Hoidlumpu, Hoidlumpä; N; m; Kopflumpen, Kopftuch; ds Wiibuvolch het duozumaal foorna und in där Çhillchu allpod u Hoidlumpu anggçhäbä; die Frauen haben damals draussen im Freien und in der Kirche immer ein Kopftuch getragen.
hoila; einwandfrei, fehlerfrei, in Ordnung; ich gloibu, das ischt nid allds hoila; ich glaube, das ist nicht alles einwandfrei.
Hoiri, Hoirini; N; s; Grossmaul, Aufwiegler; dascht u rächtä Hoiri; das ist ein richtiger Aufwiegler.
hoiru, hoiruti, ghoiru; V; rufen, schreien; schii mag schee ghoiru; sie vermag laut zu rufen.
hoischa; normal, bei Trost, bei Sinnen (meist im negativen Sinn verwendet); dui bischt nit gans hoischa; du bist nicht ganz bei Sinnen.
Hoit(u)çhischi, Hoit(u)çhischini; N; s; Kopfkissen; ich hä du Schnuizlumpu unnär ds Hoitçhischi gleit; ich habe das Taschentuch unter das Kopfkissen gelegt.
Hoit, Hoitär od. Heitär; N; s; Haupt, Kopf, Anzahl Stück Vieh; äär mag nimmä ds Hoid uifgghä; er vermag nicht mehr den Kopf aufrecht zu halten; schii sind mim Vee chu, mindeschtens us zächu Heitär häni gsee; sie sind mit dem Vieh gekommen, mindesten zehn Stück habe ich gesehen.
Hoitchleid, Hoitchleidär; N; s; Kopfbedeckung; leg abu us Hoitchleid á, äs räggnut; ziehe doch eine Kopfbedeckung an, es regnet.
hoitjucht, - ä, - i, - s; hochnäsig, überheblich, eitel, eingebildet, arrogant; dascht wirkli u hoitjuchti Beluusa; das ist wirklich eine hochnäsige und extravagant gekleidete Dame.
Hoitjuchti; N; w; Überheblichkeit, Eitelkeit; va barär Hoitjuchti hetsch nimmä rächt çhennu loiffu; aus purer Eitelkeit hat sie nicht mehr richtig laufen können.
Hoitschil(l)a, Hoitschil(l)ä; N; w; Totenkopf, Totenschädel; im Beihuisi het mu frièjär d Hoitschilä uifgitischut; im Beinhäuschen hat man früher die Totenschädel aufgeschichtet.
Holdärberr, Holdärberi; N; s; Holunderbeere; mit Holdärberi cha mu guätä Siirob und Kompfituir machu; mit Holunderbeeren kann man guten Sirup und Konfitüre herstellen.
Holdärschtuida, Holdärschtuidä; N; w; Holunderstrauch; dischi Holdärschtuidä sellti mu maal summi uwägg tuä; diese Holundersträucher sollte man mal einige entfernen.
Holzbock, Holzbeck; N; m; Sägebock; wiär bruiçhä un niwwä Holzbock; wir benötigen einen neuen Sägebock.
Holzloch, Holzlechär; N; s; Holzlagerraum; in iischum Holzloch hets fascht gçheis Holz mee; in unserem Holzlagerraum hat es beinahe kein Holz mehr.
Holzschroota, Holzschrootä; N; w; Zwischenlager für Brennholz; d Holzschroota ischt no volli; das Holz-Zwischenlager ist noch voll.
holzu, holzuti, gholzut; V; Brennholz sägen und verarbeiten; hiitu hei wär du gans Tag gholzut; heute haben wir den ganzen Tag am Brennholz gearbeitet.
hoo(ch), hooçhä, hooçhi, hoochs; hoch; dascht gad ee hoo; das ist gerade leicht zu hoch.
Hoochschii; N; m; Wissen, Ahnung; dui hescht gçhei Hoochschii; du hast keine Ahnung.
Hoochziig N; s; od. Hoochziit; N; w; Hochzeit, Hochzeitsfeier; an dem Hoochziig sii wär oi gsi; an jener Hochzeitsfeier sind wir auch gewesen.
Hoochziitär; N; m; Hochziitäri; N; w; Hoochziitär; N; Mz; Bräutigam, Braut, Brautleute;
d Hoochziitär gäänd in d Çhillcha färí; die Brautleute gehen in die Kirche hinein; iischum Hoochziitär rickts langgsam; unserem Bräutigam rückt die Zeit langsam näher; d Hoochziitäri blangjäd uf d Hoochziit; die Braut harrt auf die Hochzeit.
Hoogibei, Hoogibei; N; s; 1. Weberknecht (langbeinige Spinne); värschwind mär mit dem Hoogibei! verschwinde mir mit dieser Weberknecht-Spinne! 2. langbeinige, hagere Figur (Mensch und Tier); dui Hoogibei värtréitid oi eppis mee; du hagere Figur würdest auch etwas mehr an Körperfülle vertragen.
hooreid, - ä, - i, - s; starrköpfig, stur, eigensinnig; wärfär bischt de hiitu usoo hooreids? warum bist du denn heute so starrköpfig?
Hooreidi; N; Starrsinn, Sturheit, Eigensinn; mit deer Hooreidi chuscht nid wiit; bei der Sturheit kommst du nicht weit.
Hoorig, Hooriga; N; m; Rückenspeck, weisser Speck am Rückgrat des Schweines; ich schetzu du Hoorig nid seli; ich schätze den Rückenspeck nicht sonderlich.
Hoorli, Hoorlini; N; s; kreuzförmiges Brötchen aus Weissmehl; am Sunntag gits Hoorlini; am Sonntag gibt es kreuzförmige Brötchen aus Weissmehl.
Hoornär; N; m; Hornung, Februar (Monat); im Hoornär chumunt d Chatzä ronigi; im Februar werden die Katzen rollig.
hoornu, hoornuti, ghoornut; V; 1. mit Hörnern stossen; dischi úwaatlich Chuä hoornud alli; diese aggressive Kuh stösst alle mit den Hörner; 2. hupen, Signal geben; tuä mär driimaal hoornu! hupe mir dreimal!
Hoorufilz; N; m; Hornfilz, Filziges Hornkraut (Pflanze); in där Grièssärnu waggsut Hoorufilz; in der Grièssärna (Flurname auf Rossbodenalp) wächst Hornfilz. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 105.
Zuordnung zu Filzigem Hornkraut ist unsicher, Rückmeldungen sind erwünscht!
Hooruschlittu, Hooruschlittna; N; m; Hornschlitten, Lastschlitten (Vorgängerversion vom Boguschlittu); där Hooruschlittu hed an Schtell van dä zwei Begu zwei gibogni Zughooru; der Hornschlitten hat an Stelle der zwei Bögen zwei hornähnlich gebogene Zugbalken.
Hooruzwinga, Hooruzwingä; N; w; Hornspange, Regulierspange für Rindshörner; dii Hooruzwingä hensch schlächt anggleit; jene Hornspangen haben sie schlecht installiert.
hoorzä, hoorzäti, ghoorzä(t); V; herumsitzen, herumlungern; dui hoorzäscht du ganz Tag umunánd; du lungerst den ganzen Tag herum.
hops; schwanger, in Erwartung sein (obszöne Ausdrucksweise bei unverheirateten Frauen); dii ischt appa hops; die kriegt wohl ein Kind.
Hopschul, Hopschla; N; m; Frosch; där Hopschul ggumpud in du Putz; der Frosch springt in den Tümpel.
Hoschtatt, Hoschtett od. Hofschtatt, Hofschtett; N; w; Hofstatt, Ruine, Überreste von Fundament und Grundmauer; ds Gmaçhi ischt gans ínggschtitzt, mu gseet numu me u Hoschtatt; das Gebäude ist ganz eingestürzt, man sieht nur mehr eine Ruine.
Hosnä; N; Mz; Hose; äär ischt in dä niwwu Hosnu heim chu; er ist in den neuen Hosen nach Hause gekommen.
Hosubretschil, Hosubretschilä; N; m; Hosenträger; d Hosubretschilä cha mu värçhirzu; die Hosenträger kann man verkürzen.
Hosuschiissär, Hosuschiissära; N; m; 1. Angsthase, Hasenfuss, Waschlappen (Schimpfwort für ängstliche Person); welä aarmä Hosuschiissär bischt dui; welch ein armer Angsthase bist du; 2. Hosenscheisser (scherzhaft), Kind, das noch in die Hosen macht; iischä chlei Hosuschiissär bruicht niwwi Windlä; unser kleiner Hosenscheisser benötigt neue Windeln.
Hotuutär, Hotuutära; N; m; Aussichtspunkt auf Anhöhe; wiär sii uf denu Hotuutär gschtigu; wir sind auf jenen Aussichtspunkt gestiegen.
Houwwa, Houwwä; N; w; Hacke, Harke, Handwerkzeug mit quergeschäftetem Blatt; mit deer Houwwu häni du gans Gaartu ghouwwu; mit jener Hacke habe ich den ganzen Garten umgegraben. Varianten: Wässärhouwwa, Gaartuhouwwa, Schneehouwwa.
houwwu, houww(u)ti, ghouwwu(t); V; 1. hauen, schneiden; houw mär abu us bitzji Niisli ab! schneide mir doch ein wenig getrocknetes Schweinsfilet ab! 2. schlagen, hacken, umgraben; hescht mär du Gaartu ghouwwu? hast du mir den Garten umgegraben?
Howucha, Howuçhä; N; w; Karwoche; in där Howuchu hei wär ggärällut; in der Karwoche haben wir die Ratschen betätigt.
Huäd(ä)reiffu, Huäd(ä)reiffä; N; m; Krokus, Herbstzeitlose; we uf d Huädäreiffä schirig d Schwiimeijä chumä, de gäbäs nit vill Hew; wenn auf die Krokusse schnell die Löwenzähne folgen würden, dann gäbe es nicht viel Heu (Bauernspruch).
huäru; abscheulich, erheblich, sehr (vulgäre Ausdrucksweise, die sowohl im positiven wie auch im negativen Sinn als Verstärkung verwendet werden kann); dascht jetz huäru tumm; das ist jetzt abscheulich dumm; dascht huäru guät; das ist sehr gut.
huäschtu, huäschtuti, ghuäschtut; V; 1. husten; äs het du gans Morgu ghuäschtut; er hat am ganzen Morgen gehustet; 2. reklamieren, opponieren, meckern; daa gits niggs z huäschtu; da gibt es nichts zu meckern.
Huäschtu; N; m; Husten; dui hescht u leidä Huäschtu; du hast einen fürchterlichen Husten.
Hubul, Hubla; N; m; Verkleinerungsform: Hubulti, Hubultini; Hügel, Bodenerhebung; uf dum Hubul gsee wär veliicht bessär in d Wiiti; auf dem Hügel sehen wir vielleicht besser in die Ferne. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 20, 532.
Hudli, Hudlinä; N; w; Besäufnis, Ausschweifung; dii hend um parr Hudlinä zämu gnu; die haben ein paar Saufgelage zusammen gefeiert.
hudlu, hudluti, ghudlu(t); V; besaufen, schlemmen, schwelgen; jetz hescht de woll gnuäg ghudlut; jetzt hast du dann wohl genug geschlemmt. Siehe dazu auch värhudlu!
Hudul, Hudla; N; m; Lumpen; denu aaltu Hudul chascht uwägg gçhiju; jenen alten Lumpen kannst du wegwerfen.
Huft, Hift; N; w; Hüfte; ich gschpirus in där Huft; ich spüre es in der Hüfte.
Huiba, Huibä; N; w; Verkleinerungsform: Huibi, Huibini; 1. Haube, Kopfbedeckung; hescht gsee, was fär us flotts Huibi, dii áhet? hast du gesehen, was für ein schönes Häubchen die trägt? dii ischt no nid unnär där Huibu; die ist noch nicht unter der Haube (noch nicht verheiratet); 2. Axthaube, Beilkopf; weli schwääri Huiba het das Biäli; was für einen schweren Kopf hat dieses Beil.
Huibu sii (uf är -); aufsässig sein, zur Last fallen; warfär bischt mär hiitu usoo uf är Huibu? warum bist du mir heute so aufsässig?
huiffnu, huiffnuti, ghuiffnut; V; häufen, aufhäufen, stapeln, sammeln; äs huiffnud mär d Wäsch; es stapelt sich mir die Wäsche.
Huiffu, Huiffä od. Huiffna; N; m; Verkleinerungsform: Huiffji, Huiffjini; Haufen; uf welu Huiffu soli sus gçhiju? auf welchen Haufen soll ich es werfen? äs ischt mär vorchú wiä us Huiffji Eeland; es ist mir vorgekommen wie ein Häufchen Elend.
Huis, Hiischär od. Hiischi, Hiischini; N; s; Verkleinerungsformen: Huisi, Huisini; Haus; wiär hei us niws Huis gibuwwt; wir haben ein neues Haus gebaut; in iischum Hiischi gits gçhei Miisch; in unserem Haus gibt es keine Mäuse.
huislich, huisliçhä, huisliçhi; huislichs; sparsam, haushälterisch; das macht gçhei huisliçhi Gattig; das ist keine sparsame Haltung (Art und Weise);
huisu, huisuti, ghuisut; V; 1. Haus bauen; wiär hei niw ghuisut; wir haben ein neues Haus gebaut; 2. haushalten, wirtschaften, ökonomisch umgehen; wiä çhennd iär usoo huisu? wie könnt ihr finanziell so über die Runde kommen?
Huiszeichu, Huiszeichu; N; s; Hauszeichen (zur Kennzeichnung von Besitzansprüchen bei Gegenständen und Tieren); ewws Huiszeichu pschteid us umu Chriiz und zwee Schtäärnä; euer Hauszeichen besteht aus einem Kreuz und zwei Sternen.
Huit, Hiit; N; w; Verkleinerungsform: Hijtji, Hijtjini; Haut; äs het mär d Huit värbrennt; es hat mir die Haut verbrannt; iär çhennd uf där fuilu Huit liggu; ihr könnt auf der faulen Haut liegen; numu soo us zaarts Hijtji ischt zuäggwagsu; nur so ein dünnes Häutchen ist zugewachsen.
Hungärliidär, Hungärliidära; N; m; Hungerleider, Habenichts, Bedürftiger; dui bischt mär un aarmä Hungärliidär; du bist mir ein armer Habenichts.
Hungärtoli, Hungärtolini; N; s; Hungergrube, Hufteintiefung im oberen Bauchteil der Kuh; we d Çhiä gnuäg gfrässu hent, gseet mu d Hungärtolini vill weenigär; wenn die Kühe genug gefressen haben, sieht man die Hufteintiefungen viel weniger.
Hunig; N; m; Honig; hiir gits um Poli Hunig; heuer gibt es eine grosse Menge Honig.
Huntstaga; N; m; Mz; Hundstage, heisse Zeitperiode im Sommer (23. Juli bis 23. August); usoo wiä d Huntstaga ínngäänt, usoo gäänsch oi uis; so wie die Hundstage eingehen, so gehen sie auch zu Ende (alte Bauernregel).
hutzig, - ä, - i, - s; unfreundlich, rüpelhaft, schroff; wärfär bischt de hiitu usoo hutzigs? warum bist du denn heute so unfreundlich?
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