V
va waana; von woher; va waana chunt dii? von woher kommt die?
Vakánts; N; w; Absenz, Abwesenheit, Ferien, unbesetztes Amt bzw. Stelle; was maçhi wär bi diinär Vakánts? was machen wir während deiner Abwesenheit?
väráb; hinab, nach unten; wiär gää väráb; wir gehen hinab; schii sind väráb; sie sind nach unten gegangen.
värácha; weiter herüber, herbei; chum umaal värácha! komm mal weiter herüber!
värámenggu, värámengguti, värámenggut; V; zu Grunde gehen, verkümmern, verlottern lassen; tuä abu maal di Bluämä pschittu, suscht värámenggunsch no; begiesse doch mal die Blumen, sonst gehen sie noch zu Grunde.
värbeeschru, värbeeschruti, värbeeschrut; V; verschlimmern; ds chlei Bubi het schi schee värbeeschrut; die kleine Blessur hat sich stark verschlimmert.
värbennil(l)u, värbennil(l)uti, värbennil(l)ut; V; 1. Rocksaum mit Stoffband (Raspel) bordieren; iischi Muama hed ira Reck no sälbu värbennillut; unsere Tante hat ihre Rocksäume noch selber mit Stoffband bordiert; 2. hintergehen, überlisten, reinlegen, verschaukeln; daa hescht mi schee värbennillut; da hast du mich gehörig verschaukelt.
värblääwru, värblääwruti, värblääwrut; V; übertreiben, aufbauschen, überspitzen; wennt sus usoo värblääwruscht, de gloibt sus do niämu me; wenn du es so aufbauschst, dann glaubt es doch niemand mehr.
värbräämu, värbräämti, värbräämt; V; verbrämen, schönreden, idealisieren, verzerren, bagatellisieren; das hed är gans hipsch värbräämt; das hat er ganz schöngeredet.
värbrennu, värbrennti, värbrennt; V; verbrennen (transitiv); ich hä mi värbrennt; ich habe mich verbrannt. Heute ist die transitiv/intransitiv-Unterscheidung oft nicht mehr gewährleistet.
värbrinnu, värbrinnti, värbrunnu; V; verbrennen, brennen (intransitiv); täälis Holz värbrinnt guät; Föhrenholz brennt gut; ds Holz ischt allds värbrunnu; das Holz ist alles verbrannt. Heute ist die transitiv/intransitiv-Unterscheidung oft nicht mehr gewährleistet.
värbroosmu, värbroosmuti, värbroosmut; V; zerbröseln, zerbröckeln; dui hescht mär allds värbroosmut; du hast mir alles zerbröselt. Variante: zärbroosmu.
värbutzu, värbutzti, värbutzt; V; 1. verputzen, Verputz anbringen bzw. aufziehen; we värbutzuscht mär ds Hiischi? Wann ziehst du mir den Verputz auf das Haus? 2. Geld verschleudern oder verschwenden; wes us Fuifi Gääld het, so värbutzut sus; wenn er ein Fünfrappenstück Geld hat, so verschwendet er es; 3. ertragen, ausstehen (Verwendung meist als nit värbutzu: nicht dulden, nicht ertragen, nicht ausstehen); ich mag sus nit gvärbutzu, wenn dui mich áleiguscht; ich vermag es nicht zu ertragen, wenn du mich anlügst.
värchachlu, värchachluti, värchachlut; V; durcheinanderbringen, vermasseln, verderben; ich hä mär allds värchachlut; Ich habe mir alles vermasselt.
värcheibu, värcheibuti, värcheibut; V; zerstören, verderben; tuä mär niggs värcheibu! zerstöre mir nichts!
värçheltu, värçheltuti, värçheltut; V; erkälten; waa hescht di värçheltut? wo hast du dich erkältet? Variante: ärçheltu.
värçheschtigu, värçheschtiguti, värçheschtigut; V; verköstigen, abspeisen, mit Nahrung versorgen; dii selti mu värçheschtigu; die sollte man verköstigen.
värçhintu, värçhintuti, värçhintut; V; verkünden, auskünden (amtlich); där Heer het sus in där Çhillchu värçhintut; der Pfarrer hat es in der Kirche ausgekündet.
värchleipu, värchleip(u)ti, värchleipt; V; zukleben; warfär hescht allds värchleipt? warum hast du alles zugeklebt?
värchoort, - ä, - i, - s; verkehrt, falsch, verrückt; d Wääld ischt kompleet värchoorti; die Welt ist total verrückt.
värdaichu, värdaichti, värdaichut; V; verdanken, verpflichtet sein, erkenntlich zeigen; das värdaiçhi wär iischär Muätär; das verdanken wir unserer Mutter.
värdarbt, - ä, - i, - s; verdorben, vergammelt, defekt, unmoralisch; iär siid mär u värdarbti Puttig; ihr seid mir eine verdorbene Gesellschaft.
värdatträ, värdatträti, värdatträt; V; verdattern, überrascht sein, schockiert sein, bestürzt sein; äär ischt gans värdatträt, waan är sus hed ärfaru; er ist ganz schockiert gewesen, als er es erfahren hat.
värderpu, värderp(u)ti, värderpt; V; verderben, beschädigen, verunstalten; värderp mär sus nit! beschädige es mir nicht!
värdingu, värdingti, värdingt; V; verdingen, verpachten, gegen Bezahlung zur Verfügung stellen; schii värdingund nisch im Summär ds Vee; sie verdingen uns im Sommer das Vieh.
värdír; hinüber, weiter hinüber, weiter nach drüben; gang abu us bitzji värdír; geh doch ein wenig weiter hinüber.
värdrääju, värdrääti, värdräät; V; 1. verdrehen, entstellen, verfälschen; dui värdrääscht mär d Weertär; du verdrehst mir die Worte; 2. ausrenken, verrenken; äär het ds Bei värdräät; er hat das Bein verrenkt.
värdraat, - ä, - i, - s; verdreht, widerspenstig, verbogen, neckisch; deer hed us värdraats Muil; der hat einen neckischen Mund. Variante: värmaladraat.
värdriässig od. värdrissig, - ä, - i, - s; verdriesslich, verdrossen, unzufrieden, missmutig, übelgelaunt; was bischt de hiitu usoo värdrièssigs? warum bist du denn heute so missmutig?
värdriässu, värdriässti, värdriässt; V; verdriessen, schmerzen, traurig machen, Verdruss und Kummer bereiten; das värdrièsst mi schoo lang, dasi niggs me Nutz bi; das bereitet mir schon lange Kummer, dass ich zu nichts mehr tauge.
väreerä, väreerti, väreerät; V; geben, stiften, zuwenden, schenken; dits Pschteck het mär no d Muätär väreerät; dieses Besteck hat mir noch die Mutter geschenkt.
väreeru, väreerti, väreert; V; verehren, ehren, bewundern, verherrlichen; ich väreeru iischu Huisheiligu; ich verehre unseren Hausheiligen.
värfliäku, värfliäkuti, värfliäkut; V; fliehen, verflüchtigen, verschütten, verschwinden, weichen; värflièku tuät schi d Fiischtri, we mu ds Liächt umprennt; die Finsternis verschwindet, wenn man das Licht anzündet.
värfuärwäärchu, värfuärwäärchuti, värfuärwäärchut; V; verfuhrwerken, falsch anpacken, zum Scheitern bringen, durcheinanderbringen, einbrocken; das hei wär nisch sälbu värfuärwäärchut, das haben wir uns selber eingebrockt.
värgágrä, värgágräti, värgágrät; V; den Geist aufgeben, verzweifeln, umkommen, verwesen, faulen, vergammeln; bivor dui miär çhäämischt chu hälffu, çhennitich hiä värgágrä; bevor du mir zu Hilfe kämst, würde ich hier zu Grunde gehen.
Värgältsgott! Vergelt’s Gott! Dankeschön! us chleis Värgältsgott gçheerti mu de schoo; ein kleines Dankeschön würde ihm dann schon gehören.
värgässu, värgässä, värgässu; V; vergessen, ohnmächtig werden; värgiss de nid uf d Uir z lotzä! vergiss dann nicht auf die Uhr zu schauen! äs het gat värgässu; er ist gerade ohnmächtig geworden.
värgeiku, värgeikti, värgeikt; V; irreführen, täuschen, ablenken; ich hä schi värgeikt, dasch niggs hent gmerkt; ich habe sie abgelenkt, damit sie nichts gemerkt haben.
värgiischtig, - ä, - i, - s; missgünstig, neidisch, eifersüchtig, argwöhnisch; wennd usoo värgiischtigs bischt, chascht gçhei Freid hä; wenn du dermassen eifersüchtig bist, kannst du keine Freude haben.
värgiss di nit! vergiss es nicht! erinnere dich!
värgott; bestimmt, definitiv; das bischt värgott dui gsi; das bist bestimmt du gewesen.
värguggsu, värguggsuti, värguggsut; V; verwehen (durch Schneegestöber); äs het du Wägg värguggsut; es hat den Weg mit Schnee verweht.
Värguischt; N; m; od. Värgiischtigi; N; w; Missgunst, Neid; va barum Värguischt hets allds sälbu phlaaltu; aus purer Missgunst hat er alles selber behalten.
värgunnu, värgunnti, värgunnu; V; missgönnen, beneiden; dii värgunnd eim bisá no ds Buichwee; die missgönnt einem sogar noch das Bauchweh.
värhä, värhengji od. värhääbi, värhäbä(t) od. värhä; V; verheben, zurückhalten, sich beherrschen; ich muäss ds Brunzu värhä; ich muss das Pinkeln verheben; ich häs nimmä megu gvärhä und hä mus gseit; ich habe es nicht mehr vermocht mich zu beherrschen und habe es ihm gesagt.
värhaschplu, värhaschpluti, värhaschplut; V; verhaspeln, durcheinanderbringen, sich verfangen, verwickeln; äs het mu d Seilini värhaschplut; es hat ihm die Seile verhaspelt; in schiinär Áschpraach hets mu d Weertär värhaschplut; in seiner Ansprache hat es ihm die Wörter durcheinandergebracht. Siehe dazu auch Synonyme värlätschu, värwätschlu.
värheftu, verheftuti, värheftut; V; besetzen, reservieren, beanspruchen, belegen; schii hent di guätu Plätz schoo värheftut; sie haben die guten Plätze schon besetzt.
värhiit, - ä, - i, - s; widerspenstig, verschlagen, schlecht, grotesk; dascht u värhiiti Gschicht; das ist eine groteske Angelegenheit.
Värhiiti; N; w; Widerspenstigkeit, Boshaftigkeit, Falschheit; dascht bari Värhiiti; das ist pure Widerspenstigkeit.
värhoft, - ä, - i, - s; besetzt, unabkömmlich, verpflichtet, gebunden; ich bi hiä värhofts, ich cha nit chu; ich bin hier unabkömmlich, ich kann nicht kommen.
värhudlu, värhudluti, värhudlut; V; verprassen, verschwenden, verpulvern, vergeuden; wennd allds värhudluscht, landuscht us Tagsch uf där Schtraass; wenn du alles verprasst, landest du eines Tages auf der Straße. Synonym: värjodlu.
värhunzu, värhunz(u)ti, värhunz(u)t; V; verunglimpfen, verschmähen, heruntermachen, herabwürdigen; einä wa alli värhunzut, het gwondli sälbär Dräck am Schtäcku; einer der alle herabwürdigt, hat gewöhnlich selber Dreck am Stecken.
värí; weiter hinein, nach drinnen; ich hä sus värí gschtoosst; Ich habe es nach drinnen gestossen; wiär gää värí i Laggii; wir gehen weiter hinein ins Laggintal. Vgl. E. Jordan, Orts- und Flurnamen Simplon Süd (2006), S. 209.
väríäbu, väríäbti, väríäbt; V; verüben, anrichten, anstellen; was hescht abär väríäbt? was hast du wieder angestellt?
värícha; herein, herunter, weiter herunter, näher herunter; chum in d Schtuba värícha! komm in die Stube herein! dui çhenntischt us bitzji värícha chu; du könntest ein wenig näher herunterkommen.
väriischä, väriisch(ä)ti, väriischät; V; vereisen, zufrieren, mit Eisschicht überziehen; där Platz ischt väriischät; der Platz ist zugefroren.
värjodlu, vörjodluti, värjodlut; V; verschwenden, verjubeln, verprassen, verschleudern; äs het ds gans Gääld värjodlut; es hat das ganze Geld verschleudert. Synonym: värhudlut.
värlätschu, värlätsch(u)ti, värlätsch(u)t; V; sich verstricken, durcheinanderbringen, verwickeln; hiitu värlätschuts mär allds; heute bringt es mir alles durcheinander. Synonyme: värhaschplu, värwätschlu.
värliidu, värliiduti, värliidu(t); V; ertragen, aushalten; schii mag nit vill gvärliidu; sie erträgt nicht viel; äs värliidut no eppis; es erträgt noch etwas.
värlochu, värloch(u)ti, värlochut; V; vergraben, einlochen, verscharren; hiitu tarf mu niggs me värlochu; heute darf man nichts mehr vergraben. Variante: íl(l)ochu.
värlotträ, värlotträti, värlotträt od. värlottru, värlottruti, värlottrut; V; verlottern, verfallen, verkommen; dischi aaltu Ggääschä värlottränd alli; diese alten Gebäude verfallen alle.
värmaladiit, - ä, - i, - s; verwünscht, verflixt (arg); dii värmaladiitu Fleigä blaagund eis zuä; die verflixten Fliegen ärgern einen ständig.
värmaladraat, - ä, - i, - s; neckisch, spöttisch, ironisch; äs mit schiinum värmaladraatu Muil sellti umaal schwigä; er mit seinem spöttischen Mund sollte mal schweigen.
Värmaladraati; N; w; Ez; Neigung zu Neckerei, Ironie, Spass, Spott; äär gseed in schiinär Värmaladraati gçhei Grenzä; er kennt mit seinem Spott keine Grenzen.
Värmeerungsglas, Värmeerungsglesär od. Värmeerigsglas, Värmeerigsglesär; N; s; Lupe; ich hä us Värmeerigsglas pärchú; ich habe eine Lupe erhalten.
värmoorzgu, värmoorzguti, värmoorzgut; V; grob hantieren, vermurksen, verderben; das hescht jetz gad gans värmoorzgut; das hast du jetzt gerade ganz verderbt.
värnetzu, värnetz(u)ti, värnetzt; V; benetzen, befeuchten, vernässen, durchnässen; där Rägu hed nisch ds Hew värnetzt; der Regen hat uns das Heu vernässt.
värniiftig, - ä, - i, - s; vernünftig; in diinum Eltär sellti mu us bitzji värniiftigär sii; in deinem Alter sollte man ein bisschen vernünftiger sein.
värniitu, värniituti, värniitut; V; ablehnen, zunichtemachen, herabsetzen, schlechtmachen; dui värniituscht mär allds; du machst mir alles zunichte.
Värnuift; N; w; Vernunft, Einsicht; dui hescht gçhei Värnuift; du hast keine Vernunft.
Värnuiftzant, Värnuiftzent; N; m; Weisheitszahn; d Värnuiftzent tiènd mu schampar wee; die Weisheitszähne schmerzen ihn stark.
värplämpru, värplämpruti, värplämprut; V; vertrödeln, verpassen, versäumen, verspielen; das heid är cha värplämprut; das habt ihr euch verspielt.
vär(r)ätschu, vär(r)ätsch(u)ti, vär(r)ätscht; V; verraten, ausplaudern; schii hend nisch värrätscht; sie haben uns verraten.
vär(r)icku, vär(r)ickti, vär(r)ickt; V; 1. wegrücken, verschieben; dui hescht mär di Kumooda värrickt; du hast mir die Kommode weggerückt; 2. verrecken, verenden, sterben (bei Tieren normal, bei Menschen sehr herabwürdigend); iischi Hewwärgeis ischt värrickt; unsere Heuerziege ist verendet. (Heute wird diese Ausdrucksweise auch für Tiere zunehmend als derb empfunden). Synonym: chlecku.
vär(r)úckt (gçhei -), gçhei vär(r)úckt hä; keinen Arbeitseinsatz haben, kein Engagement haben, sich nicht beeilen; dii heint hiitu gçhei värrúckt; die haben heute keinen Einsatz.
vär(r)úckt, - ä, - i, - s; verrückt, zornig, irre; das ischt u värrucktä Trissil; das ist ein verrückter Knallkopf.
värsackuiru, värsackuiruti, värsackuirut; V; hintergehen, hereinlegen, reinlegen, täuschen; tuä mi nit värsackuiru! lege mich nicht herein!
värsappu, värsapputi, värsapput; V; übersättigen, zu viel essen; geschtär heid är cha alli värsapput; gestern habt ihr euch alle übersättigt.
värsässu, värsässnä, värsässni, värsässus; versessen, erpicht auf; schii ischt gad usoo värsässni eppis Niwwsch ánzfaa; sie ist gerade so darauf erpicht etwas Neues anzufangen.
värsatzt, - ä, - i, - s; starrköpfig, widerspenstig, trotzig; was ischt das fär u värsatztä Trissil? was ist das für ein widerspenstiger Dickkopf?
Värsatzti; N; w; Starrköpfigkeit; weli Värsatzti het deer! was für eine Starrköpfigkeit hat der!
värscheichu, värscheichti, värscheicht; V; verschenken; schii het mär us Hoorli värscheicht; sie hat mir ein Brötchen verschenkt.
värscheist, - ä, - i, - s; heikel, empfindlich, wehleidig, wählerisch, anspruchsvoll; ich bi nit värscheists, ich issu allds; ich bin nicht wählerisch, ich esse alles; äär weewinud zuä will är värscheistä ischt; er jammert ständig weil es wehleidig ist.
Värscheisti; N; w; Empfindlichkeit, Verwöhntheit; dii mid ira Värscheisti soll jetz numu maal Hungär hä; die mit ihrer Verwöhntheit soll jetzt nur mal Hunger haben.
värschiissu, värschiisti, värschissu; V; mit Kacke beschmutzen; we mu du Troo värschiisst, muäs mu nu oi butzu; wenn man das Klosett mit Kacke beschmutzt, muss man es auch putzen.
värschlaa, värschliègji, värschlagu; V; Ohr(en) verschlagen, vorübergehend wattiges Taubheitsgefühl haben (infolge plötzlicher Luftdruckveränderung, Erkältung oder Ohrenschmalz); äs het mär d Oorini värschlagu; es hat mir die Ohren verschlagen. Heute wird värschlääti bevorzugt.
värschliiffu, värschliifti, verschliffu; V; versickern, verschwinden; ds Wassär värschliift in där Wassärleitu; das Wasser versickert in der Wasserleite (Wasserleite ist undicht).
värschnur(r)u (schi -), värschnur(r)ti, värschnur(r)t; V; sich verreden, sich verplappern, ausplaudern; äär het schich värschnurrt; er hat sich verplappert.
värschruwwu, värschruwwnä, värschruwwni, värschruwwus; verschrien, anrüchig, dubios, schlechten Ruf haben, in Verruf sein, in Schmach und Schande sein; usoo chumi wär ubärall värschruwwni; so geraten wir überall in Schmach und Schande.
värschwicku, värschwickti, värschwickt; V; blitzschnell verschwinden; ich hä sus gsee värschwicku; ich habe es blitzschnell verschwinden gesehen. Siehe dazu auch unter ärschwicku!
värschwiinu, värschwiinuti, värschwiinut; V; versauen, besudeln, verschmutzen; tuä mär nit du ganz Bodu värschwiinu; verschmutze mir nicht den ganzen Boden. Synonyme: värsuwwu, värsudlu.
värsecklu, värseckluti, värsecklut; V; hintergehen, verschaukeln, reinlegen, überlisten; schii hend mi värsecklut; sie haben mich reingelegt.
värsee, värseeti, värsee; V; Verseh-Gang durchführen, Sterbesakramente (Beichte, Krankensalbung, Kommunion) spenden. Siehe unter värwaaru!
Värsee; N; Mz; Sterbesakramente (Beichte, Kommunion und Krankensalbung); där Heer het mu d Värsee prungu; der Pfarrer hat ihm die Sterbesakramente gespendet. Siehe dazu auch unter värwaaru!
värsolu, värsol(u)ti, värsolu(t); V; 1. versohlen, durchprügeln, vermöbeln, misshandeln; duozumaal hed mu unándrä eppä värsolut; damals hat man einander gelegentlich verprügelt; 2. verzetteln, zerstreuen; dui värsoluscht mär allds där ds Huis; du zerstreust mir den ganzen Dreck im Haus.
värsuimu, värsuimti, värsuimt; V; versäumen, verpassen; das hei wär värsuimt; das haben wir versäumt.
värsuwwu, värsuwwti, värsuww(u)t; V; versauen, vermiesen, vergeuden; pas uif und tuä nid allds värsuwwu! pass auf und vergeude nicht alles!
värtaalisch od. värtaacht, - ä, - i, - (u)s; verflixt, arg, schlimm, sehr; hiitu iss värtaalisch heiss; heute ist es sehr heiss; dascht u värtaachti Affrúnta; das ist eine arge Beleidigung.
värtäfilu, värtäfiluti, värtäfilut; V; mit Täferbrettern verkleiden; wiär hei d Schtuba niw värtäfilut; wir haben die Stube neu mit Täferbrettern verkleidet.
värtagä, värtagäti, värtagät; V; verderben, abgestanden werden, verfallen, ungeniessbar werden (bei Esswaren und verderblicher Ware); we das no lengär laascht la úmchaschtaa, värtagäts där de; wenn du das noch länger herumstehen lässt, verdirbt es dir dann.
värtätschu (schi -), värtätschti, värtätscht; V; platzen, explodieren, hochgehen, Beherrschung verlieren; äs het mi värtätscht; ich habe die Beherrschung verloren.
värteerlu, värteerluti, värteerlut; V; verwöhnen, einlullen, beruhigen, täuschen, schmeicheln, durch zureden oder vorsingen zum Schweigen bringen; jetz hescht ds Mämmi megu gvärteerlu; jetzt hast du das Kleinkind einzulullen vermocht.
värthí; ab jetzt, von nun an, fortan; värthi maçhi wär das nimmä usoo; von nun an machen wir das nicht mehr so.
värtiiflu, värtiifluti, värtiiflut; V; verteufeln, beschädigen, verderben; mit falschä Woortu cha mu vill värtiiflu; mit falscher Wortwahl kann man viel beschädigen.
värtoorggu, värtoorgguti, värtoorggut; V; zerknittern, zusammenknüllen, zusammenballen; häb mu Soorg und tuä sus nid usoo värtoorggu; trage Sorge zu ihm und zerknittere es nicht derart. Variante: zärtoorggu.
värtouwwä, värtouww(ä)ti, värtouww(ä)t; V; verdauen; hiitu het där Magu schwäär z värtouwwä; heute hat der Magen schwer zu verdauen.
värtouwwu, värtouww(u)ti, värtouww(u)t; V; verkraften, ertragen, akzeptieren; das hescht no nid megu gvärtouwwu; das hast du noch nicht zu verkraften vermocht.
värträägu, värtreiti, värtreit; 1. ertragen; dui värtreischt niggs; du erträgst nichts; 2. austragen, verteilen; äär muäss di Poscht värträägu; er muss die Post austragen.
värtreelu, värtreelti, värtreelt; V; verlieren, nicht mehr finden (weil es verlegt wurde); waa hescht du Schlussil värtreelt? wo hast du den Schlüssel verlegt?
värtroolt, - ä, - i, - s; zerstreut, gedankenlos, verspielt; äs ischt us värtroolds Junnji; es ist ein verspieltes Kind.
värtwellu (schi -), värtwellti, värtwellt; V; spielen, vertrödeln; d Junnjini värtwellunt schi gääru; die Kinder spielen gerne; äs cha schi du gans Tag värtwellu ooni schi z lengwiilu; er kann den ganzen Tag trödeln ohne sich zu langweilen.
värúacha; herauf; we chumid är värúacha? wann kommt ihr herauf?
värúbär; hinüber, nach drüben, nach drüben hinüber; we gääd är värúbär uf Briig? wann geht ihr hinüber nach Brig?
väruif; hinauf, nach oben, weiter oben; chuscht oi väruif? kommst du auch nach oben? dascht no väruif; das ist noch weiter oben.
värúis; hinaus, weiter hinaus, weiter draussen; wärfär gääd är nit väruis? warum geht ihr nicht weiter hinaus?
värúissa; heraus, weiter heraus, weiter draussen; wiär sii värúissa schtannu plibu; wir sind weiter draussen stehen geblieben.
värum(br)ácha; wieder hierher, wieder herbei bzw. herüber; warfär willd nimmä värumbrácha? warum willst du nicht mehr herüber (zu uns) kommen? schii wellund nimmä värummácha; sie wollen nicht mehr herüberkommen.
värum(m)áb; wieder hinab, wieder nach unten, wieder hinunter, wieder nach unten, unten; gang gscheidär värummáb! gehe gescheiter wieder nach unten! jetz isch är appa värummáb; jetzt ist er wohl wieder nach unten gegangen.
värum(m)í; wieder hinein; wiär gää där ds Tall värummí; wir gehen wieder ins Tal hinein.
värum(m)ícha; wieder herunter, wieder herein; chumät värummícha vors duichlät! kommt wieder herunter bevor es dunkel wird! chumm värummícha, voorna ischt z chaalt! komm wieder herein, draussen ist zu kalt!
värum(m)úacha; wieder herauf; iär chumät de woll appa nit z schpaat värummúacha; ihr kommt dann wohl nicht zu spät wieder herauf.
värum(m)úbär; wieder nach drüben hinüber; we gääd är värummúbär? wann geht ihr wieder heim (von Brig nach Simplon oder Gondo) hinüber?
värum(m)úif; wieder hinauf, wieder nach oben; jetz manglutischt appa värummúif gaa; jetzt solltest du wohl wieder nach oben gehen.
värum(m)úissa; wieder heraus; we chumid är värummúissa? wann kommt ihr wieder heraus?
värumbrí; (weiter) hinunter, nach unten (zum Bestimmungsort); schii gäänt värumbrí; sie gehen nach unten.
värumbrícha; wieder herab (zum Bestimmungsort), wieder herunter (zum Bestimmungsort); dui çhenntischt oi umaal värumbrícha chu; du könntest auch mal herab (zu mir) kommen.
värumbrúif; hinauf, nach oben (zum Bestimmungsort); wiär gää värumbrúif zär Schtiinu; wir gehen hinauf zu Christine.
värúnggeschtu, värúnggeschtuti, värúnggeschtut; V; entstellen, verunstalten, verunzieren, hässlich machen; tuä mit dem nid allds värúnggeschtu; verunstalte mit dem nicht alles.
värwäärffu, värwirfti, värwoorffu; V; 1. ablehnen; där Raat hed allds värwoorffu; der Rat hat alles abgelehnt; 2. verwerfen (Fehlgeburt haben, bei Tier); dischi Chuä het ds Chalb värwoorffu; diese Kuh hat das Kalb verworfen. Synonym: dargçhiju.
värwaaru, värwaar(u)ti, värwaar(u)t od. värsee, värseeti, värsee; V; Verseh-Gang durchführen, Sterbesakramente spenden (Beichte, Krankensalbung, Kommunion), in Ordnung bringen; där Heer ischt nu chu värsee od. där Heer het nu värwaarut; der Pfarrer hat ihm die Sterbesakramente gespendet.
värwannt, - ä, - i, - s; verwöhnt; hiä chunnd mu richtig värwannts; hier wird man richtig verwöhnt. Heute wird eher värwennt benutzt; us värwennts Jungi; ein verwöhntes Kind.
värwarrt, - ä, - i, - s; widerspenstig, eigensinnig; äs ischt us värwarrts Pirschtli; er ist ein widerspenstiges Bürschchen.
värwasmä, värwasmäti, värwasmät; V; Wasen (Rasen) bilden, mit Gras überwachsen; wennt sus guäd íchnättuscht de värwasmäts baald; wenn du es gut einstampfst, dann bildet es bald Rasen.
värwätschlu, värwätschluti, värwätschlut od. värwärschlu, värwäärschluti, värwäärschlut; V; verwickeln, verhaspeln, durcheinanderbringen, verwursteln, verstricken; ds Gaaru het mär schi värwätschlut; das Garn hat sich mir verhaspelt; tuä mär nid allds värwäärschlu! bringe mir nicht alles durcheinander! Synonyme: värhaschplu, värlätschu.
värwättrut, värwättrutä, värwättruti, värwättruts; V; verwittert, erodiert durch Wettereinfluss; äär hed u värwättrutä Huäd angçhäbä; er hat einen verwitterten Hut angehabt.
värwennu, värwennti, värwennt; V; verwöhnen; tuän isch nit z vill värwennu; verwöhne uns nicht zu viel.
värwiilu (schi -), värwiilti, värwiilt; V; verweilen, Zeit verbringen, sich aufhalten; äs het schi nid lang värwiilt; er hat sich nicht lange aufgehalten.
värwiissu, värwiisti, värwiissut; V; schmählich vorhalten, vorwerfen, nachtragen, vergelten; warfär miässunsch mär das allpot värwiissu? warum müssen sie mir das ständig vorhalten?
värwinnu, värwinnti, värwunnu; V; verwinden, ertragen, erdulden, verkraften, verschmerzen; das magi nit gvärwinnu; das vermag ich nicht zu ertragen; das häni nit värwunnu, dasch mär das allpot hent zuägçhä; das habe ich nicht verkraftet, dass sie mir das dauernd vorgehalten haben.
värwitschu, värwitschti, värwitscht; V; erwischen, schnappen, ertappen, hereinlegen; schii hend nisch ds Wassär värwitscht; sie haben uns das Wässerwasser weggeschnappt; ich hä nu värwitscht; ich habe ihn erwischt.
värwundru (schi -), värwundruti, värwundrut; V; sich wundern, erstaunen; das värwundrud mi, dass dui schoo daa bischt; das erstaunt mich, dass du schon da bist.
värzapfu, värzapf(u)ti, värzapft; V; vorflunkern, fabulieren, etwas Fragwürdiges behaupten; was värzapfuts nisch daa umúm? was flunkert er uns da wieder vor?
värzeetru, värzeetruti, värzeetrut; V; überall verstreuen, überall herumstreuen; tuä ds Hew nit zvill värzeetru; verstreue das Heu nicht überall herum! Varianten: zeetru, zärzeetru.
Värzenni; N; s; Lust, Drang, Begierde; dui hescht mär gçheerig ds Värzenni gmacht, us Bitzji z choru; du hast mir grosse Begierde ausgelöst, ein Stücklein zu kosten.
värzennu, värzennti, värzennt; V; gieren nach, gelüsten, etwas haben wollen, Lust haben nach; jetz värzennti mi gad us Glotzji Tschuggulaa; jetzt hätte ich gerade Lust nach einem Täfelchen Schokolade.
Väschprä; N; Mz; Nachmittagsandacht in der Kirche (Sonntagnachmittag); wiär sii alli in d Väschprä ggangu; wir haben alle die Nachmittagsandacht besucht.
väschpru, väschpruti, gväschpru(t); V; gestikulieren, fuchteln, übertrieben schwenken; schii hed mit beedä Hendu gväschprut und gmacht; sie hat mit beiden Händen gestikuliert und übertrieben gewunken.
Vättär(r)a, Vättär(r)ä; N; w; Verkleinerungsform: Vättärli, Vättärlini; Vättere, hölzernes, rundes Käsemodell (gedrechselt) mit Löchern in Boden und Deckel, worin man die Käsemasse für ein kleines Käslein (zum Hausgebrauch) hineinpresste; schii prässt du Chlumpu ins Vättärli; sie presst die Käsemasse in das Käsemodell. Die modernere Variante ist der Çhääsreiffu aus Holz, der in der Dorfsennerei bis in die 1980er Jahre verwendet wurde.
Vattär, Vättär; N; m; Vater; iischä Vattär hed mooru Giburtstag; unser Vater hat morgen Geburtstag.
vattärsiitsch; väterlicherseits; miini Värwandtu vattärsiitsch chumunt z Psuäch; meine Verwandten väterlicherseits kommen zu Besuch.
Vee; N; s; Vieh; ds Vee ischt in där Gschenti; das Vieh ist in Nachbars Grundstück. Die Verkleinerungsformen siehe unter Veelti, Veeltini!
Veechrangçheit; N; w; Viehkrankheit, Maul- und Klauenseuche (hochansteckende Viruserkrankung bei Rindern und Schweinen); d Veechrangçheit ischt moorts anngengliçhi; die Viehkrankheit ist sehr ansteckend.
Veedoktär, Veedoktra; N; m; Veterinär; där Veedoktär hed mièssu chu; der Veterinär hat kommen müssen.
Veelti, Veeltini; N; s; Verkleinerungsform von Viech; 1. Haustier, Tier; nid us einzigs Veelti hätti wär gsee; nicht ein einziges Haustier hätten wir gesehen; 2. Bestie, Biest, grober Mensch; wettigs Veelti bischt dui; welch eine Bestie bist du. Synonym: Viich, Viiçhär.
Veezeichnung, Veezeichnungä od. Veezeichnig, Veezeichnigä; N; w; Viehzeichnung, Rindviehschau mit Brandmarkierung der Hörner (heute sind es Ohrmarken, welche die genaue Identität der Tiere angeben und vom Tierbesitzer selber angebracht werden); uf där Veezeichnung het mun duozumaal dä Çhiänu mim Brandiisu d Hooru gibrennt; auf der Rindviehschau hat man dazumal den Kühen mit dem Brandeisen die Hörner gebrannt.
Veitanz; N; m; Tanzwut, Gehirnerkrankung mit halluzinierenden Auswirkungen und motorischen Störungen. Der Name Veit bezieht sich auf den Heiligen, der in solchen Fällen um Hilfe gebeten wurde; äs het gheissu, äs sii am Veitanz fascht gschtoorbu; es hat geheissen, er sei an der Tanzwut fast gestorben.
veliicht(är) od. viliicht(är); V; vielleicht; veliichtär ischt allds fär niggs; vielleicht ist alles für nichts (überflüssig). Früher wurde oft auch das italienische Wort matéma gebaucht; heute wird meist vliicht verwendet.
Velli, Vellinä; N; Trunkenheit, Alkoholrausch; äär het va groossär Velli nimmä megu pap gsägä; er hat wegen grosser Trunkenheit nicht mehr reden können.
Vettär, Vettra; Vetter, Cousin; Verkleinerungsformen: Vettri, Vettrini; i pçhennu nid alli Vettrini; ich kenne nicht alle Vettern.
vigiil; fleischlos; där Karfriitag ischt vigiil; der Karfreitag ist fleischlos.
Viich, Viiçhär; N; s; Viech, Getier, Ungeziefer; was ischt cha das fär us Viich; was ist doch das für ein Getier.
Viili, Viilini; N; s; Veilchen (Blume); weli hipschi Viilini hescht mär daa prungu! was für hübsche Veilchen hast du mir da gebracht!
villmeinund, - ä, - i, - s; überheblich; welä villmeinundä Kärli ischt das! was für ein überheblicher Kerl ist das!
Villmeinundi; N; w; Überheblichkeit; va groossär Villmeinundi hets värgässu, dass äs oi umaal unnuna hed mièssu afaa; aus lauter Überheblichkeit hat er vergessen, dass er auch mal unten hat anfangen müssen.
Vír(r)fuäss, Vír(r)fiäss; N; m; Vorfuss des Strumpfes; schii het du Vírrfuäss schoo glismutä; sie hat den Vorfuss schon gestrickt.
vír; vor, voraus, voran; gang abu dui vír; geh doch du voran; die Präposition existiert auch in häufigen Wortzusammensetzungen wie vírbättu, vírloiffu, vírsingu, vírmachu, usw.
vírär; vorwärts, weiter; ich chumu nimmä vírär; ich komme nicht mehr vorwärts; das Präfix existiert auch in vielen Wortzusammensetzungen wie vírärlipfu, vírärgaa, vírärfaru, usw.
vírärfaru, vírärfarti od. farti vírär, vírärgfaru; V; weiterziehen (nur mit Vieh); wiär sii va eim Schtelli ins neeschta vírärgfaru; wir sind von einem Stall in den nächsten weitergezogen.
vírärrobu, vírärrob(u)ti od. rob(u)ti vírär, vírärg(gä)robt; V; weiterzügeln, weiterziehen (mit Vieh und Habe); äs ischt umúm Ziit fär vírärzärobu; es ist wieder Zeit um weiter zu zügeln.
vírcha; hervor, heraus; warfär chuscht nit vírcha? warum kommst du nicht heraus? das Wort existiert auch in Zusammensetzungen wie vírchanä, vírchabringu, vírchachú, usw.
vírgaa, vírgièngi od. gièngi vír, vírggangu; V; vorgehen, vorausgehen, vorangehen; hina chascht dui dum Vee vírgaa; heute Abend kannst du dem Vieh vorangehen; diini Uir geit zächu Minuitä vir; deine Uhr geht zehn Minuten vor. Heute wird vírgääti bevorzugt.
virí; vor dem anderen hinein; gang dui virí! gehe du vor dem anderen hinein!
vírig, - ä, - i, - s; übrig, überzählig, restlich, vorig; äs ischt eis vírigs plibu; es ist eines übrig geblieben.
vírmachu, vírmääçhi od. määçhi vir, vírgmacht; V; vormachen, Gewinn machen; dui muäscht dum Junnji nid jedi Tummheit vírmachu; du sollst dem Kind nicht jede Dummheit vormachen; luid äRächnung hei wär hiir vírgmacht; laut Rechnung haben wir dieses Jahr Gewinn gemacht. Heute wird eher machti vir verwendet.
vírnääm, - ä, - i, - s; vornehm; dascht u vírnäämä Heer; das ist ein vornehmer Pfarrer.
vírsägä, vírseiti, vírgseit; V; vorsagen, vorkauen; diär muäs mu allds vírsägä; dir muss man alles vorsagen.
vírschig; vorwärts, vermutlich; hets ächt vírschig du Schlussil värgässu? hat er wohl vermutlich den Schlüssel vergessen?
vírschlaa, vírschlièngji od. schlièngji vir, virgschlagu; V; übrighaben, im Rest bleiben; wiär hei niggs vírgschlagu; wir haben nichts übriggelassen.
virúis; voraus, voran; gang abu dui virúis; geh doch du voraus.
virunaa; sonst, üblicherweise, gewöhnlich; virunaa iss oi ggangu; üblicherweise ist es auch gegangen.
vírwägu, vírwäguti od. wäguti vír, vírggwägut; V; Weg vorspuren, Spur vorziehen; wiär hei mièssu ga vírwägu; wir haben einen Weg vorspuren müssen.
visíärlich; - ä, - i, - s; delikat, wählerisch; dascht u visíärliçhi Meiggja; das ist ein wählerisches Mädchen.
voglu, vogluti, gvoglut; V; huren, begatten (derbe Ausdrucksweise); deer Ggoschung voglud ubärall umunánd und het gçheis Schämdi; jener Unhold hurt überall umher und hat keine Scham.
Vogt, Vegt; N; m; Vogt, Amtsverwalter; där Vogt het schiis Amt abggä; der Vogt hat sein Amt abgegeben. Varianten: Çhillchuvogt, Alpuvogt.
vogtu, vogtuti, gvogtut; V; bevogten, unter Vormundschaft stellen, bevormunden, gängeln, schikanieren; denu hendsch nid megu gvogtu; den hat man nicht zu gängeln vermocht.
Vogulberr, Vogulberi; N; s; Vogelbeere, Frucht der Eberesche; urriipfi Vogulberi sind giftigi; unreife Vogelbeeren sind giftig.
Vogulschpiis od. Gguggärschpiis; N; w; gemeiner Sauerklee; Gguggärschpiis hei wiär gibruicht fär Zalátt; Sauerklee haben wir als Salat gebraucht.
Volla, Vollä; N; w; Seihtrichter, trichterförmiges Milchsieb; nimm mär abu d Volla ab dum Çhibji! nimm mir doch den Seihtrichter vom Milchkübel weg!
Volluschuppu, Volluschuppä; N; m; Filterbausch für Seihtrichter; im Volluschuppu sellti weenig Dräck zärúggpliibu; im Filter des Seihtrichters sollte wenig Dreck zurückbleiben; nademm, das mu d Milch in d Senärii prungu het, sind d Volluschuppä värbottni chu, will schich daa Bazillä hèngji çhennu ásammlu; nachdem die Sennerei eröffnet wurde, sind die Filterbauschen verboten worden, weil sich daselbst Bakterien hätten ansammeln können.
voodär, voodrä, voodri, voodärs, voodärscht, voodärschtä; vorder; im voodru Huis hets gçheis Wassär; im vorderen Haus hat es keine Wasserversorgung. Heute wird voordär bevorzugt verwendet.
Voodärsiita, Voodärsiitä; N: w; Vorderseite; uf där Voodärsiitu gseets wäächär uis; auf der Vorderseite sieht es schöner aus.
voorna; draussen; voorna Iss hiitu windig; draussen ist es heute windig.
vorá; voran; wiär sii vorá; wir sind vorangegangen. Mögliche Wortzusammensetzung z. B. chopfvorá.
vóra; vorne; wiär schtää vóra dra; wir stehen vorne dran, d.h. ganz vorne.
vorfääru; vorletztes Jahr; vorfääru hets vill gschniit; vorletztes Jahr hat es viel geschneit.
vornächti; vorgestern Abend; vornächti sii wär schpaat heim; vorgestern Abend sind wir spät heim gegangen.
Vorschooss, Vorscheess; N; s; Schürze, Vorderseite der Tracht; d Faarb vam Vorschooss, vam Halstuäch und vam Krees het schich meischtuns naach där Çhillchufaarb grichtut; die Farbe der Schürze, des Halstuches und des Faltkranzes (Kres) hat sich meistens nach der liturgischen Farbe (der Kirche) gerichtet.
Vortreiçhi, Vortreiçhinä; N; w; Vortränke beim Hirtu, Viehfütterung im Stall vor dem Gang zur Treiçhi (Viehtränke); zär Vortreiçhi hets duozumaal u Schoossuta Heww und z Läcku ggä; zur Vortränke hat es dazumal einen Schurz Heu und Leckspeise gegeben. Vgl. dazu E. Jordan, Einheimische erzählen (1985), S. 54.
Voruitär, Voruitär; N; s; Voreuter, die vorderen beiden Zitzen inkl. entsprechender Euterteil der Kuh; dischi Chuä hed us flotts Voruitär; diese Kuh hat ein schönes Voreuter.
vorwäärtsch; fortwährend, dauernd; wiär mièssä vorwäärtsch dra schaffu; wir müssen fortwährend daran arbeiten.
vorzúä; 1. nacheinander, kontinuierlich, beständig; äär het märs vorzúä naagfillt; er hat es mir kontinuierlich nachgefüllt; 2. je nach Lage; vorzuä was chunnt maçhi wärs de; je nach Lage machen wir es dann.
vorzuänaa; der Reihenfolge nach, der Reihe nach; wiär nämä allds vorzuänaa; wir nehmen alles der Reihe nach.
Voschär, Voschär; N; s; Schürze; leg abu ds Voschär á, suschtär värsuwwuscht där diini fläätu Hosnä! ziehe doch die Schürze an, sonst verschmutzest du dir deine sauberen Hosen! Variante: Chuçhivoschär.
Voschärtagwa(n), Voschärtagwana; N; m; Brautwerbung, Tagesarbeit bei den Brauteltern als Werbung um die Hand der Tochter; bivor miis Techtärli bärchúscht, muäscht de no du Voschärtagwa chun ga machu; bevor du meine Tochter (zur Frau) kriegst, musst du dann noch deine Tagesarbeit als Brautwerbung erbringen.
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